Zwischen Mayschoss und Bad Neuenahr Das waren die Trends beim Tag der offenen Weinkeller

KREIS AHRWEILER · Großer Andrang herrschte beim Tag der offenen Weinkeller im Ahrtal zwischen Mayschoss und Bad Neuenahr. In der Rotwein-Region kam vor allem der Weißwein besonders gut an.

Egal ob Sonne, Wolken oder gar Schneeregen wie am Samstag: Der „Tag der offenen Weinkeller“ im Ahrtal ist wetterfest und wetterunabhängig. Sah man die Teilnehmer in früheren Jahren oft über den Rotweinwanderweg schlendern und im Wechsel mit dem Wein Sonne und Landschaft genießen, so wurde diesmal das Angebot der Shuttle-Busse im Zehn-Minuten-Takt dankbar angenommen.

Gäste, die schon öfter dabei waren, lobten die Organisation. Sie sei immer besser geworden. Und sie lobten die Weißweine: „Die sind ganz toll.“ Im Ahrweiler Winzerverein betreute Kellermeister Florian Schreier den Weißweinstand. Er hatte beobachtet, dass am liebsten Blanc-de-Noir-Weine probiert wurden. Großes Interesse gab’s auch für eine Neuheit des Winzervereins, den „Papillon“, eine Cuvée aus unterschiedlichen Weißweinsorten: Riesling, Müller-Thurgau und Gewürztraminer.

Ganz unten im Keller versammelten sich Rotweinfreunde. Sie probierten Barrique-Weine neben fruchtigen Tropfen. Die starke Nachfrage nach Weißweinen wurde in anderen Betrieben ebenfalls deutlich. Eine Besuchergruppe pries in der Mayschosser Genossenschaft den hellen Wein aus Spätburgundertrauben, Blanc-de-Noir. Dort hatten die Gäste pünktlich um 11 Uhr am Morgen nicht nur ein breites Angebot, sondern auch Zuflucht vor einem heftigen Schneeregenschauer gefunden. Bis zum Mittag waren schon 700 Gäste da, berichtete Dennis Leyendecker. Besonderes Interesse hätten sie außer an den Weinen und der Technik an der Organisationsform einer Genossenschaft und ihrer Geschichte.

Weinproben und Führungen durch die Weinkeller

Mit ihren Bonner Großeltern waren Mia (8) und Lucius (5) gekommen. „Es ist cool hier“, freute sich Lucius im Fasskeller zwischen Barriques und Fuderfässern. Derweil testeten die Eltern einen kräftigen Pinot Noir und halbtrockenen Rosé.

In Rech wartete ein Freundeskreis aus Köln, Dortmund und Aachen aufs Shuttle. Sie hatten sich in Ahrweiler einquartiert und stellten am Nachmittag fest: „Wir schaffen nicht so viel, wie wir dachten, aber wir versuchen, einen großen Überblick zu bekommen.“ Immerhin nahmen 17 Weingüter teil, und überall standen drei Proben zur Wahl. Trotz Rotweinparadies: „Weißer schmeckt uns besser“, waren sich die Freunde einig.

Während in einigen Weingütern Führungen angeboten wurden, besuchten die Gäste im Weingut Adolf Schreiner in Rech den Keller auf eigene Faust und diskutierten nach dem Rundgang in den Schneeregenpausen im Hof. „Es ist ein interessiertes Publikum, viele Besucher erinnern sich an unsere Weine aus dem vergangenen Jahr“, freute sich der Winzer. Bei ihm war der Rotwein Renner, alle Familienmitglieder sowie Freunde mussten mit anpacken und viele Fragen beantworten.

Auch die technische Verarbeitung interessierte

Gesellig war’s beim Aromaparcours im Weingut Riske in Dernau, wo Pfirsich, Aprikose, Vanille, Apfel und Himbeere erschnuppert werden konnten. In Dernau war es selbst auf den Straßen gesellig. Grüppchen schlenderten von Weingut zu Weingut, denn auch die Gebrüder Bertram und der Schlosshof sowie der Marienthaler Klosterhof hatten ihre Keller geöffnet.

Im Betrieb der Dagernova in Bad Neuenahr ratterten Flaschen auf dem Förderband, interessiert beobachteten die Gäste, wie der Wein in die Flasche kommt. „So etwas sieht man nicht jeden Tag, darum bleiben die Besucher bei uns lange“, berichtete Vorstand Thomas Monreal.

Veranstalter war der Verein Ahrwein. Er hatte alle 1700 Karten zu dem Event, das zum achten Mal stattfand, innerhalb von drei Stunden verkauft, berichtete Vorsitzender Peter Kriechel. Acht Shuttlebusse waren im Einsatz, 60 Prozent der Gäste kamen von außerhalb. „Es ist ganz toll, so viele gut gelaunte Menschen im Ahrtal zu haben“, freute sich der Winzer. „Unser Anliegen ist es, den Menschen den Wein nahezubringen, ihnen die Vielfalt zu zeigen, damit sie auch einmal in ein Weingut gehen, das sie sonst nicht besuchen und noch nicht kennen.“

Um 18 Uhr war Zapfenstreich. Aber nicht überall, denn da starteten abendliche After-Wine-Partys. Viele Auswärtige blieben so schließlich aus gutem Grund über Nacht an der Ahr.

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