Immer weniger Flüchtlinge in Ahrweiler Das Flüchtlingsdorf der AKNZ schließt

AHRWEILER · Noch im April hatte das Innenministerium dem DRK mitgeteilt, dass die Unterkunft bis zum 31. Dezember 2017 erhalten bliebe. Bis zu diesem Datum haben eigens eingestellte Mitarbeiter des DRK auch Arbeitsverträge. Nun soll die Aufnahmeeinrichtung geschlossen werden.

 Lange stehen sie noch nicht, die Shelter, die im November errichtet wurden. Innenminister Roger Lewentz machte sich damals ein Bild von den Bauarbeiten. Nun kommen die Shelter wieder weg.

Lange stehen sie noch nicht, die Shelter, die im November errichtet wurden. Innenminister Roger Lewentz machte sich damals ein Bild von den Bauarbeiten. Nun kommen die Shelter wieder weg.

Foto: Martin Gausmann

Überraschung für das Bundesamt für Katastrophenschutz (BBK) und für das Deutsche Rote Kreuz: Die Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (AfA) auf dem Gelände der vom BBK betriebenen Ahrweiler Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) wird geschlossen. Nach Vorgabe des Landes „so schnell wie möglich“.

Grund: Immer weniger Flüchtlinge kommen nach Deutschland. Betreut werden die Flüchtlinge in Ahrweiler von Mitarbeitern des DRK. Für sie kommt die Entscheidung des Landes reichlich überraschend. „Wir bedauern die Schließung. Im Sinne der Mitarbeiter muss jetzt die vorzeitige Vertragsauflösung sozialverträglich erfolgen“, teilte das DRK auf GA-Anfrage mit.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Ahrweiler Kreisverband der Hilfsorganisation erfahren, dass der Ministerrat des Landes erneut den Fortbestand der Aufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber sowie die vorzeitige Schließung einiger Einrichtungen diskutieren wird. Dem DRK-Kreisverband wurde dann mitgeteilt, dass die Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber vorzeitig dichtgemacht wird.

Das Betreuungsteam in der Flüchtlingsunterkunft sei unverzüglich vom Kreisverband über die überraschende Entwicklung informiert worden, berichtete DRK-Sprecher Thorsten Trütgen. Wie „der Prozess“ weitergehen wird, sei bisher nicht bekannt.

Ein konkreter Zeitplan liege dem Kreisverband Ahrweiler nicht vor. „Es wird sicherlich noch einige Gespräche mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion als Besitzer der AfA geben. Hier werden wir natürlich versuchen, die Interessen unserer Mitarbeiter bestmöglichst zu vertreten“, erklärte Trütgen weiter.

Erst im April sei dem Roten Kreuz durch das Innenministerium noch mitgeteilt worden, dass die Flüchtlingsunterkunft bis zum 31. Dezember 2017 – dem Ende der geplanten Laufzeit – in Betrieb bleiben werde. „Die neue Entscheidung trifft uns unvorbereitet und sorgt insbesondere unter den Mitarbeitern für entsprechende Bestürzung“, so Trütgen.

Insgesamt rund 700 Asylsuchende aus 15 Nationen und acht Sprachregionen sind bisher in der Unterkunft in Ahrweiler betreut worden. Die Kommunikation zwischen Betreuungspersonal und Bewohner ist möglich, da bisher immer DRK-Mitarbeiter vorhanden waren, die eine der acht Sprachen selbst sprechen. Die durchschnittliche Verweildauer in der Unterkunft ist naturgemäß von vielen individuellen Faktoren während der Asylverfahrensbearbeitung abhängig. In der Regel liegt sie aber zwischen vier und sechs Monaten. Aktuell leben lediglich noch 34 Asylsuchende auf dem AKNZ-Gelände.

Für die Flüchtlingsbetreuung sind dort 18 DRK-Mitarbeiter tätig. Bis auf drei Mitarbeiter, die bereits vorher beim DRK-Kreisverband Ahrweiler beschäftigt waren, verfügen alle in der Unterkunft tätigen Mitarbeiter über zeitlich befristete Arbeitsverträge bis zum 31. Dezember des nächsten Jahres.

Zum 1. November 2015 hatte der DRK-Kreisverband im Auftrag der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) den administrativen Betrieb des Flüchtlingslagers und die psychosoziale Betreuung der dort wohnenden Flüchtlinge übernommen.

60 Beton-Shelter – dabei handelt es sich um containerähnliche Unterkünfte aus Beton – wurden aufgebaut. Als Wohnraum stehen 50 Shelter für jeweils bis zu sechs Personen zur Verfügung. In weiteren sechs Sheltern sind die Hygienebereiche Bad und WC untergebracht. Vier weitere Shelter werden als Sanitätsraum und Kleiderkammer genutzt.

Auch gegenüber dem Akademiebetreiber habe das Land keine näheren Auskünfte gegeben. Das Bundesamt für Katastrophenschutz sei ebenfalls sehr kurzfristig informiert worden, hieß es aus dem BBK-Haus in Bonn.

„Es liegt noch keine abschließende Kostenrechnung vor.“

Die ADD in Trier teilte dem GA mit, dass die Shelter nun verkauft werden sollen. Welche Kosten im Zusammenhang mit dem Ahrweiler Flüchtlingslager seit dessen Eröffnung im Herbst des vergangenen Jahres angefallen sind, vermochte die Behörde nicht zu sagen: „Es liegt noch keine abschließende Kostenrechnung vor.“

Zu Wort meldete sich auch die Landtagsabgeordnete der Grünen, die frühere Wirtschaftsministerin Eveline Lemke: „Viele Haupt- und Ehrenamtliche haben hier in Ahrweiler gute Arbeit und wertvolle Hilfe für Flüchtlinge geleistet. Uns ist besonders wichtig, den Flüchtlingen in den rheinland-pfälzischen Erstaufnahmeeinrichtungen auch weiterhin eine gute Versorgung, Betreuung und Beratung anbieten zu können. Das hat bei sinkenden Flüchtlingszahlen zur Folge, dass man die Infrastruktur auf weniger Standorte konzentrieren muss. Manche Erstaufnahmeeinrichtungen müssen also schließen, so auch hier in Ahrweiler.“

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