Dagernova macht fast Millionen Euro Umsatz 1,5 Millionen Kilo Trauben im Keller

BAD NEUENAHR · Zufriedene Mitglieder gab es bei der Dagernova-Generalversammlung. Sie erlebten den letzten Geschäftsbericht von Vorstand Friedhelm Nelles.

Sie sind schon auf der Flasche und im Weihnachtsgeschäft im Verkauf, die hellen Jungen, die Dagernova-Weine des Jahrgangs 2016 wie Rivaner, Kerner, Rosé, Blanc de Noir und Weißherbst. Der gigantische September, der die Winzer in ganz Deutschland nach einem miesen Sommer rettete, sorgte sogar dafür, dass Kellermeister Günter Schüller und sein Team kleine Mengen für Prädikatsweine wie Spät- und Auslese, die 95 und 100 Grad Öchsle vorweisen müssen, auslagern konnten. 1,485 Millionen Kilogramm Trauben brachten die 603 Mitglieder im Herbst ein.

Im Geschäftsjahr 2015/2016 wurden rund 1,37 Millionen Liter an Wein, Sekt, Traubensaft und Branntwein von der Dagernova umgesetzt. Davon 53 Prozent an den Endverbraucher, 27 an den Lebensmitteleinzelhandel, der Rest an Weinfachhandel, Gastronomie und Export. Die Ahr Winzer eG erzielte einen Umsatz von rund 7,8 Millionen Euro, die Bilanzsumme betrug knapp elf Millionen Euro, der Jahresüberschuss 85 000 Euro. Mit einer satten Eigenkapitalquote von 52,3 Prozent steht die größte Winzergenossenschaft (WG) der Ahr – sie zeichnet sich deutschlandweit als einzigartig aus, weil mehr als 90 Prozent der Winzer im Nebenerwerb die Arbeit im Wingert verrichten – als überaus gesundes Unternehmen da.

Daher hatten die rund 200 Mitglieder, die der Einladung zur Generalversammlung in den Saal des Dagernova-Culinariums am Mittwochabend gefolgt waren, durch die Bank zufriedene Gesichter. Aufmerksam verfolgten sie den Geschäftsbericht von Vorstandssprecher Friedhelm Nelles, der diesen zum letzen Mal vortrug, da er am 30. Juni 2017 nach 38 Jahren bei der Genossenschaft, davon 27 Jahren im Vorstand, in den Ruhestand geht. Einstimmig stimmten die Mitglieder nicht nur dem Jahresabschluss zu, sondern erteilten auch Vorstand und Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Herbert Marner Entlastung. Der für die Dernauer zuständige Rheinisch-Westfälische Genossenschaftsverband hatte den Jahresabschluss geprüft. Demnach attestierte Verbandsvertreter Jürgen Zeitzem, dass die Ertragslage unverändert gut sei, dies insbesondere auch im Hinblick auf die an die Mitglieder gezahlten Traubengelder. Vermögen und Finanzlage der WG seien geordnet.

„In den vergangenen zehn Jahren konnten wir immer nur unterdurchschnittliche Ernten einlagern“, so Nelles im Pressegespräch. Theoretisch sei die Ernte von 1,9 Millionen Kilogramm Trauben auf den 151 Hektarn Rebfläche möglich. Aber zum einen gebe die Natur die Mengen vor, zum anderen dünnten die Winzer zur Qualitätssteigerung bewusst die Trauben aus. „Von daher haben wir im vergangenen Jahr auf die Belieferung eines Discounter-Großkunden verzichtet, konnten aber den Durchschnittsverkaufspreis um vier Cent je Liter steigern“, betonte Nelles.

Zu bedenken gab auch Vorstand Thomas Monreal, der nach dem Weggang von Nelles mit Günter Schüller das Geschäftsführungs-Duo bilden und für 30 Mitarbeiter verantwortlich zeichnen wird, dass 90 Prozent des im deutschen Lebensmittelhandel abgesetzten Weines für durchschnittlich 2,99 Euro pro Flasche verkauft würden. „Wir fangen bei sechs Euro an. Also ist der Verkauf beim Discounter kein Kanal, in den man zwingend einsteigen muss“, fand Monreal.

Das Geschäftsjahr wurde zur Konsolidierung genutzt, auch für 2017 stehen keine größeren Investitionen an. Die hatte die WG in den Vorjahren mit dem Umbau und der Renovierung von Vinothek, Restaurant und Saal des Dernauer Culinariums in Millionenhöhe getätigt. „Das Motto 'Genuss auf zwei Etagen'“, so Monreal, „kommt gut an.“ Getrennt hatte man sich im Sommer vom Gastronomiepächter, führt den Betrieb seitdem in Eigenregie mit Betriebsleiter und Küchenchef Marcus Krupp-Mattern – mit steigender Resonanz. Apropos Zuspruch: Günter Schüller, der im Januar/Februar den 2016er Riesling, Grau- und Weißburgunder füllen lassen wird, berichtete vom ungebrochenem Boom des Blanc de Noir.

Die Fangemeinde wachse stetig. Halbtrockene Weine lägen wieder mehr im Trend, ebenso alkoholärmere Rotweine. Schüller: „Barrique mit Augenmaß ja, ein allzu heftiger Holzgeschmack ist bei keinem Wettbewerb mehr gefragt.“ Monreal ergänzte: „Man muss nicht jeden Trend mitmachen. Und: Unser Kerngeschäft ist und bleibt der Rotwein.“

20 bis 25 Dagernova-Jungwinzer stehen für die „Mission Steillage“ und werden bei der Frühjahrsweinpräsentation am 10./11. März neben einem Blanc de Noir auch schon einen Spätburgunder als zweiten eigenen Wein an den Start bringen. Von den Jungen zu den Altgedienten: Bei der Generalversammlung wurden drei Mitglieder für 50-jährige Zugehörigkeit geehrt: Irmgard Görtz und Hans Toni Bertram aus Dernau sowie Hilbert Marner aus Rech. Dem Aufsichtsratsmitglied Dieter Großgarten verlieh Zeitzem für seine 25-jährige Aufsichtsratstätigkeit – von 2007 bis 2015 als Vorsitzender – die Silberne Ehrennadel des Genossenschaftsverbandes.

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