"Aggressiver Karneval"

Beamte nehmen in Bornheim sechs Personen wegen Körperverletzung fest

Bornheim. Während sich einige der "Opfer" von Weiberfastnacht noch im Bett über ihren Kater beklagten, zogen die Ordnungskräfte der Stadt Bilanz. Einig waren sich die Mitarbeiter von Stadtverwaltung, Rettungsdiensten und Polizei: Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend. "Wir haben alle Hand in Hand gearbeitet", erklärte Ordnungsamtsleiter Herbert Gatz, dessen Mitarbeiter Seite an Seite mit Polizeibeamten an den dichtesten Treffpunkten unterwegs waren.

Dies war in Roisdorf die Kreuzung Siegesstraße/Brunnenstraße/Ehrenfeld und in Kardorf die Kreuzung Lindenstraße/Mühlenfeld/Travenstraße. "Die Ausweiskontrollen haben aber ergeben, dass die allermeisten Jugendlichen mit Bier auch 16 Jahre alt waren."

Die gleiche Erfahrung machte auch Bernhard Spinnrock, Leiter der Bornheimer Polizeiwache: "Bei einem Getränkehandel bin ich auf eine Gruppe Jugendlicher gestoßen, die bei meinem Anblick sofort die Ausweise zückten und erklärten: Wir sind 16 und dürfen uns endlich auch besaufen", meinte er enttäuscht.

Flasche auf den Kopf

Aus Brühl und Bonn seien viele Jugendliche zu den Bornheimer Zügen gereist, "wo offenbar ein beliebter Treffpunkt ist - auch für diejenigen, die mit Schlägereien ihr Mütchen kühlen wollen", so Spinnrock. Im Laufe des Tages hätten die Kollegen unter seiner Richtlinie "Null Toleranz" oft sehr früh eingegriffen und viele Streits verhindert. "Dennoch beobachteten wir eine hohe Aggressivität und mussten in Roisdorf sechs Personen wegen Körperverletzung und Widerstand gegen Polizeibeamte festnehmen", sagte der Beamte.

Der so beendete Streit sei sogar geplant gewesen, hätten die Jugendlichen hinterher verraten - nur eben nicht unter den Augen der Polizei. In einem Fall hätten Jugendliche einem völlig Fremden eine Flasche auf dem Kopf zerschlagen. "Das war völlig willkürlich und hätte jeden treffen können." Entwaffnen mussten die Polizisten einen zwölfjährigen Roisdorfer, der aus dem Wohnungsfenster heraus mit einer Softairpistole auf die Feiernden geschossen hatte. Diese Waffe verschießt mit Luftdruck Plastikgeschosse.

Alkoholisierte Kinder

Insgesamt hatte Spinnrock 40 Beamte im Einsatz, darunter kontakterprobte Kräfte der Bonner Einsatzhundertschaft. Jugendamtsleiter Heinz Houben berichtete von fünf teilweise stark alkoholisierten Kindern und Jugendlichen, die zwei Mitarbeiter bis zur Abholung der Eltern betreuten - "die hatten bis zu 0,9 Promille".

Die Malteser waren mit 106 Helfern im Einsatz, leisteten etwa 70 Mal Hilfe wegen Kreislaufproblemen, Alkoholmissbrauch, Glasschnitt und "Faustunfällen", wie Zugführer Björn Beckenhusen bilanzierte. Für zwölf Feiernde endete der Tag mit einer Fahrt ins Krankenhaus. "Es war ein recht aggressiver Karneval, weil es kalt war, die Leute erst spät losgezogen sind und sich dann umso schneller betrunken haben", urteilte Beckenhusen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort