Abschied vom Alfterer Schloss

Alanus-Studenten ziehen aus dem denkmalgeschützten Gebäude aus - Neue Pächter gibt es noch nicht

Abschied vom Alfterer Schloss
Foto: Wolfgang Henry

Alfter. Der Innenhof sieht anders aus als sonst. Ein alter Holzschlitten liegt unter einem Bretterberg, drum herum türmen sich ausrangierte Wasserkocher, Waffeleisen und Kaffeemaschinen. Alles scheint in Bewegung zu sein.

Vor dem ehemaligen Wirtschaftstrakt räumen zwei Männer Schutt in den Container, eine junge Frau geht zügig in das gelbe Haus hinein. Indra Magdalena Henn hat noch viel vor an diesem Tag, sie zieht aus - raus aus dem Alfterer Schloss. Sie ist eine der letzten aus der Wohngemeinschaft von 24 Alanus-Studenten.

Die Hochschule, seit 1973 Mieterin des Gebäudes, hatte den Vertrag zum Ende Januar 2009 gekündigt, da sie an der Bonn-Brühler-Straße derzeit einen neuen Campus baut. Damit gibt sie nicht nur die Ateliers und Arbeitsräume der Architekten auf, sondern auch die Zimmer der jungen Leute.

Viereinhalb Jahre lang hat Indra Magdalena Henn in ihrem Turmzimmer gewohnt, für 185 Euro im Monat. Aber es ist nicht die vergleichsweise niedrige Miete, die sie begeisterte. "Der Zusammenhalt hier war sehr groß", schwärmt sie beim Kistenpacken. Sie erzählt von Grillabenden im Schlosspark, Pizza- und Plätzchenwettbewerben. Eine gemeinsame Küche gab es für alle Bewohner und insgesamt sechs Bäder. "Natürlich hatten wir auch mal Stress beim Putzen", blickt die 26-Jährige zurück.

Alfterer Wahrzeichen Der Ursprung des Schlosses geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Nach mehrfacher Zerstörung und Wiederaufbau wurde die Burg 1721 zum Barockschloss umgebaut. Seit 1188 war das Amt des kurkölnischen Erbmarschalls mit dem Gebäude verbunden. 1445 kam die Anlage in den Besitz der Altgrafen und späteren Fürsten zu Salm-Reifferscheidt-Dyck. Heute gehört das denkmalgeschützte Schloss der ältesten Tochter der Familie.Indra Magdalena Henn hätte ihr Zimmer im Schloss, das seit Jahren saniert wird, gerne behalten. Das Gebäude ist für sie "eine Oase mitten in Alfter, wo eine ganz besondere Atmosphäre herrscht". Die gebürtige Gießenerin weiß, warum ihr der Abschied so viel ausmacht. "Wir haben keine Ahnung, was aus dem Schloss wird. Das macht es noch schwerer", erklärt sie.

Schon seit Monaten sucht die Eigentümerin Marie Christine Gräfin Wolff Metternich erfolglos nach einem neuen Pächter (siehe "Nachgefragt" unten). Mehr Glück hatten Indra Magdalena Henn und neun ihrer ehemaligen WG-Kollegen. Die zehn jungen Leute haben ein neues gemeinsames Zuhause gefunden. Und das steht wieder in Alfter.

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