Abenteuer im wilden Kaukasus

MECKENHEIM · Die Meckenheimer Autorin Judith Sixel hat mit "Die Sucherinnen" einen Roman verfasst, der in Georgien spielt.

Die Autorin mit ihrem Werk: Judith Sixel aus Merl erzählt in "Die Sucherinnen" das Schicksal zweier georgischer Frauen.

Die Autorin mit ihrem Werk: Judith Sixel aus Merl erzählt in "Die Sucherinnen" das Schicksal zweier georgischer Frauen.

Foto: Wolfgang Henry

Es war zu Zeiten der Rosenrevolution vor acht Jahren, als die Meckenheimer Autorin und Lektorin Judith Sixel Georgien kennenlernte. Ihr Sohn heiratete in Tbilissi (Tiflis). Das Umfeld wirkte "heiter und harmlos", erinnert sie sich. Die Musikalität der Georgier beeindruckte die promovierte Philosophin, die auch Musik und Germanistik studiert hat und die ihre Erfahrungen für ein Buch genutzt hat, das jetzt unter dem Titel "Die Sucherinnen" erschienen ist.

Vor dem Hintergrund der euphorisch begrüßten Rosenrevolution in Georgien, die sich zur Dornenrevolution und schließlich zum georgisch-russischen Krieg entwickelt, lässt Sixel zwei Frauen ihren persönlichen Aufbruch zwischen West und Ost, Fremde und Heimat erleben.

Das Buch erzählt die Geschichte zweier Frauen, die verschiedene Wege gehen, um sich selbst zu finden. Sie stoßen dabei auf Geheimnisse und Schicksale, die mit der Geschichte des Landes verwoben und mindestens ebenso tief und atemberaubend sind wie die Schluchten des Kaukasus, in die es sie zeitweise verschlägt. Tamuna, die jüngere, kommt als Au-pair-Mädchen nach Deutschland und sucht dort sowohl die Liebe als auch berufliche Selbstverwirklichung.

Sie stößt zunächst auf den Unterschied der Kulturen. In Deutschland ist das Wetter kühl, und die Menschen sind sachlich und zielstrebig. Manche Hoffnungen der romantischen Georgierin werden enttäuscht. Sie erlebt aber auch positive Überraschungen. Sogar coole Erfolgsmänner sind gegen Liebe machtlos. Medea, die ältere, ist Psychotherapeutin in Wien und mit einem Russen verheiratet.

Sie wurde als Waisenkind von einer Deutschen in Georgien aufgezogen und stößt in ihrem zweckmäßig arrangierten Leben auf Grenzen, die sie überwinden will. Die Ursachen für ihr gehemmtes Temperament vermutet sie in ihrer georgischen Vergangenheit und macht sich auf die Suche nach ihrem Vater, bei der sie auch ihre Mutter findet.

Eine abenteuerliche Odyssee führt beide Sucherinnen zurück nach Chewsuretien. Dort kreuzen sich ihre Wege. Ein altes goldenes Medaillon verknüpft Spuren eines Geheimnisses.

Zugleich bietet es Gelegenheit für einen Seitenblick auf georgische Goldschmiedekunst, die an den früheren Reichtum des Landes erinnert. Auf den Höhen des Kaukasus entspinnt sich eine Mischung aus atemberaubendem Abenteuer- und Kriminalroman mit schmerzlichen Opfern. Die Namen Medea und Tamuna stammen aus Mythologie und Geschichte. Nebenbei erklärt Sixel auch noch den Ossetien-Konflikt zwischen Russland und Georgien.

Die Autorin äußert sich fasziniert über die georgische Polyphonie und die lebendige Gesangstradition. "Eine Stimme macht ihr Ding, eine andere Stimme ein ganz anderes, und trotzdem klingt es zusammen", sagt sie. Das ist ihr auch mit ihrem psychologisch-dramatischen Roman zwischen den Kulturen gelungen.

Judith Sixel, Die Sucherinnen, KaMeRu Verlag Zürich 2011, ISBN 978-3-906739-73-1, 332 Seiten, 25,50 Euro. Mehr zur Autorin: www.judith-sixel.de

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