Schwimmendes Museum Aalschokker in Bergheim wird zum Ausstellungsraum

Troisdorf · Die Fischereibruderschaft zu Bergheim an der Sieg baut die Maria-Theresia aus. Für die Restaurierung erhält die Fischereibruderschaft 26.000 Euro von der NRW-Stiftung, 15.000 Euro steuert der Heimat- und Geschichtsverein Troisdorf bei. Hinzu kommen viele weitere kleinere Spenden.

 Dieter Scharrenbroch zieht die Stromkabel aus dem Wasser an Deck.

Dieter Scharrenbroch zieht die Stromkabel aus dem Wasser an Deck.

Foto: Meike Böschemeyer

Zunächst muss das Regenwasser raus. Mit kräftigen Bewegungen schippt Günter Engels den Boden des Bötchens leer. Schließlich soll es möglichst trockenen Fußes vom Steg am Fischereimuseum in Bergheim zum Aalschokker Maria-Theresia gehen, der an seinem Platz im Sieg-Altarm Diescholl liegt. Sanft steuert der Erste Brudermeister der Fischereibruderschaft zu Bergheim das Fischerbötchen mit dem Paddel Richtung Schokker. Mit an Bord: Dirk Ortmann, Vorsitzender des Fördervereins des Fischereimuseums, Werkzeug, eine Aalreuse und ein kleines Holzmodell der Maria-Theresia. Denn künftig soll das größte Ausstellungsstück des Museums und einzige bewegliche Denkmal der Stadt Troisdorf nicht nur von außen zu bestaunen sein. Die Fischereibruderschaft und der Förderverein bauen das Innere des Aalschokkers derzeit zum begehbaren Museumsschiff aus.

„Heute gibt es Strom“, sagt Engels. Der Elektriker folgt im nächsten Boot. Die Kabel sind vom Museum den Hang hinunter und durch das Wasser gezogen. Nun ist das letzte Stück über das Deck in die Kajüte an der Reihe. Meter für Meter zieht Dieter Scharrenbroch durch den Boden, damit im Inneren die frisch montierten Lampen leuchten.

Über eine kleine Stiege geht es hinein. Der Innenausbau ist bereits weit vorangeschritten: Die Holzverkleidung ist gestrichen, der neue Fußboden verlegt, die Bullaugen sind erneuert. „Hier in der Kajüte war ein Herd drin, ein Etagenbett. Hier haben die Fischer gelebt“, erzählt Engels. Künftig geben dort zwölf Schautafeln mit Texten von Museumsleiterin Petra Recklies-Dahlmann, Exponate verschiedener Rheinfische und Reusen zum Fischfang sowie Videos einen Einblick in die Aalfischerei und erzählen von der Geschichte der Maria-Theresia. „Ich bin zurzeit noch in Verhandlungen, um das Exponat eines Aals zu bekommen“, so der Erste Brudermeister.

Zur Lux-Werft nach Mondorf

Der Umbau des Schiffs beschäftigt die Fischereibruderschaft bereits seit einiger Zeit. Im Dezember 2017 wurde die Maria-Theresia zur Restaurierung in die Lux-Werft nach Mondorf geschleppt. Dort besserten die Mitarbeiter Roststellen aus, grundierten das Schiff aus dem Jahr 1894 und lackierten es zweimal. „Alles in der Farbe, wie im Originalzustand“, sagt Engels. Ein neuer 15 Meter hoher Mast musste ebenfalls her, da der alte in der Spitze gefault und gespalten war. Hinzu kam auch eine neue Reling – zur Sicherheit der künftigen Besucher.

Die Arbeiten waren nach wenigen Monaten beendet, das Aalfangschiff aber noch lange nicht wieder zurück am Museum in Bergheim. Das nötige Hochwasser fehlte, weshalb er lange im Mondorfer Hafen lag. Erst in diesem März reichte die Wasserhöhe aus, um das Schiff zurück aufs Diescholl zu schleppen. Denn einen Motor hat das holländische Flachbodenboot nicht, das ursprünglich als Frachtschiff gebaut und 1941 von der Familie Mertens aus Bergheim gekauft und umgebaut wurde. „Das Wasser war für zehn Stunden so hoch, dass es über die Brücke zur Diescholl ging“, erzählt Engels, der zu dieser Zeit häufig Kontakt mit den Wasserschifffahrtsämtern hatte. Und so kam der Aalschokker zurück an seinen angestammten Platz im Sieg-Altarm, den er seit 1987 inne hat.

Dorthin bringt ein Fischerboot, die Alosa, demnächst die Besucher des Museumsschiffs. Acht bis zehn sollen es bei den Führungen höchstens sein – sonst wird es zu eng in der Kajüte. Damit das Ein- und Aussteigen an der Maria-Theresia nicht zu wackelig wird, soll das Boot „Pakwa“ als Gangway dienen. Die Idee, einen Steg zum Aalschokker zu bauen, haben Bruderschaft und Förderverein schnell wieder verworfen. „Einerseits sind wir hier im Naturschutzgebiet“, sagt Dirk Ortmann. Andererseits könne ein Steg auch Vandalismus mit sich bringen. Das hat die Bruderschaft bereits erlebt. So hätten Vandalen die Bullaugen des Aalschokkers zerstört, als er an Land gelegen habe, und auch die Solarzellen des ehemaligen Solarboots „Pakwa“ seien Randalierern zum Opfer gefallen.

800 Stunden an Eigenleistung

Für die Restaurierung der Maria-Theresia erhält die Fischereibruderschaft 26.000 Euro von der NRW-Stiftung, 15.000 Euro steuert der Heimat- und Geschichtsverein Troisdorf bei. Hinzu kommen viele weitere kleinere Spenden. Auch ortsansässige Firmen wie die Lux-Werft, Holz Mandt aus Mondorf, die Schreinerei Mondorf aus Bergheim oder Elektro H.G. Schmidt aus Eschmar unterstützen das Projekt, ebenso die Städte Troisdorf und Niederkassel. „Es werden nachher um die 50.000 Euro an Kosten sein“, sagt Engels. Darüber hinaus haben die Fischereibrüder bislang 800 Stunden an Eigenleistung eingebracht.

Die offizielle Eröffnung des Museumsraums im Aalschokker ist laut Engels derzeit für Oktober oder November geplant. Wie oft es danach Führungen durch die „Außenstelle“ des Fischereimuseums gibt, ist noch offen. „Wir brauchen dafür Bootsfahrer, Sicherungspersonal und Führer“, so Ortmann. „Das wird alles auf freiwilliger Basis gemacht.“ Mit den letzten Arbeiten müssen sie aber bereits früher fertig werden. Beim Fischerfest am Sonntag, 29. September, stehen drei Fahrten zum restaurierten Schokker auf dem Programm. Bis dahin werden Günter Engels und Dirk Ortmann noch einige Male mit Bötchen und Paddel über das Diescholl gleiten und zur Maria-Theresia übersetzen.

Das Fischerfest beginnt am 29. September um 11 Uhr im und rund um das Fischereimuseum Bergheim. Bis 17 Uhr zeigen die Fischereibrüder unter anderem, wie Forellen geräuchert oder Netze gesetzt werden.

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