GA-Serie "Rheinische Redensarten" Ze Poschte kütt dä Höppelepöppel

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir bedeutungstiefe Redewendungen.

Diese Ausnahme muss jetzt mal sein. Wir wenden uns einem Satz zu, der so sicher keine rheinische Redensart ist. Aber: Es ist trotzdem in mancherlei Hinsicht interessant, sich damit zu beschäftigen. Denn der Satz, der so durchaus hin und wieder Anwendung finden könnte, sagt einiges über die Physiognomie unseres rheinischen Dialektes aus.

Es geht um die frisch von uns erfundene Wendung: „Ze Poschte kütt dä Höppelepöppel.“ Wem die Vokabeln nicht gleich geläufig sind, mag sich vielleicht akustisch an das Poppeköchekäppesche erinnert fühlen. In dem Puppenküchenköhlchen, also dem Rosenkohl, kommen ähnlich viele Umlaute vor. Und das wirkt immer besonders niedlich. Aber lassen wir einfach mal den Hasen aus dem Sack und übersetzen den Satz in Hochdeutsche: „Zu Ostern kommt der (Oster-)Hase“.

Da wird einem vieles klarer. Der Höppelepöppel ist also der Hase. Im Rheinischen kann man zwar auch schlicht „Has“ zu dem vom Aussterben bedrohten Feldtier sagen, aber die längere Variante ist lautmalerisch viel anspruchsvoller und man meint, das Tier über die Brache hoppeln zu sehen. Das vielfach damit verwechselte Pendant, das Kaninchen, wird übrigens im Dialekt als „Kning“ bezeichnet – ohne Zweifel eine ganz starke Verkürzung des hochdeutschen Wortes Kaninchen.

Wortgeschichtlich ist allerdings der Begriff Poschte noch viel interessanter. Er ist im Neuen kölnischen Sprachschatz von Adam Wrede aus dem Jahr 1956 erwähnt. Demnach stammen Posche und Poschte vom jüdischen Passah-Fest ab. Es wurde aber im Rheinland seit Ende des 19. Jahrhunderts schon nicht mehr benutzt. Noch länger ist es allerdings nachweisbar in zusammengesetzten Begriffen wie Poschwegge (Osterweißbrot), Poschlämmche (Osterlamm) und Poschdagsbeß (das beste Kleid). Letzteres bezeichnet den alten Brauch zu Ostern ein neues Kleid oder einen neu erworbenen Anzug anzuziehen. Das wurde in Teilen der Bevölkerung noch lange praktiziert. Und es symbolisiert die Erneuerung durch die Auferstehung.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Die „Rheinischen Redensarten“ aus der wöchentlichen Kolumnenserie des General-Anzeigers sind als Buch erschienen und im Handel zu haben. Das gedruckte Werk hat die Edition Lempertz verlegt, ISBN: 978-3-96058-211-3, es kostet 9,99 Euro.

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