GA-Serie "Rheinische Redensarten" Wer em Düstere bütz, moß em Helle jewählt han

Region · In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

 Was bedeutet "Wer em Düstere bütz, moß em Helle jewählt han"?

Was bedeutet "Wer em Düstere bütz, moß em Helle jewählt han"?

Foto: GA-Grafik

Manchmal sind die rheinischen Redensarten mitten aus dem Leben gegriffen. Da gibt es dann auch keinen philosophischen Interpretationsspielraum. Das ist bei folgendem Satz ganz offensichtlich der Fall:

„Wer em Düstere bütz, moß em Helle jewählt han. “ Wer das übersetzen kann, versteht auch den Sinn sofort: Wer im Dunkeln küsst, muss im Hellen gewählt haben.

Wir dürfen uns diesbezüglich einige Fragen stellen. Offenbar wollte der Mundartsprecher, der den Satz einst kreierte, davor warnen, dass man irgendwie die falsche Partnerwahl vornehmen könnte, weil am Auswahlverfahren nicht alle Sinne gleichermaßen beteiligt waren. So müssen wir davon ausgehen, dass er mit dem Satz auf die optische Dimension zielt. Er fürchtet ein Exemplar zu wählen, das seinen ästhetischen Ansprüchen nicht genügt. So etwas kann natürlich passieren, wenn man allzu kurzentschlossen vorgeht.

Spannend wäre die Frage, wie oft demjenigen das schon passiert ist? Und welcher Art die schlechten Erfahrungen waren, die er dabei machte? Wie konnte es überhaupt sein, dass er gezwungen war, im Dunkeln zu wählen? Geschah dies an einem Ort, an dem keinerlei Licht vorhanden war? Oder war vielleicht die Helligkeit in seinem Kopf durch bewusstseinseintrübende Substanzen beeinträchtigt?

Wie dem auch sei, es handelt sich wohl um einen wohlgemeinten Rat, die Partnerwahl nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn wenn man nicht gerade ständig im Dunkeln wählt, sondern die Tendenz zur Treue hat, könnte das andernfalls fatale Auswirkungen haben. Dann hat man ein Leben lang Spaß dran. Wir hatten an anderer Stelle schon mal einen ähnlichen Rat. Und der lautete: Zo fröh gefreit hät off gereut. Heißt: Zu früh gefreit, hat oft gereut.

All das ist eine Variante des alten Schiller-Zitats aus der Glocke: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet. Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang.“ Unterm Strich heißt das wieder einmal: Man kann nicht vorsichtig genug sein. Denn jeder trägt selbst die Verantwortung für sein Tun. Und das Leben ist zu allererst auf eigene Gefahr.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter Adresse: rheinisch@ga.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort