GA-Serie "Rheinische Redensarten" Was bedeutet "Dat es ävve ene fiese Möpp"?

Bonn · In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir bedeutungstiefe Redewendungen. In dieser Ausgabe geht es um den „fiese Möpp“. Kennen Sie den Ursprung?

 Das ist aber ein unangenehmer Hund.

Das ist aber ein unangenehmer Hund.

Foto: GA-Grafik

Man weiß im Rheinischen nie, ob ein Lob auch tatsächlich als Lob gemeint ist. Mann muss schon genau hinhören, um eine ganz subtile Ironie herauszuhören. Ähnlich ist es mit den Verunglimpfungen. Ein Satz, der sich auf Anhieb erst einmal schwer beleidigend anhört, kann in Wirklichkeit beinahe liebkosend gemeint sein. Oder er klingt einlullend, hat aber nachhaltig abwertende Bedeutung.

In dieses Minenfeld treten wir mit dem Satz: „Dat es ävve ene fiese Möpp.“ Die Redewendung klingt so gefällig, dass sie im Laufe der Zeit in den Allgemeingebrauch im Hochdeutschen übergegangen ist. Dort kennt man den Satz auch: Das ist aber ein unangenehmer Möpp. Wobei er interessanterweise anwendbar ist, ohne dass man genau wissen, was Möpp eigentlich genau heißt.

Was ist eigentlich ein Möpp?

Die Antwort ist so kurz wie einleuchtend: Der Möpp ist ein kleiner Hund. Und man kennt sie ja, diese kurzbeinigen Hündchen, die fehlende körperliche Präsenz mit kläffender Aufdringlichkeit kompensieren. Wir möchten an dieser Stelle keinem Hund und keinem Hundefreund zu nahe treten, aber der Befund ist sicher allgemein nachvollziehbar.

Mundartsprecher Ernst Mainusch berichtet davon, dass der Satz früher sehr gebräuchlich war, und zwar oft mit dem Zusatz „der kann sich selevs net rüche“ (der kann sich selbst nicht riechen).

Das ist natürlich noch einmal eine deutliche Steigerung. Da ist jemand, der nicht nur anderen unangenehm aufstößt, sondern sogar so fies ist, dass er sich selbst nicht leiden kann. Diese Form von Selbsterkenntnis ist nicht jedem gegeben, kann aber hilfreich sein auf dem Weg der Besserung.

Möpp ist vielfältig einsetzbar

Der Begriff Möpp ist übrigens auch noch anderweitig einsetzbar. So bedeutet etwa „ich han de Möpp“, dass jemand keine Lust zu etwas hat oder regelrecht schlecht gelaunt ist. Und die „wölle Möpp“ ist eine wollene Unterjacke. So oder so ist der Ausdruck der Enttäuschung über das Gegenüber, sowohl als Dokument der Überraschung als auch der Warnung anderen gegenüber zu interpretieren. Denn vor so einem Typen sollte man sich auf jeden Fall in Acht nehmen.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Die „Rheinischen Redensarten“ aus der wöchentlichen Kolumnenserie des General-Anzeigers sind als Buch erschienen und im Handel zu haben.

Der GA bietet außerdem in Zusammenarbeit mit LVR-Sprachforscher Peter Honnen den Podcast „So geht Rheinisch“. Weitere Infos unter www.ga.de/podcast.

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