Grafschaft Verein will Frankensiedlung nachbauen

GRAFSCHAFT · Er hat Großes vor, der Grafschafter Verein Frankensiedlung Nithrindorp. Letzteres ist die alte Form von Nierendorf, wo eine historische Flurkarte einen fränkischen Hof ausweist. Das ist der Auslöser, warum der Verein um Mathias Heeb auf der Grafschaft eine Frankensiedlung nachbauen will.

Da Nierendorf aus landschaftsplanerischen Gründen ausscheidet, haben die Vereinsmitglieder den alten Rasenplatz in Esch als möglichen Standort ins Auge gefasst.

Was dort entstehen könnte, erklärte Mathias Heeb im Gespräch mit dem General-Anzeiger: "Herzstück ist ein fränkisches Gehöft, also ein Langhaus mit Nebengebäuden. Es soll exemplarisch die Grafschafter Siedlungsgeschichte im Frühmittelalter darstellen." Dabei verweist Heeb auf den alten Nierendorfer Hof, der ursprünglich zur Abtei Corbie bei Amiens in Frankreich gehörte, bevor er 1311 an die Eigentümer der Burg Landskrone abgetreten wurde.

Die Pläne des im August 2011 gegründeten Vereins mit seinen aktuell 40 Mitgliedern will Heeb heute Abend ab 20 Uhr im Holzweiler Jugendheim vorstellen. Dabei will er auch klarmachen, dass es für den möglichen Standort Sportplatz Esch keine landesplanarischen Bedenken gebe. Standortvorteile seien zudem die Lage an der künftigen Kreisstraße nach Gelsdorf, der vorhandene Stromanschluss und die Wasserversorgung in nächster Nähe.

Hauptargument für den 48-jährigen Religionspädagogen und Landschaftsbauer ist die touristische Aufwertung der Grafschaft: "Wir haben ja sonst nicht viel." In der Frankensiedlung werde Interessierten ein "Leben im Mittelalter auf Zeit" geboten. Heeb: "Die Leute sollen entschleunigen können, die Seele baumeln lassen."

Seine Mitstreiter haben indes auch ganz konkrete Pläne. Ein Schmied will eine mittelalterliche Werkstatt einrichten, eine Töpferei soll es geben, und auch ein Bogner will dort sein Handwerk zeigen. Mittelalter also zum Anfassen. Und zum Essen. Denn auch Ackerbau ist vorgesehen, mit Pflanzen, die sich auf einem alten Dokument aus der Zeit Karls des Großen finden. Kartoffeln oder Mais wird man also vergeblich suchen.

Wenn die Gemeinde Grafschaft, deren Bürgermeister Achim Juchem dem Projekt ebenso positiv gegenübersteht wie Landrat Jürgen Pföhler, mitspielt, könnte im nächsten Jahr begonnen werden. Der Verein weiß zwar, dass es Widerspruch von Seiten der Grafschafter Sportler gibt, hofft aber, diese überzeugen zu können. Heeb, der auch Grünen-Politiker auf der Grafschaft ist, führt die jüngsten Investitionen der Gemeinde in die Sportplätze an: "In Leimersdorf wurden rund 700 000 Euro investiert, in Vettelhoven rund 1,3 Millionen Euro. Beide Anlagen sind ausgelastet."

In Bengen stehe noch die Sanierung des Platzes für rund 200.000 Euro an. Seine Belegung betrage derzeit montags bis freitags von 17 bis 22 Uhr etwa 28 Prozent. In Lantershofen liege die Auslastung bei 58 Prozent. Daher werde der buckelige Rasenplatz in Esch, auf dem kein Punktespiel ausgetragen werden dürfe, für den Breitensport nicht unbedingt mehr benötigt. Im Rathaus jedenfalls liegt schon ein Finanzierungsplan für die ersten beiden Jahre vor. Denn so lange könnte der erste Bauabschnitt mit Langhaus, Grubenhaus und Scheune dauern. Kostenpunkt: 25 000 Euro. Beim Bauleitverfahren hofft Heeb durch einen Runden Tisch im Kreishaus schnell voran zu kommen.

Zukunftsmusik: Wenn die fränkische Siedlung einmal stehen sollte, könnte ihr Mittelpunkt gelebte und experimentelle Archäologie sein. Von der Erforschung alter Arbeitsweisen bis zur Eisengewinnung könnte dabei das Spektrum reichen.

Wichtig für den Verein ist aber auch eine Vernetzung. So strebt Heeb die Mitgliedschaft im Ahrtal-Tourismus an und setzt auch auf die Kooperation mit Museen wie der Ahrweiler Römervilla, in deren westlichem Teil es übrigens auch Frankengräber gibt. Und besser könnte der Siedlungsstandort kaum liegen, in direkter Nachbarschaft in Holzweiler zeugt ebenfalls ein fränkisches Gräberfeld von der wechselvollen Grafschafter Geschichte.

Die Informationsveranstaltung des Vereins Nithridorp im Holzweiler Jugendheim beginnt am Mittwoch um 20 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort