Rheinbach: Junge Männer beschimpfen 58-Jährige als Rassistin

Verfahren gegen einen 18- und einen 19-Jährigen wegen Beleidigung und Bedrohung eingestellt

Rheinbach. (stl) Wegen Beleidigung und Bedrohung mussten sich am MIttwoch ein 19-Jähriger aus Rheinbach und ein 18-Jähriger aus Meckenheim vor dem Rheinbacher Amtsgericht verantworten. Den jungen Männern mit Migrationshintergrund war vorgeworfen worden, ein älteres Ehepaar und deren Bekannte als Nazis bepöbelt und schließlich sogar mit einem Messer und dem Spruch "Ich stech Euch ab" bedroht zu haben.

Zu dem Streit war es am 24. Juli 2008 gegen 19.30 Uhr am Bonner Hauptbahnhof gekommen. Er setzte sich auch im Zugabteil fort, bis einer der Angeklagten schließlich an der Haltestelle "Meckenheim-Industriepark" ausstieg. Dort soll er auch sein Klappmesser gezückt haben.

Der 18-Jährige bestritt diesen Vorwurf vehement. Er habe kein Messer bei sich getragen. Der 19-Jährige hingegen gab vor Gericht zu, die ältere Frau am Bahnhof als Rassistin beschimpft zu haben, nachdem sie ihn und seinen Freund mit abwertenden Bemerkungen über deren Herkunft provoziert habe.

Dem widersprach eine 36-jährige Zeugin, die das ältere Ehepaar an diesem Tag bei einer Fahrradtour von Rheinbach nach Bonn begleitet hatte. "Als wir mit unseren Rädern am Bahnsteig standen, flogen erst Bonbons in unsere Richtung. Getroffen hat aber keins davon. Schließlich meinte einer der beiden, dass wir über sie redeten. Daraufhin sagte meine Bekannte zu ihm, dafür sei er nicht wichtig genug." Ausländerfeindliche Bemerkungen habe sie aber nicht gemacht.

Als der Zug gegen 19.45 Uhr kam, stiegen sowohl die Radfahrer als auch die beiden Jugendlichen ein. "Es flogen zwar wieder Süßigkeiten, aber wir haben das ignoriert und die beiden nicht beachtet, um weiteren Zank zu vermeiden", erinnerte sich die 36-Jährige. Umso schockierter sei sie gewesen, als der 18-Jährige an der Tür des Zuges, kurz vor dem Aussteigen, sein Messer gezückt habe. "Ich glaube, der hat versucht, uns Angst zu machen", ergänzte die Zeugin.

Von Rassismus und Provokation wollte ihre Bekannte, eine 58-jährige Geschäftsfrau aus Rheinbach, nichts wissen. Sie finde das alles "ganz schrecklich". Vor allem, dass die Jugendlichen ihnen zugerufen hätten: "Nazis raus." Sie habe das nicht nur als respektlos empfunden, sondern regelrechten Hass darin gespürt, sagte die Zeugin.

Ein Messer habe sie auch gesehen, als einer der beiden im Türrahmen gestanden und gesagt habe: "Ich stech Euch ab." Auch ihr Mann, 63, bestätigte die Aussage seiner Ehefrau. Sie habe sich mit den jungen Männern durchaus einen Wortwechsel geliefert, auch im Zugabteil. Rassistische Sprüche seien aber nicht dabei gewesen.

Dennoch mochte Amtsrichter Ulrich Schulte-Bunert die Tatsache, dass die Angeklagten provoziert worden waren, nicht ausschließen. In Anbetracht der Tatsache, dass der 19-Jährige sich noch nichts hatte zuschulden kommen lassen, beließ er es bei einer Mahnung. Sein Freund muss wegen Bedrohung ein Bußgeld von 200 Euro an den gemeinnützigen Verein "Neue Pfade für Jugendliche" zahlen.

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