GA-Serie "Rheinische Redensarten" Komme me över de Honk, komme me över de Stätz

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Kommen wir über den Hund, kommen wir über den Schwanz.

Kommen wir über den Hund, kommen wir über den Schwanz.

Foto: GA-Grafik

Die schönsten Rheinischen Redensarten stammen in ihrer Bildsprache aus dem häuslichen Umfeld. Meistens sind es Elemente des früheren Lebens auf dem Bauernhof, die zu Protagonisten werden. An dieser Stelle ist es der Hofhund, der ins Rampenlicht rückt. Und zwar bei dem Satz: Komme me över de Honk, komme me och över de Stätz.

Da ist wieder mal eine Logik am Werk, der man sich ganz gediegen nähern muss. Für nicht Mundartler bedeutet das: Kommen wir über den Hund, kommen wir auch über den Schwanz. Oder, um es noch deutlicher zu sagen: Schaffen wir es über den Hund hinüber, dann ist der Schwanz kein Hindernis. Das ist natürlich nicht wörtlich zu nehmen, sondern im übergeordneten Sinne gemeint. Man darf davon ausgehen, dass der Schwanz des Hundes – ob er nun damit wedelt oder nicht – tiefer hängt, als der Hunderücken hoch ist. Wenn man nun über den Hund steigt oder springt, dann sollte der Schwanz kein Hindernis mehr sein.

Und so wird der Satz immer dort eingesetzt, wo man sagen möchte: Wir haben bis jetzt noch jedes Problem gelöst! Darin enthalten ist die Aussage: Hier liegt eine schwierige Aufgabe vor uns, oder wir haben eine teure Anschaffung zu machen, die unserer vollen Kraft und Konzentration bedarf. Aber, wenn wir es bis hierher geschafft haben, schaffen wir auch den Rest. Soweit eine Darstellungsweise.

Die Redensart wird aber mitunter in einem etwas abgewandelten Sinne eingesetzt. Denn dann ist gemeint: Wenn wir über den Hund hinüber wollen, dann müssen wir auch über den – vielleicht aufgestellten – Schwanz, und der kann ein ernstes Hindernis darstellen. Hier wäre gemeint, dass die Umsetzung eines Planes auf Widerstand stößt, es irgendwo hakt. Am Ende darf sich der Rheinländer allerdings auf seine gelassene Selbstgewissheit besinnen, denn “es hat noch immer gut gegangen”. Auch über den Stätz.

Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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