GA-Serie "Rheinische Redensarten" Jeck loss Jeck elaans

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Wenn man die Rheinländer fragt, was denn die Rheinländer ausmacht, dann sagen sie als allererstes: Toleranz! Und das ist tatsächlich quasi die Keimzelle des Rheinischen Grundgesetzes. Dessen elf Artikel sind eigentlich Variationen oder Entfaltungen des Toleranzedikts.

Das Rheinische Grundgesetz

Für alle, die sich später eingeschaltet haben, nennen wir die hier mal im einzelnen: (1) Et es wie et es. (2) Et kütt wie et kütt. (3) Et hätt noch emmer joot jejange. (4) Wat fott es, es fott. (5) Et bliev nix wie et wor. (6) Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet. (7) Wat wells de maache? (8) Maach et joot, ävver nit zo off. (9)Watt soll dä Quatsch? (10) Drinks de ejne met? (11) Do laachs de disch kapott.

Eine harte Nuss für Imis

Wenn man nun umgekehrt das Rheinische Grundgesetz in einem Satz ausdrücken will, dann kann man das mit: „Jeck loss Jeck elaans“. Eine harte Nuss für Imis, also Zugereiste. Auf Hochdeutsch heißt das „Narr, lass Narr vorbei“. In seiner Knappheit ist das natürlich äußerst interpretationsbedürftig.

Gleichgesinnte vorlassen

Das Kölschwörterbuch sagt dazu: „Da wir ja alle Jecke sind, sind wir natürlich auch alle gleich und lassen dementsprechend unsere Gleichgesinnten auch gerne mal vor. Etwa beim Rosenmontagszug.“ Aber man kann und muss den Satz auch auf andere Lebensbereiche übertragen. Dann erweitert sich die Bedeutung auf: Jeck, lass den anderen Jeck gewähren. Und um es auf den Punkt zu bringen, heißt das so viel wie „Leben und leben lassen“. Mehr Toleranz ist schon fast nicht möglich.

Jeck kommt von Geck

Der in unserer Region elementare Begriff Jeck leitet sich übrigens laut Sprachwissenschaftlern ab vom Wort „Geck“. Der Jeck tritt regelmäßig als Karnevalsjeck auf, also als derjenige, der Karneval feiert. In seiner allgemeinen Bedeutung kann er aber auch der allgemein ein bisschen oder sogar klinisch Verrückte sein. Da nach rheinischem Verständnis jeder ein bisschen verrückt ist, ist Jeck zum Kollektivbegriff geworden, dem sich so schnell niemand entziehen sollte.

Die Artikel zum rheinischen Dialekt entstehen in Zusammenarbeit mit dem Heimatfilmer Georg Divossen (www.bönnsch-abc.de). Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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