GA-Serie "Rheinische Redensarten" Et kütt ze Pääd un jeht ze Fooss

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Relativ selten ist der medizinische Sektor Gegenstand von rheinischen Redensarten. Ja, man könnte fast den Eindruck haben, der Dialektsprecher ist immun gegen die körperlichen Unbilden. Ist ja auch gut denkbar. Das gesunde Landleben könnte dafür ein Grund sein Mit dem vorliegenden Satz können wir allerdings schnell Abhilfe schaffen.

„Et kütt ze Pääd un jeht ze Fooss“ ist eine Formulierung, die zunächst Fragezeichen setzt. Übersetzt ins Hochdeutsche bedeutet das: Es kommt zu Pferd und geht zu Fuß.

Dieses Sprachbild, wie so oft aus dem ländlichen Umfeld stammend, kann sicher vieles bedeuten. Da kommt also etwas. Und zwar, wenn man die Fortbewegung per Pferd und per Pedes miteinander vergleicht, kommt es schnell und geht langsam.

Betrachtet man die Aussage als Gleichnis, könnte da manches infrage kommen. Ist es die Liebe? Die Schwangerschaft? Oder das Gegenteil: Die Trauer? Vielleicht ein Lottogewinn? Ein Verwandtenbesuch? Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Tatsächlich wird die Redensart allerdings bei Krankheiten eingesetzt, die man sich schnell einfängt, die aber eine längere Genesungsphase erfordern. Der Lateiner würde sagen: langwierige Rekonvaleszenz.

Nehmen wir einmal die handelsübliche Erkältung – Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Da kann man nach aktueller medizinischer Datenerhebung sagen: Sie kommt drei Tage und geht sechs Tage. Von der Infektion bis zu den ersten Krankheitsanzeichen dauert es meist nur 48 Stunden. Und man handelt sich eine Erkältung schnell ein, ist sie doch eine Virusinfektion, die vor allem in der kalten Jahreszeit regelrecht in der Luft liegt.

Es gibt insgesamt 200 Virenarten, die eine Erkältung auslösen. Für fast die Hälfte der Fälle sind die Rhinoviren verantwortlich. Zuerst starten die Symptome mit Halsschmerzen, es folgt der Schnupfen, dann Kopf- und Gliederschmerzen. Ab Tag sechs zieht der trockene Reizhusten auf, der sich ab Tag acht in einen festsitzenden Husten verwandelt. Im Durchschnitt ist die Erkältung nach neun Tagen abgeklungen. Sie kam schnell per Pferd und ging langsam zu Fuß. Und der Rheinländer hatte dieses Wissen schon lange, auch ohne medizinische Untersuchung.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Die „Rheinischen Redensarten“ aus der wöchentlichen Kolumnenserie des General-Anzeigers sind als Buch erschienen und ab sofort in den GA-Geschäftsstellen und im Handel zu haben. Das gedruckte Werk hat die Edition Lempertz verlegt, ISBN: 978-3-96058-211-3, es kostet 9,99 Euro.

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