Erster Sternenpark Deutschlands Der Nationalpark Eifel erhält die Auszeichnung

REGION · Der nächtliche Himmel ist in zivilisierten Regionen strukturlos dunkel. Es gibt nur noch wenige Orte, wo die Sterne in der Nacht derart funkeln, dass Betrachter dieses Naturschauspiel nahezu ungetrübt erleben können. Die Fläche des Nationalparks Eifel gehört dazu.

 Lichterspiel: Alle Sterne kreisen um den Nordstern über der Kirche in Wollseifen im Nationalpark Eifel.

Lichterspiel: Alle Sterne kreisen um den Nordstern über der Kirche in Wollseifen im Nationalpark Eifel.

Foto: Harald Bardenhagen

Zehn Jahre nach seiner Gründung erhält das Großschutzgebiet die Anerkennung als Sternenpark. Andreas Hänel von der International Dark-Sky Association (IDA) überreichte jetzt in Vogelsang Michael Lammertz von der Nationalparkverwaltung die Urkunde.

"Die Auszeichnung unterstreicht, dass das Naturerlebnis Nationalpark Eifel mit seiner einzigartigen Natur und vielfältigen Angeboten für Naturliebhaber nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht interessant ist", freut sich Lammertz über die Urkunde. Vor allem aber sieht er in der reduzierten Lichtverschmutzung eine große Bedeutung für den Artenschutz - etwa für Fledermäuse und Zugvögel.

Seit 2010 bereitet der Astronom Harald Bardenhagen die Realisierung eines Schutzgebietes für den Sternenhimmel und eine natürliche Nacht in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung, dem Kreis Euskirchen und der Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang vor: "Die Nationalparkregion Eifel ist eine der wenigen Orte in Deutschland, in denen man die Milchstraße mit eigenen Augen sehen kann. Wenn wir heute allerdings nichts gegen die zunehmende Lichtverschmutzung tun, verlieren wir auch hier den Sternenhimmel." Ab April 2014 wird er im Kulturkino Vogelsang astronomische Infotainment-Veranstaltungen und Himmelsbeobachtungen anbieten.

Manfred Poth, Vertreter des Landrats im Kreis Euskirchen, hob den Gewinn für alle Beteiligten in der Region hervor: "Die Ansiedlung der Astronomie-Werkstatt und die Auszeichnung als Sternenpark sind wichtige Schritte in der Entwicklung Vogelsangs zu einer internationalen Tourismus- und Bildungsdestination.

Von dem Sternenpark wird die ganze Region profitieren." Der Standort Vogelsang wird inmitten des Nationalparks besonders auf die Vermeidung von Lichtbelastung achten. "Die zukünftige Beleuchtung in Vogelsang berücksichtigt ausdrücklich die Sternenbeobachtung und den Schutz der Artenvielfalt und der Natur.

Mehr noch: Hier wird ein Musterbeispiel für eine belastungsarme Beleuchtung in der Nacht durch bedarfsgerechte Lichtsteuerung, voll abgeschirmte Lampen ohne Streulicht und ein Lichtspektrum ohne die problematischen Blaulichtanteile in den Himmel implementiert," erklärte Thomas Fischer-Reinbach von der Standortentwicklungsgesellschaft.

Auch in den beiden benachbarten Städten Schleiden und Heimbach hat bereits ein Umdenken stattgefunden: Dort wird darauf geachtet, die Lichtverschmutzung durch reduzierte Straßenbeleuchtung gering zu halten.

"Die Zertifizierung als Sternenpark ist der erste Schritt zu einem Schutz des Nachthimmels in der gesamten Nationalparkregion Eifel", erklärte Jan Lembach, Geschäftsführer des Naturparks Nordeifel. Für das angestrebte Sternenreservat soll in den nächsten zwei Jahren neben der vor Lichtverschmutzung strikt geschützten sogenannten Kernzone, also dem Nationalpark, ein etwa 15 Kilometer breites Band um die Nationalparkgrenzen herum eingerichtet werden.

Das Gebiet des Sternenparks umfasst derzeit den 111 Quadratkilometer großen Nationalpark Eifel. Die Nationalparkverwaltung hat die geringe Beleuchtung an den dort befindlichen Forsthäusern zum Teil schon auf belastungsarme Beleuchtung umgestellt. Aber das künstliche Licht in der Nacht aus den benachbarten Ansiedelungen und aus den weiter entfernten Städten und Gemeinden macht jedoch nicht an den Grenzen des Nationalparks Halt.

Die Auszeichnung als Schutzgebiet für eine natürliche Nacht und einen sternenreichen Nachthimmel wird nicht nur dazu beitragen, etwas gegen die zunehmende Himmelsaufhellung durch Lichtverschmutzung zu tun. Die Vermeidung von Lichtverschwendung durch belastungsarme und umsichtige Außenbeleuchtung spart wertvolle Energie, verringert den gefährlichen CO2-Ausstoß und kommt ganz entscheidend auch dem Schutz der Artenvielfalt und der menschlichen Gesundheit zu Gute.

Lichtverschmutzung wird heute als ernst zu nehmende Form der Umweltbelastung betrachtet, zahlreiche unabhängige Studien weisen die schädigende Wirkung von künstlichem Licht in der Nacht auf die menschliche Gesundheit und die Biodiversität auf.

Lichtverschwendung kann mit einfachen Mitteln verhindert werden: Leuchten, die ausschließlich die zu beleuchtende Fläche beleuchten und kein Licht direkt in den Himmel strahlen oder Verkehrsteilnehmer blenden, werden mittlerweile von vielen Herstellern angeboten.

Eine bedarfsgerechte, zurückhaltende Beleuchtung, die eine Absenkung der Lichtintensität zu verkehrsarmen Zeiten erlaubt, erhöht die Lebensdauer der Lampen, spart Energie, verringert den CO2-Ausstoß und wirkt damit dem Klimawandel entgegen.

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