GA-Serie "Rheinische Redensarten" Dóh kumme de Jeeßelöre Hippeböck

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Da kommen die Geißlarer Ziegenböcke.

Da kommen die Geißlarer Ziegenböcke.

Foto: GA-Grafik

Der er Dialekt bietet die schöne Möglichkeit, seine Zeitgenossen in aller Freundlichkeit zu beschimpfen. Eine besondere Form dessen stellen die Aliasnamen für Bürger benachbarter Dörfer dar. Damit geht die unausgesprochene Behauptung einher, die Nachbarn seien in gewisser Hinsicht Träger eines gemeinsamen Wesenszuges.

Erstes Beispiel dieser Sorte ist: „Dóh kumme de Jeeßelöre Hippeböck.“ Wörtlich übersetzt: Da kommen die Geislarer Ziegenböcke. Hier werden also die Menschen aus Geislar augenzwinkernd als Ziegenböcke bezeichnet. Woraus hat sich diese Verunglimpfung entwickelt? Man darf davon ausgehen, dass sich die Ziegenböcke direkt aus dem Wortstamm Geislar herleiten. Man denkt bei diesem Ortsnamen sofort an die Geiß oder Ziege.

Eine Liste mit Ortsbeschimpfungen der Region hat der renommierte Mundartforscher Herbert Weffer in seinem Bönnschen Wörterbuch veröffentlicht. Und da dokumentieren sich in der Begriffsherkunft ganz handfeste Bezüge. Die Bärcheme Muttkrade (Bergheimer Schlammkröten) weisen auf die schlammige Umwelt.

Die Ippendóreve Bäsemskräme (Ippendorfer Besenverkäufer) sind ein Fingerzeig auf das vorherrschende Handwerk. Die Rehde Rabarbebuére (Rheidter Rhabarberbauern) bauten in der Niederkasseler Ebene eine Menge dieser Knöterichsgewächse an.

Sehr speziell sind die Spiche Bleimöpp (Spicher Bleidiebe), denn in der Wahner Heide war seit den alten Preußen das Truppenübungsgelände. Und da holten sich die Spicher gerne – aber natürlich verbotenerweise – die ganzen liegengebliebenen Bleikugeln aus dem Heidesand und verkauften sie als kleines Nebeneinkunft. Keine Frage, dass das nicht ganz rechtens war. Manchmal ist die Not eben größer als das Gewissen.

Die Eicheme Bottemelech (Eschmarer Buttermilch) zeigt, dass in dem Troisdorfer Stadtteil die Buttermilch und die Buttermilch-Bohnensuppe als lokale Spezialität gilt. Lecker! Wenn's gut gemacht ist.

Kurios ist die Bezeichnung „Dóttendóreve Dänemärke“, die überwiegend von den Kessenichern für die Nachbarortschaft verwendet wurde. Hinter der Bergstraße begann vom Haribo-stadtteil Kessenich aus gesehen Dänemark. Das war Dottendorf und zugleich Feindesland. Die Rivalität zwischen den beiden Ortschaften war so ausgeprägt, dass mitunter Steine flogen. Das hat sich Gott sei Dank im Laufe der Zeit geändert. Der Spitzname ist aber immer noch präsent.

Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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