32 Millionen Euro für die frühere Nazi-Burg

SCHLEIDEN · Die frühere Nazi-Eliteschule Vogelsang in der Eifel hat eine Millionenförderung des Landes Nordrhein-Westfalen in der Tasche und kann jetzt mit dem Umbau zu einem touristischen Bildungsort beginnen.

 Idyllische Lage: Die frühere Nazi-Eliteschule Burg Vogelsang in der Eifel.

Idyllische Lage: Die frühere Nazi-Eliteschule Burg Vogelsang in der Eifel.

Foto: dpa

NRW-Wirtschafts- und Bauminister Harry Voigtsberger (SPD) überreichte nach Angaben der Düsseldorfer Landesregierung von gestern den Zuwendungsbescheid über knapp 32 Millionen Euro. Damit soll die "NS-Ordensburg" Vogelsang saniert und ausgebaut werden, allerdings in abgespeckter Form.

"Das ist der wichtigste Tag seit Beginn der Konversion", sagte der Aufsichtsrats-Chef der Betreibergesellschaft Vogelsang ip, Manfred Poth. Seit Abzug des belgischen Militärs Ende 2005 wandelt die Region die frühere NS-Eliteschule um.

Mit dem Geld entstehen bis Mai 2014 Ausstellungsräume, eine Gaststätte und ein Empfangsbereich. Inklusive Eigenanteil der Region werden 35 Millionen Euro in den Kernbereich von Vogelsang investiert. Wirksam werden damit weitere Förderzusagen über sieben Millionen Euro für die Ausstattung von drei Ausstellungen zur Vogelsang-Geschichte, zum Nationalpark und zur Region, wie der Betreiber mitteilte. Vogelsang liegt im Nationalpark Eifel.

Wermutstropfen: Aus dem Förderpaket herausgefallen sind eine Jugendherberge und ein Jugendwaldheim, für die 15 Millionen beantragt waren. Nach Angaben aus dem Wirtschaftsministerium hatten dabei strategische Überlegungen eine Rolle gespielt. Vogelsang hätte mit dem Geld die unter EU-Aspekten wichtige Fördermarke von 50 Millionen Euro überschritten, die das Bewilligungsverfahren möglicherweise kritisch in die Länge gezogen hätte.

Vogelsang ip werde mit dem Deutschen Jugendherbergswerk Anfang nächsten Jahres über Lösungen diskutieren, kündigte Poth an: "Es wäre doch schade, wenn eines der wichtigsten Projekte nicht umgesetzt würde." Die geplante Jugendherberge ist das bisher einzig privatfinanzierte Großprojekt.

Poth hofft, dass der Umbau im Kernbereich ein Signal für private Investoren ist. Das Gebäudeensemble hat 70.000 Quadratmeter Nutzfläche. Die Vermarktung gilt als schwierig: Neben der Nazi-Vergangenheit gelten auch die abgelegene Lage und der Zustand der Gebäude als Hemmnisse. Im vergangenen Jahr hatten laut Vogelsang ip 200.000 Menschen das einzig erhaltene Landschaftsdenkmal aus der NS-Zeit besucht und in der Region für 3,2 Millionen Euro Umsatz gesorgt.

Die NS-Ordensburg: Auf der NS-Ordensburg Vogelsang hat die Nazi-Partei NSDAP ihren Führungsnachwuchs ausgebildet. Ein Schwerpunkt war die "Rassenkunde". Die Nazis inszenierten Vogelsang als Art religiöse Stätte - mit der Darstellung eines martialisch nordischen Helden als Idealtypus der Herrenrasse. Ab 1946 nutzte das britische und dann das belgische Militär die Gebäude und das angrenzende Areal als Truppenübungsplatz.

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