Prozess in Bonn 24-Jähriger soll Bekannte totgeschlagen haben

REICHSHOF/BONN · Ein 24-Jähriger soll am ersten Weihnachtstag eine gute Freundin totgeprügelt und -getreten haben. Jetzt sitzt der Mann vor dem Bonner Schwurgericht und sagt über die Frau: „Sie war ein ganz lieber Mensch.“

Der Mann auf der Anklagebank hat eine gute Freundin am ersten Weihnachtstag totgeprügelt und -getreten. Und erinnert sich nicht daran. Davon geht die Bonner Staatsanwaltschaft aus und hat den 24-Jährigen aus Reichshof im Oberbergischen Kreis wegen Totschlags, begangen im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit, angeklagt. Nun sitzt der Mann vor dem Bonner Schwurgericht und sagt über die Frau, die er laut Anklage so brutal tötete: „Sie war ein ganz lieber Mensch.“

Wie aber konnte es dann zu einem solchen Gewaltexzess kommen, will nicht nur Schwurgerichtsvorsitzender Josef Janßen wissen. Aber erklären kann der Angeklagte es nicht. Der junge Mann, der bereits mit 14 Jahren Alkohol trank, später auch Drogen nahm und wie auch sein Opfer zur Tatzeit beides konsumiert hatte, weiß nur, dass er sich an dem Tag nicht wohl fühlte.

Wie er erklärte, habe er die 39-jährige Mutter von zwei Kindern drei Wochen vor der Tat kennengelernt und viel Zeit mit ihr in ihrem Haus in Reichshof verbracht, wo man gemeinsam Alkohol und Drogen konsumiert habe. Aber während er für sie nur freundschaftliche Gefühle gehegt habe, sei sie in ihn verliebt gewesen und habe mehr von ihm gewollt. Am 25. Dezember hätten sie beide einen gemeinsamen Freund, der zuvor mit ihnen im Haus gewesen sei, nach Unstimmigkeiten weggeschickt und ihn noch ein Stück begleitet. Dann sei er mit der 39-Jährigen zurück zu ihrem Haus gegangen. Plötzlich sei sie so seltsam geworden, dass er nach Hause habe gehen wollen. Doch sie habe ihn nicht gehen lassen wollen. Als er sie aus dem Weg geschubst habe, habe sie ihm „eine gescheuert“. Und ab da wisse er nichts mehr. Filmriss.

Er sei erst wieder zu sich gekommen, als er an einem Auto einen Spiegel demoliert habe, plötzlich in einem Auto gesessen habe und ihm schlecht geworden sei. Er sei ausgestiegen, und auf einmal habe ihn die Polizei ins Krankenhaus gebracht. Dass er mit nacktem Oberkörper und blutverschmiert unterwegs war, bekam er nicht mit. Und er wusste auch nicht, was er getan hatte: Er hatte die 39-Jährige so geschlagen und vor allem so heftig gegen den Kopf getreten, dass sie verblutete. Freunde ihrer Kinder fanden sie am nächsten Morgen tot im Hauseingang. Als die Polizei dem Angeklagten anschließend mitteilte, was er getan hatte, brach er völlig zusammen, wie die Beamten notierten. „Ich konnte es nicht glauben“, sagt der 24-Jährige nun.

Bei der Polizei hatte er ausgesagt, es habe die Frau in der Nacht deshalb verlassen wollen, weil sie mal wieder was von ihm gewollt habe. Doch sie habe ihn nicht gehen lassen wollen, und deshalb sei es zu den Tätlichkeiten gekommen. Daran kann er sich aber nun vor Gericht nicht erinnern.

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