Martinsfest in Ahrweiler 2324 Fackeln erinnern an Ursulinenorden

Ahrweiler · Für die vier Junggesellenvereine der Ahrweiler Huten beinhaltet das Martinsfest nicht nur die Erinnerung an den heiligen Martin von Tours, sondern auch einen Wettstreit.

 Auch die Adenbachhut erinnert an die Geschichte der Ursulinen in Ahrweiler.

Auch die Adenbachhut erinnert an die Geschichte der Ursulinen in Ahrweiler.

Foto: Martin Gausmann

Jede Hut baut ein eigenes Martinsfeuer in den Bergen rund um die historische Altstadt auf und kreiert mittels Pechfackeln und großen Gerüsten riesige Schaubilder. Drei der vier Huten hatten diesmal das Thema "Ursulinen" gewählt. Sie sind (fast alle) weg, aber vergessen sind die Ursulinen vom Ahrweiler Kloster Calvarienberg noch lange nicht.

Das bekamen sie am Martinsabend sogar schriftlich: in lodernden Lettern im Weinberg. Ohne Absprache, versteht sich, aber für die Ahrweiler Junggesellenvereine stand das Thema schon lange fest. „Das war Ehrensache für uns. Wir sind dem Kloster so nah“, sagte Niklas Eudenbach von der Ahrhut.

Die Niederhut sicherte sich schließlich den ersten Platz beim Schaubild, bei dem Idee, Originalität, Heimatbezug sowie Lesbarkeit und Leuchtkraft zählen. Die Oberhut wurde Erster beim Feuer, das nach Meinung der Jury am schönsten mindestens zehn Minuten „ordentlich“ als gleichbleibende Säule und „ohne schwarze Löcher“ abbrannte. Zweiter, sowohl beim Schaubild als auch beim Feuer, wurde die Ahrhut.

„Danke für 178 Jahre“ sagte die Adenbachhut nebst Silhouette des Klosters. Das Kloster hatten auch die Ahrhut und die Niederhut als flammendes Bild in den Mittelpunkt gerückt. „Ein Stück Heimat verlässt die Stadt“, flankiert von den Jahreszahlen 1938 und 2017, fanden die Junggesellen der Ahrhut im Schriftzug, und ihr Bild zeigte zudem eine Nonne mit Kleinkind im Arm. Bei den siegreichen „Niddehöde“ hieß es: „Gott schütze Euch“ und „Teil unserer Heimat. Teil unserer Herzen.

1838-2017“ nebst der vor 30 Jahren selig gesprochenen Schwester Blandine Merten, die die Arme über dem Kloster ausbreitet. Etwas ganz anderes bewegte die Junggesellen der Oberhut: „Statt Hutenfackel und süßem Brot, gibt es vom Ausschuss Zugverbot“, reklamierten sie mit ihrem Schaubild. Die Kritik gelte der Tatsache, dass die Junggesellenvereine seit zwei Jahren nicht mehr mit den Hutenfackeln im Martinsumzug mitgehen dürften, weil die Pechfackeln wohl einigen Angst machten, erklärte der „Ovvehöde“ Stefan Schmitz.

Zwei Junggesellenvereine haben sich nach eigenen Angaben in diesem Jahr besonders mit dem Schaubild ins Zeug gelegt, weil der diesjährige Sieger die von Dechant Jörg Meyrer gestiftete und übergebene Kupferplakette behalten darf: Die Ahrhut, weil sie zum dritten Mal in Folge „Schaubildmeister“ geworden wäre, und die Niederhut, weil sie nun zum insgesamt fünften Mal auf der Plakette als Schaubildsieger verewigt ist.

2324 Fackelpunkte hätten seine „Niddehöde“ entzündet, erklärte Lukas Knieps, und zudem 5,2 Kilometer an Dachlatten und rund 10 000 Schrauben verarbeitet für das rund 30 Meter breite und 38 Meter hohe Schaubild. Zum Teil seit Dienstag haben die Junggesellen an den Schaubildern und den mehr als 15 Meter hohen Schanzentürmen in den Weinbergen gearbeitet, in ungezählten Stunden. Mit den Kosten, einem vierstelligen Betrag, bewegten sie sich ziemlich am Limit des Machbaren, erklärten einige Junggesellen. Das müsse erst mal finanziert werden, etwa durch den Einsatz beim Winzerfest.

Weil am Mittag Nebel über dem Tal lag, gab es nicht nur in den Reihen der Junggesellen schon Befürchtungen, dass die Tausenden Zuschauer abends nicht viel sehen könnten. Zu unrecht. Auch wenn Dunst und Nieselregen Aufbau und Anzünden nicht gerade angenehmer machten, konnte das Ergebnis der Arbeit von überall gebührend gewürdigt und bestaunt werden. Vom Kanonenturm aus hatte die Jury mit dem Aloisiusschulleiter und Martinsausschuss-Vorsitzenden Klaus Mührel, dem Schulelternbeirats-Vorsitzenden der Aloisiusschule, Werner Gies, jeweils einem Vertreter der vier Hutengemeinschaften sowie der vier zugehörigen Junggesellenvereine sowie Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen fast Rundumblick auf Feuer und Schaubilder.

Die Entscheidung sei wieder einmal nicht leicht gewesen, weil alle Schaubilder und Feuer gut gelungen seien, erklärte Mührel bei der Preisverleihung am vollen Ahrweiler Marktplatz. Dort gab es bei der Siegerehrung kein Halten mehr. Aus einer Konfettikanone regnete es rote Herzen, und die Mitglieder der siegreichen Huten lagen sich in den Armen. Auf Händen trugen die „Niddehöde“ ihren Schultes Raphael Mausberg sowie Schaubildzeichner Fynn Terporten und die „Ovvehöde“ Schultes Robert Schwertel-Stahl sowie ihre Feuerbauer Nico Brenner und Justin Büsch. Die vielen Schaulustigen, Einheimische wie Touristen, jubelten den Junggesellen zu. Zuvor war der Martinszug mit Bürgerkönig Willi Busch als Sankt Martin hoch zu Ross durch die Straßen gezogen. Eingereiht hatten sich auch 67 Kinder mit Knollenfackeln. Mührel: „Das ist neuer Rekord seit der Heimatverein diesen Brauch 2004 wiederbelebt hat.“

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