Freiheitsstrafe 23-Jähriger wollte Schulden für Trainingsanzüge eintreiben

RHEINBACH · Wegen Sachbeschädigung und versuchter Erpressung musste sich nun ein 23-Jähriger aus Meckenheim vor dem Rheinbacher Amtsgericht verantworten. Sein 21-jähriger Bruder sowie ein 26-jähriger Freund waren der Beihilfe angeklagt.

Der Vorfall, um den es ging, hatte sich am 5. April vergangenen Jahres gegen 19 Uhr in Meckenheim ereignet. Der Angeklagte schilderte, ein Bekannter habe ihm Geld für ein paar Trainingsanzüge geschuldet, die er ihm aus der Türkei mitgebracht habe: "Es ging dabei um 340 von insgesamt 420 Euro. 80 Euro hatte er mir zwar schon gegeben, aber dann hat er sich über Wochen und Monate hinweg ständig verleugnen lassen und mich nur ausgelacht. Also bin ich irgendwann wieder dahin gegangen, um mein Geld einzufordern."

Seinen jüngeren Bruder und den Freund, einen Studenten, habe er gebeten, ihn zu begleiten, um "Präsenz zu zeigen" und dazwischen zu gehen, falls es zu Handgreiflichkeiten kommen sollte.

Er gebe zu, dass er stocksauer gewesen sei. Er gebe auch zu, dass er gegen die Tür getreten und sich gewaltsam Zugang zur Wohnung verschafft habe, in der sich die 17-jährige Schwester seines Schuldners und deren Freund aufhielten. Später kamen noch die 39-jährige Mutter und ein Bekannter von ihr dazu. Die 17-Jährige hatte in der Zwischenzeit die Polizei gerufen und ihre Oma telefonisch gebeten, das fehlende Geld auszulegen.

"Ich habe 240 Euro bekommen, und die anderen 100 am nächsten Tag, nachdem ich die Tür selbst wieder repariert hatte", sagte der 23-Jährige. Dass er sich mit der Familie ganz ruhig unterhalten habe, wollte Amtsrichter Ulrich Schulte-Bunert allerdings nicht glauben. Zumal die Mutter und die Schwester vor Gericht eher zögerlich antworteten und auf mehrfache Nachfrage schließlich erklärten, Angst vor dem Angeklagten zu haben.

Er habe einen Schlagstock bei sich getragen und gedroht, die Wohnung kurz und klein zu schlagen, wenn er nicht bald sein Geld sehe. Nach dem Vorfall sei eine Spielekonsole aus der Wohnung verschwunden.

Nachdem die Beweisaufnahme ergeben hatte, dass die anderen Angeklagten mehr oder weniger nur daneben gestanden hatten, um eine "Drohkulisse" zu schaffen, wurden die beiden wegen Beihilfe zu versuchter Erpressung und Sachbeschädigung zu Geldstrafen verurteilt. Der Bruder des Angeklagten muss 1500 Euro, der Student 500 Euro bezahlen.

Verbunden mit einer Rüge des Richters. "Es gibt hier bei uns andere Wege, um Schulden einzufordern, als Leuten Angst zu machen", so Schulte-Bunert. Der 23-Jährige wurde zu einer Freiheitsstrafe von sechseinhalb Monaten auf Bewährung verurteilt. Außerdem muss er innerhalb von acht Monaten 200 Sozialstunden ableisten. Das Gericht vermisste bei ihm jegliche Einsicht oder Reue. Er versuche sogar, sich zum Opfer zu stilisieren, und es sei nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort