Glosse Von wegen Spatzenhirn

US-Forscher testen Vögel und andere sogenannte niedere Tiere auf ihre Intelligenz. Dabei fanden sie heraus, so dumm wie wir Menschen zumindest umgangssprachlich behaupten, sind Spatzen und Tauben gar nicht.

Spatzen sitzen auf einer Stuhllehne und warten auf Krümmel, die herunter fallen.

Spatzen sitzen auf einer Stuhllehne und warten auf Krümmel, die herunter fallen.

Foto: picture alliance / Paul Zinken/d

Wenn ein Zeitgenosse nicht ganz so helle reagiert, wie wir es erwartet haben, unterstellen wir ihm gerne, mental wohl eher auf der Höhe eines Spatzen zu sein oder gar ein Spatzenhirn zu haben.

Damit tun wir unrecht. Allen voran den Spatzen. Denn Vögel sind viel intelligenter als gedacht und gar in der Lage, Zeit und Raum ähnlich gut zuverstehen wie Menschen und Affen. Das jedenfalls fanden US-Forscher heraus. In einer Studie mit sogenannten niedereren Tieren wie Vögel, Reptilien und Fische wollten die Wissenschaftler wissen, ob diese in der Lage sind, intelligente Entscheidungen zu treffen.

Die Forscher testeten dazu Tauben, in dem sie diese auf einen Computerbildschirm starren ließen, der mal eine längere und mal eine kürzere Linie zeigte, die auch entsprechend für einen längeren und einen kürzeren Zeitraum eingeblendet wurden. Anschließend sollten die Tauben aus vier Symbolen auswählen, ob sie eine kurze oder lange Linie gesehen hatten und ob sie zeitlich kurz oder lang zu sehen war. Pickten die Tauben auf das richtige Symbol, wurden sie mit Futter belohnt.

Dann variierten die Forscher die Aufgaben und erschwerten es den Vögeln, in dem sie die Linien und Zeiträume des Einblendens mischten. Das Ergebnis: „Die Tauben gingen davon aus, dass lange Linien für längere Zeit angezeigt würden“, so die Wissenschaftler. Bei Menschen und Affen habe der Test zu ähnlichen Ergebnissen geführt.

Das soll heißen: Menschen und Vögel sind sich gar nicht so unähnlich. Was sagt uns das Ergebnis? Zumindest, dass die Unterstellung eines Spatzenhirns nicht unbedingt länger zutreffend ist. Zudem könnten Vogelzüchter und auch Aquarianer im Umgang mit ihren Tieren überlegen, ob sie nicht mehr kognitive Leistungen abverlangen und diese belohnen könnten. Für langes Gurren könnte es beispielsweise eine Extraportion Körner geben, und Fische dürften für lange Bahnen knackiges Frostfutter bekommen.

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