Nabu Bonn rät zu Nistkästen „Jeder kann unseren Vögeln jetzt helfen“

Wer jetzt Nistkästen aufhängt, unterstützt Meisen, deren Bestand in Bonn und der Region stark zurückgegangen ist. Aber nicht alle sind geeignet. Nabu-Chef Alexander Heyd gibt Tipps.

 Eine versteckte Kamera in einem Meisenkasten zeigt, wie eine Blaumeise ihre Brut füttert.

Eine versteckte Kamera in einem Meisenkasten zeigt, wie eine Blaumeise ihre Brut füttert.

Foto: picture alliance / dpa-tmn

Erste warme Sonnenstrahlen haben uns in den vergangenen Tagen schon die Nase lang gemacht und für echte Frühlingslaune gesorgt. Unsere Singvögel bringen solche Temperaturen derzeit in Balzstimmung und lassen sie auf Wohnungssuche gehen. Vor allem Kohlmeisen inspizieren die Angebote und Möglichkeiten für Nester und fliegen schon vorhandene Nisthilfen an.

„Wer jetzt Nistkästen aufhängt, braucht nicht lange zu warten. Meist dauert es keine zwei Tage, bis sie angenommen werden“, sagt Alexander Heyd, Vorsitzender vom Naturschutzbund (Nabu) Bonn. Gerade in diesem Jahr sollten Vogelliebhaber die Tiere mit Nistangeboten unterstützen.

Denn die jüngste Zählaktion des Nabu zum Bestand heimischer Wintervögel hat bestätigt, was viele bereits befürchteten: Die Anzahl der Vögel ging bundesweit, aber auch in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis drastisch zurück. Besonders die Kohlmeise, die sonst immer als häufigster Vogel auf Platz 1 rangierte, rutschte auf den dritten Platz.

„Grund dafür war vor allem das schlechte und nass-kalte Frühjahr. Die Kohlmeisen fanden für den Nachwuchs nicht genug Futter, also Insekten. Die Jungvögel sind in ihren Nestern regelrecht verhungert“, so Heyd.

Außerdem führte ein geändertes Reiseverhalten der Wintervögel laut Peter Meyer vom Nabu Bonn zu Einbußen bei Kohl- und Blaumeise, die in Bonn nun auf den dritten Platz rutschten, im Rhein-Sieg-Kreis sogar auf den vierten Platz. Am häufigsten gesichtet wird in Bonn derzeit die Amsel (26 Prozent), gefolgt vom Haussperling (22 Prozent). Auf Platz drei ist die Kohlmeise (20 Prozent), Platz vier der Star (17 Prozent) und Platz fünf die Blaumeise (15 Prozent). Ähnlich ist es im Rhein-Sieg-Kreis. Bei der Zählaktion wird die Anzahl der Vogelarten zu einer festgelegten Stunde pro Garten gezählt. Noch 2011 zählten Vogelfreunde im Schnitt fünf Meisen. In diesem Jahr waren es nur noch zwei.

„Der Einbruch ist zwar sehr stark, aber muss uns derzeit keine großen Sorgen machen. Wenn in den kommenden Jahren die Brut wieder erfolgreich ist, kann sich der Bestand erholen“, sagt Heyd. Ein Angebot an Nistmöglichkeiten würde die Meisen unterstützen. Sie sind Höhlenbrüter, finden aber meist nicht ausreichend alte Baumbestände mit natürlichen Höhlen. Heyd: „Nistkästen aufhängen kann jeder, und ist eine einfach Sache, die sinnvoll ist und schnell zum Erfolg führt.“

Entsprechende Kästen gibt es im Fachhandel, sowohl für Höhlenbrüter als auch für Halbhöhlenbrüter. Meist angeboten werden die Meisenkästen mit dem kleinen runden Einflugloch. Aber nicht alle Kästen sind laut Heyd gleich gut: „Wenn die Kästen lackiert sind, sammelt sich Feuchtigkeit im Kasten. Deshalb ist unbehandeltes Holz am besten.“ Der Nabu selbst benutzt vorwiegend spezielle Holzbetonkästen, die nicht verrotten und sich als sehr gut erwiesen haben.

Wer dennoch lackierte Kästen besitzt, sollte darauf achten, das sie gut belüftet sind und gegebenenfalls am Boden zusätzlich mehrere feine Löcher bohren, damit Feuchtigkeit abtropfen kann. Gerne angenommen werden auch selbstgebaute Kästen. Entsprechende Bauanleitungen bietet der Nabu im Internet.

Auch die Farben spielen eine Rolle: Naturbelassene Kästchen werden bevorzugt, knallbunte Häuschen bleiben eher unbewohnt. „Sind die Kästen dunkel lackiert, überhitzen sie sich schnell. Das kann für die Brut eine Todesfalle sein.“

Aus diesem Grund sollten Kästen nicht mit südlicher Ausrichtung gehängt werden, auch nicht zur Wetterseite. Hitze und Nässe setzten sonst der Brut zu. Heyd „Ideal ist eine Anbringung mit Flugloch in Richtung Osten.“ Ob an einem Baum, Hauswand oder an einem Balkon, spiele dabei weniger eine Rolle, auch die Umgebung sei nicht ausschlaggebend. Nicht immer werden laut Heyd aber alle Angebote genutzt: „Wenn in einem Garten verteilt mehrere Kästen hängen, wird meist zumindest einer angenommen.“

Wer Schwalben unterstützen möchte, könne spezielle künstliche Nisthilfen unter Dachtraufen aufhängen. „Das macht aber nur Sinn, wenn es noch Schwalben in der Nachbarschaft gibt. Sind sie schon weg, kommen sie nicht mehr wieder. Schwalben sind insgesamt auch sehr anspruchsvoll“, sagt Heyd.

Rauchschwalben sind dankbar, wenn sie in offene Pferde- oder andere Tierställe fliegen können. „Hier reicht schon ein Nagel oder ein Brett in drei Meter Höhe anzubringen, den Rest besorgen die Schwalben selbst.“

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