Zum Glück meist harmlos: Risse in der Wand gekonnt beseitigen

Berlin · Risse in der Wand sind beunruhigend. Oft haben sie eine harmlose Ursache. Aber sie können auch der Hinweis auf ein ernsthaftes Problem sein. In jedem Fall sind sie eine Herausforderung für den Handwerker, der sie verschwinden lassen will.

 Stärkere Risse an den Innenwänden sollten beobachtet werden, ob sie sich weiter ausbreiten. Foto: Andrea Warnecke

Stärkere Risse an den Innenwänden sollten beobachtet werden, ob sie sich weiter ausbreiten. Foto: Andrea Warnecke

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Kleine Risse im Putz sind meist nur ein optisches Problem. Größere können die Folge eines Baumangels sein. In Wohnungen treten am häufigsten oberflächliche Risse in den Ecken auf, die durch die Bewegungen der Bauteile entstehen. Wirklich problematisch sei dies nicht, sagt Sandra Queißer, Leiterin des Berliner Regionalbüros des Verbandes Privater Bauherren (VPB). "Diese Risse haben keine Auswirkungen auf die Statik und lassen sich leicht mit einer Acrylfuge schließen", erklärt die Diplom-Ingenieurin.

Grundsätzlich sind zwei Arten von Rissen zu unterscheiden: "Es gibt putzbedingte Risse und putzgrundbedingte Risse, die von der tragenden Konstruktion herrühren", erläutert der Diplom-Ingenieur Michael Heide vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB). Ursachen für letztere könnten etwa Probleme im Fundament sein oder Verformungen.

Ein weiteres Beispiel seien Setzrisse. Auf Sand- und Kiesböden setzen sich Neubauten schon nach einigen Monaten. Auf Ton- und Lehmböden kann der Vorgang Jahrzehnte dauern. "Dabei sinkt der Bau noch einige Millimeter und presst das Wasser allmählich aus dem Boden", erklärt Michael Höllrigl von den Baugewerblichen Verbänden Nordrhein-Westfalen. Ist etwa an einer Stelle noch hartes Gestein eingeschlossen, gibt der Boden nicht gleichmäßig nach. Schon eine geringe Schiefstellung könne Risse im gesamten Bauwerk verursachen.

Setzt sich der Bau gleichmäßig um 10 bis 15 Millimeter, sei dies kein Problem, sagt Michael Heide. Aber auch lange nach der Fertigstellung können noch Risse entstehen, etwa wenn ein Neubau mit Tiefgarage tiefer gegründet wird als der Altbau daneben.

Schrumpf- oder Schwindrisse entstehen häufig, wenn in der prallen Sonne verputzt wird. "Trocknet der Putz zu schnell, zieht er sich zusammen und reißt", erklärt Sandra Queißer. Die netzförmigen Risse entstehen aber auch, wenn das unterm Putz liegende Baumaterial sich noch zusammenzieht. Vor allem bei Betonbauten sollte man vorm Verputzen ein paar Wochen abwarten, rät Michael Höllrigl.

Nur in seltenen Fällen deuten Außenputzrisse auf eine Gefährdung der Standfestigkeit eines Baus hin, versichert Michael Heide. Statische Risse könnten saniert werden, bei dynamischen Rissen im Putzuntergrund, die sich etwa durch ständige Erschütterungen des Bodens in der Nähe stark befahrener Straßen oder an Bahnschienen immer wieder bewegen, sei dies schwieriger.

Auch Spannungen zwischen Bauteilen können Risse verursachen. "Sie entstehen zum Beispiel durch unsachgemäße Umbauten", erklärt Sandra Queißer vom VPB. So müsse etwa eine nicht-tragende Innenwand unbedingt mit Schaumstoff oder einem elastischen Band vom tragenden Mauerwerk entkoppelt werden, damit es nicht zu einer unerwünschten Belastung kommt.

Haarrisse von 0,1 Millimeter Breite seien kein Problem. Sanieren muss man sie an der Außenfassade trotzdem, damit kein Wasser eindringt: "Im Winter, wenn das Wasser gefriert, platzt der Putz dann auf", warnt Michael Höllrigl. Wie sich Haarrisse in der Wohnung beheben lassen, erklärt Ingenieurin Queißer: "Da kann man einfach drüberspachteln." Stärkere Risse müsse man zunächst mit einem Spachtel ausweiten, grundieren und mit einer ersten Putzschicht versehen. "Darauf legt man ein Gewebe oder Malervlies, das den Putz überbrückt, spachtelt noch mal Putz drauf und schleift das Ganze schließlich noch ab."

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