Verbraucher Schland von Kopf bis Fuß: Gefälschte EM-Trikots, was nun?

Bonn · Es ist wieder soweit: Die EM-Spiele beginnen, die weißen Trikots werden übergezogen. Wer noch kein Shirt der deutschen Mannschaft hat, findet an quasi jeder Straßenecke Werbung dafür. Doch: Was passiert mir, wenn ich aus Versehen ein Plagiat des Originaltrikots kaufe?

 Das Original-Trikot der deutschen Nationalmannschaft zur EM 2016 hat ein goldenes Emblem in der Brustmitte. Nur der aktuelle Weltmeister darf es tragen.

Das Original-Trikot der deutschen Nationalmannschaft zur EM 2016 hat ein goldenes Emblem in der Brustmitte. Nur der aktuelle Weltmeister darf es tragen.

Foto: Rainer Jensen

Deutschland ist im EM- und damit im Kauffieber. Die Trikots der deutschen Nationalmannschaft kosten ab rund 85 Euro im DFB-Fanshop, Frauen- und Kindervarianten sind etwas günstiger. Das ist vielen zu viel Geld für ein bisschen Fußball-Schauen, Anfeuern und vier Wochen Patriotismus.

Der Markt mit gefälschten DFB-Trikots boomt daher. Was man dazu wissen muss:

Was droht rechtlich, wenn ich ein gefälschtes Trikot kaufe?

"Wer gefälschte Waren kauft, dem passiert nichts, wenn es für den privaten Gebrauch ist", erklärt Wolfgang Schmitz, stellvertretender Pressesprecher der Generalzolldirektion in Bonn. Das gilt auch, wenn man sich Waren bestellt und aus dem Ausland schicken lässt. Gewerblicher Handel mit Fälschungen allerdings wird rechtlich verfolgt. Dieser Punkt kann auch für den normalen Fußballfan wichtig sein: "Wer Trikots für den gesamten Kegelclub oder die ganze Familie kauft, ist davon betroffen. Auch wenn er damit kein Geld verdient", betont Schmutz. Solche Mengen werden dann vom Zoll etwa bei der Einreise vom Ausland nach Deutschland beanstandet.

Wie erkenne ich ein Original-Trikot?

Sehr wahrscheinlich als erstes am Preis. Er ist bei Fälschungen in der Regel geringer als der des Originals. Wobei man sich nicht beirren lassen darf: "Es ist häufig nicht viel Unterschied", weiß Zollsprecher Wolfgang Schmitz. Sonst falle die Fälschung ja gleich auf. Außerdem dürfte die Qualität des Stoffs fühlbar schlechter sein, wie der Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) betont: Ein Hinweis auf Plagiate ist minderwertiger Materialeinsatz und mangelhafte Verarbeitung, was zu kurzer Lebensdauer führt.

Auch der Verkaufsort ist ein Hinweis: Auf Strand- und Straßenverkäufen finden sich Originaltrikots eher selten, sicherer ist laut dem Zoll zum Beispiel ein gut sortierter Einzelhändler in der Haupteinkaufsstraße und eben im speziellen Fall der EM ein bekanntes Sportgeschäft, lokal oder im Internet.

Achten sollte man auch auf fehlende Labels - ob es nun das goldene Logo des Weltmeisters 2014 in der Brustmitte ist, der DFB-Adler links oder das Hersteller-Logo rechts daneben. Wie sieht es mit dem Pflegeetikett aus, ist es da? Außerdem achten Fälscher oft nicht auf Details: Vielleicht ist ein Buchstabe im Markennamen falsch. Und Deutschland hat seit zwei Jahren natürlich nicht mehr drei, sondern vier WM-Sterne auf der Brust.

Und das Originaltrikot ist voller kleiner Hingucker: Die gewonnenen Titel sind notiert. Laut DFB finden sich klein gestickte Jahreszahlen der Gewinne der Europameisterschaften am Ärmel rechts und die der Weltmeisterschaften am Ärmel links. In der Mitte der Brust gibt es einen anders gewebten Stoffstreifen.

Ein Merkmal für das EM-Auswärtstrikot ist seine Zweifarbigkeit: Außen ist es grau-meliert, innen giftgrün. Es lässt sich laut DFB wenden und auf links tragen. Dann steht darauf unter dem Markennamen: "bolzen - kicken - pöhlen".

Mangelnde Qualität ist ja ein Nachteil für mich als Verbraucher. Was muss mir beim geplanten Kauf von Plagiaten noch bewusst sein?

Produktpiraten arbeiten möglichst kostensparsam. Das heißt: Die Beschäftigten arbeiten vielleicht unter schlechten, sogar menschenunwürdigen Bedingungen. Kinderarbeit kann möglich sein. Und es drohen Gesundheitsgefahren, da die Billigprodukte unter Umständen mit Stoffen behandelt werden, die in der EU aus Gesundheitsgründen verboten sind, erklärt Zollsprecher Schmitz.

Das zeigte auch ein Test des Tüv Rheinland von 2014 zur WM. Er kaufte weltweit auf Märkten, in Souvenirläden oder im Internet 100 Fanshirts für Kinder. In 32 Produkten waren die europäischen Grenzwerte von Weichmachern (Phthalate) überschritten. Bestimmte Phthalate stehen im Verdacht, die Fortpflanzung zu gefährden. 5 T-Shirts hatten zu hohe Werte des Schwermetalls Cadmium. Es handelte sich bei der getesteten Kleidung nicht um die Produkte der offiziellen Ausrüster.

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