Umfrage: Einem Fünftel der Deutschen fehlt Masern-Impfschutz

Berlin · Die Weltgesundheitsorganisation will die Masern schnell ausrotten, doch nicht alle Menschen machen mit: Ein Fünftel der Deutschen ab 18 Jahren ist einer Umfrage zufolge nicht gegen das Virus geimpft.

 Um sich vor einer Ansteckung mit Masern zu schützen, ist eine Impfung in zwei Schritten nötig. Foto: Julian Stratenschulte

Um sich vor einer Ansteckung mit Masern zu schützen, ist eine Impfung in zwei Schritten nötig. Foto: Julian Stratenschulte

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Jeder fünfte Erwachsene in Deutschland ist einer Umfrage zufolge nicht gegen Masern geimpft. 21 Prozent haben demnach keinen Impfschutz gegen das Virus, 12 Prozent wissen nicht, ob sie immunisiert wurden. Das ergab eine repräsentative, online durchgeführte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa. In den vergangenen Wochen gab es in Deutschland auffällige Masern-Ausbrüche, die bis hin zu einer Schulschließung führten.

Die Meinungsforscher befragten vom 12. bis 15. Juli insgesamt 1051 Bürger ab 18 Jahren. Nur 67 Prozent der Interviewten gaben an, gegen Masern geimpft zu sein. Für die Ausrottung der Krankheit sind aber weltweit Quoten von über 95 Prozent nötig. Die Weltgesundheitsorganisation hat sich dieses Ziel bis 2015 auf die Fahnen geschrieben.

Derzeit prüft das Bundesgesundheitsministerium, wie die Ausbreitung der Masern verringert werden kann. In Erftstadt bei Köln musste vor kurzem eine Waldorfschule geschlossen bleiben, nachdem dort mehr als zehn Schüler an Masern erkrankten. Nur ein Viertel der Schüler konnte einen Impfschutz nachweisen. Allein im ersten Halbjahr 2013 wurden dem Berliner Robert-Koch Institut (RKI) mehr als 1070 Fälle gemeldet, der Großteil davon in Bayern (478) und Berlin (400).

Masern gelten als eine der ansteckendsten Krankheiten überhaupt. Schwere Komplikationen sind selten, aber es gibt sie. Im Juni starb ein 14-Jähriger an den Spätfolgen einer Infektion. Er hatte sich als Säugling in einem Wartezimmer mit Masern angesteckt, weil ein nicht geimpftes Kleinkind die Krankheit weitertrug. Auch ein Mädchen starb Jahre später durch diese Wartezimmer-Infektion.

Nach den Ergebnissen der YouGov-Umfrage ist eine deutliche Mehrheit von 76 Prozent der Befragten für eine deutschlandweite Impfpflicht gegen bestimmte Krankheiten. Das Gesundheitsministerium erwägt, nichtgeimpfte Schüler bei einem Masern-Ausbruch in ihrer Schule künftig auf Zeit vom Unterricht auszuschließen. Bisher geht das nur bei bereits erkrankten Kinder.

Mediziner empfehlen, Kinder bis zum 23. Lebensmonat zweimal gegen Masern zu impfen, damit der Schutz zuverlässig wirkt. Fünf Prozent der Befragten haben das der YouGov-Umfrage zufolge jedoch bislang versäumt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Früher sei die Doppel-Impfung unüblich gewesen, Kinderärzte hätten das nicht empfohlen oder sogar abgeraten. Einige der Befragten gaben allerdings an, "Impfgegner" zu sein und Impfungen für einen "der zahlreichen Irrglauben unserer Wissenschaft" zu halten. "Gilt für mich als Kinderkrankheit, die man durchmachen kann und muss", lautete eine weitere Begründung für den Verzicht auf die zweifache Masern-Impfung.

Für mehr als drei Viertel der Interviewten sind die Masern keine harmlose Kinderkrankheit. Das systematische Impfen wird in der Praxis entsprechend unterschiedlich gehandhabt: 82,3 Prozent haben laut der Umfrage einen Impfpass, 15,3 Prozent verzichten auf das Dokument. 2,4 Prozent wissen es nicht.

Masernschutz kontrollieren lassenJeder, der jünger als 43 Jahre ist, sollte seinen Masernschutz überprüfen. Anders als Ältere haben viele Frauen und Männer dieser Bevölkerungsgruppe keinen ausreichenden Schutz gegen das Virus, erläutert Martin Lang, Vorsitzender des Bayerischen Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Im Impfpass müssten seit Kindesalter zwei Impfungen stehen. Wer diese nicht hat oder keine Informationen dazu findet, lässt am besten die Impfungen gegen die möglicherweise tödlich verlaufende Krankheit auffrischen. Damit schützen erwachsene Frauen gleichzeitig ihren Nachwuchs - der Impfschutz muss aber bereits vor einer Schwangerschaft bestehen.

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