Studie zu Dr. Google Mediziner bemängeln Halbwissen der Patienten

Die Bertelsmann Stiftung hat Ärzte zu ihren Erfahrungen mit Patienten befragt, die sich im Vorfeld im Internet informiert haben. Das zunehmende Interesse der Patienten stößt nicht nur auf Begeisterung, sondern auch auf einige kritische Stimmen.

Die Bertelsmann Stiftung hat im Jahr 2016 eine Studie über Patienten veröffentlicht, die sich im Vorfeld des Arztbesuchs selbst kundig gemacht hatten. Rund 800 ambulant tätige Ärzte aus mehreren Fachgebieten nahmen dafür an einer Onlinebefragung teil. Themenschwerpunkte waren die Erfahrungen der Ärzte, die sie in den vergangen Jahren mit vorinformierten Patienten gemacht haben sowie ihr Umgang mit ihnen.

Dabei kam heraus, dass sich nur etwa 40 Prozent der befragten Mediziner über das zunehmende Informationsverhalten der Patienten freuen. Fast ein Viertel spricht davon, an einem normalen Arbeitstag von mehr als 30 Prozent der Patienten auf selbst recherchierte oder zufällig erfahrene medizinische Informationen angesprochen zu werden. Ein Unterschied zwischen Fach- und Hausärzten ist dabei nicht festzustellen.

Das meiste Vorwissen haben die Patienten in den Themengebieten Therapie, Krankheitssymptome, Erkrankungen im Allgemeinen und Leistungen der Krankenkassen.

Die Studie zeigt, dass die Eigeninitiative von Patienten einige positive Wirkungen auf das Arzt-Patienten-Verhältnis hat: Mehr als ein Drittel der befragten Ärzte gibt an, dass sich Patienten durch selbstangeeignetes Vorwissen besser an einer Entscheidung für ihre Gesundheit beteiligen können.

Patienten kommen rechtzeitiger zum Arzt

Außerdem bestätigt jeder fünfte Arzt, dass sich Patienten aufgrund ihres Vorabwissens aus dem Internet rechtzeitiger einen Arzttermin organisieren würden. Doch dieses zunehmende Interesse und die Eigeninitiative von Patienten stößt nicht nur auf Gegenliebe: Mehr als die Hälfte der befragten Ärzte gibt an, die Entwicklung sowohl positiv, als auch negativ zu sehen. Besonders Ärzte mit vielen Patienten aus bildungsfernen Schichten empfinden den Trend als problematisch. Nur knapp jeder Vierte sagt, die Selbstinformation der Patienten könne sich positiv auf deren Verständnis der ärztlichen Erklärungen auswirken. Außerdem würde die Informationssuche der Patienten häufig zu unangemessenen Erwartungen und Ansprüchen gegenüber der Arbeit des Arztes führen.

43 Prozent der Befragten geben an, dass es sich in den meisten Fällen um ein Gemisch aus mehr oder weniger korrekten und nützlichen Informationen handle - was die Arbeit der Ärzte erschweren würde. Rund 30 Prozent der Ärzte registrieren sogar eine Verwirrung bei den Patienten, die durch zu viele oder widerstreitende Informationen entstehe. Sieben Prozent der Befragten haben das Gefühl, ihre Patienten würden ihnen nicht vertrauen und zehn Prozent ärgern sich, dass die Patienten mit ihren Fragen nicht zuerst zu ihnen gekommen sind.

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