Licht, Bewegung und Bananen Das hilft gegen die Frühjahrsmüdigkeit

Bonn · Der Frühling ist da, die Tage werden wieder länger und die Temperaturen milder. Doch viele Menschen klagen in dieser Zeit über Müdigkeit: Sie sind frühjahrsmüde. Was dahinter steckt und wie man damit umgehen kann.

 Der Frühling beginnt und die Tage werden länger, doch nicht alle fühlen sich fit und energiegeladen.

Der Frühling beginnt und die Tage werden länger, doch nicht alle fühlen sich fit und energiegeladen.

Foto: Adobe Stock

Was ist Frühjahrsmüdigkeit?

Meist zeigt sich das große Frühjahrsgähnen, wenn es nach dem Winter die ersten Tage mit wärmeren Temperaturen gab. Rund ein Viertel der Bevölkerung spürt nach Angaben des Marburger Schlafmediziners Werner Cassel die Frühjahrsmüdigkeit. Der Körper braucht Kraft für die Umstellung auf wärmere Temperaturen, mehr Licht - und vor allem mehr Aktivität. Der Grundumsatz fährt hoch. Das kostet Energie.

Frühjahrsmüdigkeit: 10 Tipps für mehr Energie im Frühling
13 Bilder

Zehn Tipps gegen die Frühjahrsmüdigkeit

13 Bilder
Foto: dpa/Franziska Gabbert

Viele fühlen sich schlapp und müde. Andere leiden unter Kreislaufbeschwerden, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Gereiztheit oder Schlaflosigkeit. Bei den meisten ist das nach gut zwei Wochen überwunden. Auch die Zahl der Erkältungen steigt aus ähnlichen Gründen jedes Jahr zwischen Februar und April an.

Welche Ursachen gibt es für die Frühjahrsmüdigkeit?

Es gibt mehrere Gründe. Zum einen ernähren sich Menschen in der kalten Jahreszeit fettreicher und bekommen weniger Vitamine und Spurenelemente wie Vitamin D, Magnesium und Zink. Der Speicher für Aktivitäten ist somit leerer. Mit dem Temperaturwechsel weiten sich zudem die Blutgefäße - und der Blutdruck fällt ab, was Müdigkeit oder auch Kreislaufprobleme verursachen kann.

Cassel zufolge schläft der Mensch im Winter im Schnitt auch 20 bis 45 Minuten länger. Das ändert sich mit dem Frühling, weil es abends schon länger hell ist, die Menschen wieder aktiver sind und vom Tageslicht morgens auch manchmal vor dem Weckerklingeln aus dem Schlaf geholt werden.

Tiefergehend erforscht ist das Pänomen der Frühjahrsmüdigkeit allerdings nicht. "Warum sollte man das auch untersuchen - es ist ja keine Krankheit", sagt Dieter Kunz, Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin am St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin. Im Gegenteil: "Wer frühjahrsmüde ist, sollte sich freuen." Denn bei ihm funktioniere noch das System der inneren Uhren mit Sommer- und Winter-Rhythmus.

Welche Rolle spielen die Hormone beim Frühlingsbeginn?

Nach den dunklen Wintermonaten ist die Konzentration des sogenannten Schlafhormons Melatonin im Blut besonders hoch. Der "Gute-Laune-Botenstoff" Serotonin, dessen Speicher hingegen relativ leer ist, braucht für seine Entstehung Tageslicht, das eine Hormondrüse im Hirn aktiviert.

Mit der Steigerung des Serotonins drosselt der Körper gleichzeitig die Produktion von Melatonin. Weil dies alles im Frühling nicht geregelt abläuft, gerät das System durcheinander. Die Folge ist ein Kampf der Hormone - all das strengt an, und der Körper fordert zu den unpassendsten Zeiten eine Verschnaufpause.

Tipps: Was hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit?

"Licht ist die beste Therapie", sagt Schlafmediziner Cassel. Licht kurbelt die Produktion von Serotonin und Vitamin D an und stoppt tagsüber die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Deshalb raten Experten zu möglichst viel Bewegung im Freien.

Wenn es geht, also mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und die Pause nach draußen verlagern. Schlappe Büromenschen sollten statt des Aufzugs die Treppe nutzen sowie kleinere Gänge zum Kopierer selbst erledigen und nicht delegieren. Wechselduschen oder Saunabesuche bringen den Kreislauf zusätzlich in Gang.

Auch ein geregelter Schlafrhythmus mit ausreichend Nachtruhe hilft in dieser Zeit. Wer dennoch tagsüber Müdigkeit verspürt, kann einen kurzen Mittagsschlaf machen. Besonders hilfreich seien Nickerchen von fünf bis zehn Minuten, erklärt Hans-Günter Weeß vom Interdisziplinären Schlafzentrum am Pfalzklinikum in Klingenmünster. Um die kurze Dauer des Schläfchens nicht zu überschreiten, könne ein Schlüsselbund in der Hand helfen. "Man nimmt ihn vorher in die Hand. Wenn er runterfällt, war es genügend Schlaf", so Hans-Günter Weeß.

Frühjahrsmüdigkeit: Welche Ernährung hilft?

Bei der Ernährung empfehlen Experten viel Getreide und Getreideprodukte aus Vollkorn, Kartoffeln, Hülsenfrüchte sowie vor allem viel Obst und Gemüse. In einigen Obstsorten wie Bananen, Äpfeln und Ananas ist sogar der Stimmungsmacher Serotonin in Spuren enthalten.

Elisabeth Graser von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement/BSA-Akademie in Saarbrücken empfiehlt mehrere kleine Mahlzeiten am Tag, die leicht verdauliche Eiweiße und Ballaststoffe enthalten. Außerdem solle man mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit trinken.

(dpa/ga)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort