Erziehungs-Tipp Was tun, wenn die Patchwork-Familie nicht zusammenwächst?

Fürth · Meist ist es kein überstürztes Projekt, wenn zwei Alleinerziehende mit ihren Kindern zusammenziehen. Aber es kann trotzdem passieren, dass die Kinder sich nicht mögen. Und jetzt?

 Damit zwei Familien zusammenwachsen, brauchen Eltern viel Geduld. Wichtig ist den Kindern, einen Rückzugsort zu geben. Foto: picture alliance / dpa

Damit zwei Familien zusammenwachsen, brauchen Eltern viel Geduld. Wichtig ist den Kindern, einen Rückzugsort zu geben. Foto: picture alliance / dpa

Foto: Christian Charisius

Die Kleinen sind bockig, bei den Großen fliegen die Türen: Wenn Alleinerziehende samt Kind mit einem neuen Partner und dessen Kindern zusammenziehen, stößt das beim Nachwuchs nicht immer nur auf Freude. Was können die Eltern tun, wenn sich die Kinder untereinander nicht vertragen?

„Eltern, die sich nach reiflicher Überlegung für das Projekt Zusammenzug entschieden haben, sollten sich deshalb nicht gleich wieder trennen“, rät Dana Mundt von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). Eine Trennung sei die letzte Option. Auch wenn es kein Patentrezept gibt, empfiehlt die Sozialpädagogin, sich ausreichend Zeit zu geben.

Geduld und genaues Beobachten bei der Suche nach den Ursachen der Schwierigkeiten könnten dann hilfreich sein - und ab und an ein dickes Fell. Es ist der Expertin zufolge wie beim Umzug in eine neue Stadt: Man muss erstmal ankommen und schauen, wie die anderen ticken.

Das Kind sollte weiterhin sein eigenes Reich haben

Meist hat sich das Kind oder der Jugendliche den Umzug nicht freiwillig ausgesucht. Es sehe das neue Heim wahrscheinlich als reine Zweckgemeinschaft an, sagt Mundt. Deshalb sei es enorm wichtig, dass es weiterhin sein eigenes Reich habe - eine Rückzugsmöglichkeit. Jedes Kind sollte, wenn möglich, ein eigenes Zimmer haben.

Dann braucht es Zeit zum Zusammenwachsen. Vielleicht waren die Partner vorher lange alleinerziehend, mit ganz eigenen Regeln und Ritualen. Die passen vielleicht nicht zu den Gewohnheiten der anderen Seite.

„Die Eltern sollten sich deshalb vorab gut abstimmen und gemeinsam überlegen, wie sie was in Zukunft handhaben wollen. Möglich, dass jeder zunächst nur für sein Kind zuständig bleibt“, schlägt Mundt vor. Bewährt habe sich ein runder Tisch, den man einmal pro Woche für Familiengespräche einberuft. Dort besteht die Möglichkeit, Probleme, Wünsche und Erwartungen anzusprechen.

Exklusive Zeit fürs eigene Kind reservieren

Wichtig sind nicht nur schöne Momente für die gesamte Patchwork-Familie, auch exklusive Zeit fürs eigene Kind sollte man reservieren. „Damit zeigt man: Pass auf, du bist mir wichtig. Ich nehme Rücksicht, aber ich habe auch mein Leben“, erklärt die Erziehungsberaterin.

Mundt erinnert Familien in solchen Situationen daran, dass auch leibliche Geschwister oft wie Hund und Katze seien. „Man muss nicht denken, dass es dort nicht kracht.“

(dpa)
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