Umfrage Mehr Konflikte und mehr Belastung in häuslicher Pflege

Berlin · Einschränkungen bei Pflegediensten, weniger Unterstützung von Nachbarn und Freunden - und mehr Streit: Für Pflegende sind es keine einfachen Zeiten, wie eine Befragung offenbart.

 Die Corona-Pandemie hat für viele Pflegende zu einer höheren Belastung geführt. Foto: Kai Remmers/dpa-tmn

Die Corona-Pandemie hat für viele Pflegende zu einer höheren Belastung geführt. Foto: Kai Remmers/dpa-tmn

Foto: Kai Remmers

Menschen, die Angehörige häuslich pflegen, sind durch die Corona-Krise stark belastet. Rund jeder Vierte (23 Prozent) hat laut einer Umfrage Sorge, die häusliche Pflege wegen dieser Situation nicht mehr zu schaffen.

Ähnlich viele (24 Prozent) gaben an, dass sie mehr emotional belastende Konflikte mit der pflegebedürftigen Person haben als vorher. Schöne Momente hätten dagegen abgenommen, gaben 23 Prozent an. Immerhin 12 Prozent berichteten aber auch das Gegenteil, für knapp zwei Drittel (64 Prozent) hat sich in dem Punkt nichts verändert.

Pflegesituation für viele verschlechtert

Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) und die Charité-Universitätsmedizin Berlin haben die Befragung zwischen Ende April und Anfang Mai durchgeführt - zu einem Zeitpunkt also, als etwa die Kontaktbeschränkungen strenger waren als im Moment.

Von den 1000 Befragten im Alter zwischen 40 und 85 Jahren gab rund ein Drittel (32 Prozent) an, dass sich die Pflegesituation durch die Corona-Lage verschlechtert habe. Zwei Drittel (65 Prozent) sahen keine Veränderung.

Vier von zehn (39 Prozent) berichteten zu dem Zeitpunkt der Befragung von Mehrbelastungen, weil Dienstleistungen und Hilfsstrukturen im nahen Wohnumfeld der pflegebedürftigen Person weggefallen seien.

Herausforderung Mund-Nasen-Schutz

Auch die Einhaltung von Hygieneregeln und Abstandsregeln fiel nicht jedem Pflegenden leicht. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bei näherem Kontakt ließ sich für 38 Prozent eher oder gar nicht gut umsetzen. 26 Prozent gaben auch an, dass sich das Vermeiden von Küssen, Umarmungen oder Händeschütteln schwer in der Praxis durchhalten lässt. Was den allermeisten hingegen keine Probleme machte: Vor und nach dem Kontakt gründlich Hände waschen.

Insgesamt zeigte sich laut den Studienautoren, dass Angehörige von Menschen mit Demenz besonders belastet sind. Die Pflegebedürftigen verstünden oft die Pandemie-Regeln nicht und bräuchten ihre gewohnten Routinen. Daraus resultierten viele Probleme.

Nach Angaben des ZQP pflegen Millionen Menschen in Deutschland einen Angehörigen oder eine Angehörige daheim - viele sind berufstätig.

© dpa-infocom, dpa:200630-99-621807/3

(dpa)
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