Keim-Skandal Ikea stoppt Verkauf von Wilke-Wurst

Korbach · Auch der Möbelkonzern Ikea ist mit Produkten des nordhessischen Wurstherstellers Wilke beliefert worden, der wegen keimbelasteter Waren in die Schlagzeilen geraten ist.

 Auch Ikea erhielt Ware des Wurstherstellers Wilke. Der Möbelkonzern hat den Verkauf aller Produkte des Herstellers nun gestoppt. Foto: Stephanie Pilick/dpa

Auch Ikea erhielt Ware des Wurstherstellers Wilke. Der Möbelkonzern hat den Verkauf aller Produkte des Herstellers nun gestoppt. Foto: Stephanie Pilick/dpa

Foto: Stephanie Pilick

Über einen Großhändler habe Ikea Deutschland Wurst-Aufschnitt für Kunden- und Mitarbeiterrestaurants von diesem Hersteller erhalten, sagte eine Sprecherin des Möbelkonzerns. Sie bestätigte damit entsprechende Angaben der Verbraucherorganisation foodwatch.

Ikea war am Mittwoch (2. Oktober) durch den Großhändler über die Schließung von Wilke informiert worden und habe „den Verkauf aller Produkte des Herstellers umgehend gestoppt“, sagte die Sprecherin. Nicht betroffen sei das übrige Fleisch- und Wurstwaren-Sortiment aus Restaurant, Schwedenshop und Bistro. Mittlerweile gebe es einen neuen Lieferanten für Aufschnitt.

Keime nachgewiesen

Waren von Wilke werden mit zwei Todesfällen in Südhessen und 37 weiteren Krankheitsfällen in Verbindung gebracht. Mehrfach wurden Listerien-Keime in Wilke-Produkten nachgewiesen. Die Keime können für Menschen mit geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sei. Der Landkreis Waldeck-Frankenberg hatte als Aufsichtsbehörde den Betrieb mit 200 Mitarbeitern am Dienstag vergangener Woche geschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

Auch Betriebe in Rheinland-Pfalz sind mit Wurst von Wilke beliefert worden. „Aktuell gehen wir davon aus, dass Betriebe in ganz Rheinland-Pfalz Wurstwaren des Unternehmens erworben haben“, sagte Ernährungsministerin Ulrike Höfken (Grüne). Bereits vergangene Woche hatte der Großhändler Metro erklärt, Wilke-Produkte und Eigenmarken mit Wilke-Fleisch aus dem Sortiment genommen zu haben.

Wie die Keime immer wieder in die Wurst kamen, untersuchten Spezialisten des Landes Hessen. Der Bericht sei fertig und dem Landkreis Waldeck-Frankenberg zugeleitet worden, sagte ein Sprecher des Regierungspräsidiums Darmstadt am Montag. Dort ist die für Hessen zuständige „Task-Force Lebensmittelsicherheit“ angesiedelt.

„Dieses Gutachten bestätigt das Handeln des Landkreises, die Schließung der Firma Wilke zu verfügen und den Rückruf aller Produkte zu veranlassen“, sagte Landrat Reinhard Kubat (SPD), ohne auf den Inhalt des Berichts näher einzugehen. Der Bericht sei an die Staatsanwaltschaft Kassel übergeben worden. Kubat kündigte an, dass er - ausdrücklich ohne jede Fehlerzuweisung - angeordnet habe, alle Abläufe und Kontrollmechanismen der Aufsichtsbehörde noch einmal auf den Prüfstand zu stellen.

Foodwatch bemängelt Krisenmanagement

Foodwatch hatte Wilke und den Behörden „schwere Versäumnisse“ beim Krisenmanagement vorgeworfen. Zudem will die Organisation die Veröffentlichung von Listen aller belieferten Betrieb erzwingen - notfalls auf dem Gerichtsweg. Doch eine Liste aller belieferten Einzelhändler gibt es laut Behörden nicht.

Am Montag (7. Oktober) veröffentlichte das Land zumindest eine Auflistung der Marken und Handelsnamen von betroffenen Produkten. „Im Fall Wilke Wurstwaren stellen sich derzeit noch viele Fragen, die beantwortet werden müssen, um Wiederholungen zu vermeiden“, sagt Umweltministerin Priska Hinz (Grüne). Gemeinsam mit der Kreisverwaltung, dem Regierungspräsidium Kassel und der Task-Force werden man den vorliegenden Fall analysieren und die erforderlichen Konsequenzen ziehen. Zudem solle die Lebensmittelüberwachung durch einen Gesetzesentwurf gestärkt werden.

Sollte es beim Krisenmanagement oder Umgang mit Wilke Fehler gegeben haben, wäre das Regierungspräsidium in Kassel die zuständige Aufsichtsbehörde. Dort will man vorerst abwarten. „Das müssen die erstmal aufarbeiten“, sagte ein RP-Sprecher.

(dpa)
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