Ernährungsbericht: Mehr Gemüse, weniger Obst, zu viel Fleisch

Berlin · Viele Menschen achten darauf, was sie essen. Im Ernährungsbericht steht, dass mehr Gemüse verzehrt wird. Gleichzeitig ist der Fleischkonsum weiter zu hoch. Und viele sind zu dick.

 Die gute Nachricht: Die Deutschen essen mehr Gemüse. Zu dieser Erkenntnis kommt der 12. Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Foto: Roland Weihrauch/Archiv

Die gute Nachricht: Die Deutschen essen mehr Gemüse. Zu dieser Erkenntnis kommt der 12. Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Foto: Roland Weihrauch/Archiv

Foto: DPA

Die Deutschen essen mehr Gemüse, trotzdem sind viele von ihnen weiter zu dick. Das zeigt der aktuelle Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). So seien im vergangenen Jahr pro Kopf etwa 25 Kilogramm Gemüse wie Tomaten, Kohl, Rüben, Gurken und Hülsenfrüchte verzehrt worden. Beim Obst griffen die Menschen dagegen seltener zu. Um die Verbraucher vor irreführender Werbung auf Lebensmitteln zu schützen, gilt nun eine neue EU-Richtlinie.

Zwischen den Jahren 2000 und 2011 sei der Konsum von Gemüse jährlich pro Kopf um durchschnittlich 1,1 Kilogramm gestiegen. Trotz dieser bewussteren Ernährung seien viele Menschen übergewichtig: Etwa 60 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen in Deutschland sind zu dick. Vor allem Senioren haben laut dem Bericht Probleme mit Übergewicht: So hätten 74 Prozent der Männer und 63 Prozent der Frauen zwischen 70 und 74 Jahren zu viel Gewicht, was auch auf Bewegungsmangel zurückzuführen sei.

Bei Kindern im Vorschulalter in fast allen Bundesländern dagegen sei das Übergewicht um bis zu drei Prozent und die noch schlimmere Fettleibigkeit (Adipositas) um bis zu 1,8 Prozent zurückgegangen. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hatte Ergebnisse der sogenannten Schuleingangsuntersuchungen 2008 ausgewertet, wie das Bundesverbraucherministerium am Freitag weiter mitteilte.

Aigner wertete es als positives Signal, dass das Übergewicht bei Kindern im Vorschulalter zurückgehe, "aber ob dieser Trend sich bestätigt, muss sich noch zeigen", sagte sie laut der Mitteilung. Die Lebensmittelorganisation Foodwatch verwies darauf, "dass die Übergewichtsraten bei Kindern vor allem nach der Einschulung ansteigen".

Nach Ansicht des Chefs des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung, Hans-Georg Joost, sollten extrem zuckerhaltige und kalorienreiche Produkte für Kinder und Jugendliche schwerer zugänglich gemacht werden. Denkbar sei dies über höhere Steuern, sagte der Mediziner der Nachrichtenagentur dpa. Das Bundesverbraucherministerium lehnt Strafsteuern für "vermeintlich ungesunde Lebensmittel" ab.

In einer anderen, internationalen Studie mit dem Titel "Global Burden of Disease Study 2010 (GBDS 2010)", die zuvor in London veröffentlicht worden war, hieß es, dass in den vergangenen zehn Jahren Fettleibigkeit zum großen Problem geworden sei. Lag diese 1990 noch auf Platz 10 der größten Gesundheitsrisiken, ist sie nun auf Platz 6 in der Welt. Mehr als 3 Millionen Todesfälle seien 2010 auf einen zu hohen Body-Maß-Index (Verhältnis von Gewicht zu Körpergröße) zurückzuführen gewesen. Daten aus 187 Länder wurden ausgewertet.

Weiter geht aus dem Ernährungsbericht hervor, den die DGE alle vier Jahre im Auftrag der Bundesregierung schreibt, dass jeder Mann im Durchschnitt pro Woche etwa ein Kilogramm Fleisch und Wurst isst, empfohlen werden 300 bis 600 Gramm. "Wir essen nach wie vor viel zu viel Fleisch", sagte Helmut Heseker, DGE-Präsident. Beim Obst sei es andersherum: Es würden weniger Früchte gegessen.

Um die Verbraucher vor irreführender Gesundheitswerbung auf Lebensmitteln zu schützen, ist seit Freitag eine EU-Richtlinie in Kraft. So darf unter anderem nicht mehr behauptet werden, dass Joghurt die Immunabwehr stärke. Andere Aussagen wiederum genehmigte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Dazu gehört beispielsweise, dass Vitamin C gegen Müdigkeit wirkt und das Immunsystem stärkt. Verbraucherschützer kritisierten die Regelungen bereits als zu lasch.

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