Eiweißbrot: Fettversteck statt Schlankmacher

Wettenberg · Zwischen Baguettestangen und Roggenschrot soll sie liegen: die neueste Geheimwaffe gegen Hüftspeck. Eiweißbrot hat wenig Kohlenhydrate und viel Eiweiß. Das lässt angeblich die Pfunde purzeln. Experten sind skeptisch.

 Eiweißbrot als Schlankmacher? Die Hersteller versprechen mehr, als das Trendgebäck halten kann. Foto: Andrea Warnecke

Eiweißbrot als Schlankmacher? Die Hersteller versprechen mehr, als das Trendgebäck halten kann. Foto: Andrea Warnecke

Foto: DPA

Diät-Trends treiben bisweilen kuriose Blüten: Jetzt soll ein Brot mit besonders viel Eiweiß schlank machen. Ernährungsexperten warnen allerdings vor zu hohen Erwartungen. Es gebe sogar Eiweißbrote, die mehr Kalorien als normales Brot haben, sagte die Ökotrophologin Kathi Dittrich vom Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB) in Wettenberg bei Gießen. Neben dem hohen Eiweißgehalt bewerben die Hersteller auch den ungewöhnlich geringen Anteil an Kohlenhydraten.

Kohlenhydrate sind als Dickmacher verschrien. Genau da setzen die sogenannten Low-Carb-Diäten an: Sie empfehlen, vor allem abends auf Kohlenhydrate zu verzichten und stattdessen Salat, Fisch, Ei und Fleisch zu essen. Das Eiweiß- oder Proteinbrot ist nach Dittrichs Einschätzung höchstens im Rahmen einer solchen Ernährung sinnvoll. "Aber wenn man abends einfach nur das normale Brot durch Eiweißbrot ersetzt und sonst isst wie bisher, wird man sicher nicht abnehmen."

Doch selbst als Bestandteil der Low-Carb-Diät hat Eiweißbrot so seine Tücken. Das Trendgebäck mache nicht besonders satt. "Aber wenn man davon vier oder fünf Scheiben isst, dann ist die Kalorienersparnis auch gleich wieder weg", merkte Dittrich an.

Auch ist Eiweißbrot nicht gleich Eiweißbrot. Es gebe Varianten, die mit rund 30 Gramm Kohlenhydrate pro 100 Gramm kaum weniger haben als zum Beispiel normales Roggen-Vollkornbrot mit knapp 40 Gramm. Diese Brote taugten dann selbst im Rahmen einer Low-Carb-Diät wenig. "Es gibt aber eben auch welche, die sind deutlich reduziert", sagte Dittrich. Dort lägen die Werte zwischen fünf und sieben Gramm.

Diese stark reduzierten Varianten enthalten aber in der Regel besonders viel Fett. "Denn man muss ja auch diese Kohlenhydrate durch irgendwas ersetzen", erklärte Dittrich. Sesamsamen, Sonnenblumenkerne oder Nüsse leisten das, bringen aber eben viel Fett mit. Das treibt die Gesamtkalorienzahl hoch und erschwert das Abnehmen. Ein normales Roggen-Vollkornbrot habe etwas mehr als ein Gramm Fett, Eiweißbrot rund drei bis zehn Gramm.

"Schädlich ist Eiweißbrot nicht", sagte Dittrich. "Es bleibt halt die Frage, ob es Sinn macht." Ein weiterer Nachteil: Manche Eiweißbrote seien bis zu doppelt so teuer wie ein Otto-Normal-Brot. Aber immerhin: "Es schmeckt durchaus."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ein Kreis aus Köstlichkeiten
Mein Gericht: Benjamin Schöneich Ein Kreis aus Köstlichkeiten
Zum Thema
Aus dem Ressort