Moderne Heizung Auch auf den Schornstein kommt es an

BONN · Alte Kamine passen nicht zu neuen Heiztechniken. Die Abgase haben durch die deutlich geringere Hitze weniger Auftrieb, um nach oben abzuziehen. Der Schornstein muss also angepasst werden, um Schäden zu vermeiden. Experten geben Tipps.

 Schornstein nachbessern: Bei moderner Heiztechnik sind die Abgase viel kühler und ziehen nicht mehr ausreichend nach oben ab.

Schornstein nachbessern: Bei moderner Heiztechnik sind die Abgase viel kühler und ziehen nicht mehr ausreichend nach oben ab.

Foto: STOCK ADOBE

Wenn Immobilienbesitzer ihre alte Heizung gegen einen neue, energieeffiziente Anlage austauschen, haben sie oft einen wichtigen Bestandteil des Hauses eher weniger im Blick: Den Schornstein, der ebenfalls für das Funktionieren der Heiztechnik wichtig ist. Fachleuten stellt sich bei der Umstellung einer alten Öl- oder Gasheizung auf moderne Brennwerttechnik nämlich regelmäßig die Frage: „Ist der alte Schornstein für Abgase mit deutlich niedrigeren Temperaturen überhaupt geeignet?“, bringt es Bernd Schöllgen, stellvertretender Obermeister der Innung für Sanitär, Heizung und Klima (SHK) im Rhein-Sieg-Kreis, auf den Punkt.

Seiner Erfahrung nach ist in vielen Fällen eine Sanierung des Schornsteins erforderlich: „Das wissen eine ganze Reihe von Verbrauchern nicht oder verkennen die Folgen“, sagt Schöllgen weiter, der seit kurzem auch Landesinnungsmeister des Fachverbandes SHK für NRW ist. Was zu beachten ist, erklären Schöllgen und Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks mit Sitz in Sankt Augustin.

Auf das grundsätzliche Problem weist auch der Beitrag „Wann ist eine Schornsteinsanierung erforderlich?“ auf dem Fachportal effizienzhaus-online.de hin. Ältere Heizkessel würden die im Abgas enthaltene Energie nicht vollständig nutzen und sehr heiße Abgase durch den Schornstein blasen, „die durch thermischen Auftrieb von selbst nach oben steigen und entweichen“. Anders dagegen funktioniere die moderne Brennwerttechnik. Die nutzte zusätzlich die Kondensationswärme des im Abgas enthaltenen Wasserdampfes, und im Zuge diese Prozesse würden die Abgase bereits im Kessel soweit wie möglich abgekühlt.

Innungsexperte Bernd Schöllgen, der zudem Geschäftsführer einer SHK-Firma in Alfter ist, bestätigt: „Die Heiztechnik und die entsprechenden Anforderungen an die Beschaffenheit der Schornsteine hat sich in der Tat in der Vergangenheit grundlegend geändert.“ Schornsteine habe man in den 70er und 80er Jahren für Heizungen ausgelegt, „die besonders heiße Abgase produzierten“, so Schöllgen weiter. Teilweise seien damals Werte von rund 150 Grad erreicht worden.“ Durch den thermischen Auftrieb und Kamineffekt seien diese quasi von selbst durch den Schornstein aufgestiegen.

Mit modernen Heizungen, die in der Regel mit der sogenannten Brennwerttechnik arbeiten, funktioniert das alte Prinzip allerdings so nicht mehr: „Das hat damit zu tun, dass die Abgase moderner Heizungen viel geringere Abgas-Temperaturen entwickeln“, führt Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks aus. Er geht von Temperaturen aus, die noch maximal bei zwischen 30 und 80 Grad liegen. „Dass reicht auf jeden Fall nicht mehr dafür, dass die Abgase so viel Auftrieb bekommen, um aus dem Schornstein zu entweichen.“

Würde kein neuer Schornstein eingebaut, beziehungsweise der alte entsprechend saniert, passiert nach Aussage von Schornsteinfeger-Experte Gula folgendes: „Auf seinem Weg nach oben kühlt das Abgas ab.“ Anschließend kondensiere es und setze sich als Feuchtigkeit an den Wänden des Schornsteins ab. Das kann negative Folgen für die Bausubstanz haben, warnt er.

Konkret bildet sich laut effizienzhaus-online „ein säurehaltiges Kondensat im Schornstein“, das diesen angreifen könne. Es komme zu einer Versottung der Schornsteinwände. Das anfallende Kondensat müsse dann über eine Kondensatschale aufgefangen und abgeleitet werden. Diese Folgen machen dann oft eine Schornsteinsanierung erforderlich.

Zur Frage, was ein Hausbesitzer in dem Fall tun kann, empfiehlt Alexis Gula zu differenzieren: „Ist der alte Schornstein von seiner Bausubstanz her noch in Ordnung, kann man eine Abgasleitung in den Kamin einziehen, die widerstandsfähig gegen das Kondensat ist.“ Nach seinem Dafürhalten reicht bei kühleren Abgasen, etwa aus einer Öl- und Gasheizung, ein Kunststoffrohr. Beim Einsatz einer Pellet- oder Holzheizung hält er den Einbau eines Edelstahlrohrs beziehungsweise eines Rohrs aus Schamott-Keramik für sinnvoll.

Alternativ, so Gula weiter, sei auch denkbar, eine separate Abgasführung an der Fassade des Hauses anzubringen. In Frage komme darüber hinaus das Auskleiden des Schornsteins mit einem feuchtebeständigen Material. Was oft auch helfe, ist seiner Erfahrung nach die Verkleinerung des Querschnitts des Schornsteins. „Ältere Schornsteine haben einen Innendurchmesser von 20 bis 30 Zentimetern“. Das sei für moderne Heizungen mit ihren Niedrigtemperaturen viel zu viel: „Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus reicht die Hälfte“, betont Alexis Gula. Neue Heizungen hätten bei ihrem Abgassystem noch einen Durchmesser von rund acht Zentimetern. Wie groß der neue Querschnitt sein muss, „hängt aber immer vom verwendeten Brennstoff ab und von der Leistung der Feuerstelle“.

Die Umrüstung des Schonsteins bringt für Alexis Gula einen weiteren Vorteil mit sich: „Der Wirkungsgrad des Heizsystems wird erhöht.“ Zu tun habe das mit dem sogenannten Gegenstromprinzip. Kurz gesagt werde der Heizung vorgewärmte Verbrennungsluft zugeführt. Damit das funktioniert, so rät er weiter, sollten Hausbesitzer den Schornstein vor dem Einbau eines neuen Rohres einer Grundreinigung unterziehen.

Was die Kosten für eine Sanierung angeht, bekomme man die ab etwa 1000 Euro. Allerdings weist Gula ausdrücklich darauf hin: „Der Betreiber einer Heizungsanlage sollte vor der Sanierung und einer Inbetriebnahme der Heizung mit dem bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger sprechen.“

SHK-Fachmann Schöllgen ergänzt, dass die Hersteller von Heizungsanlagen zum jeweiligen Brennwertgerät oft auch die passenden Abgassysteme anbieten.

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