Sparprogramm bei Zurich Insurance Zurich droht weiterer Stellenabbau

Bonn/Zurich · Rund 860 Jobs sollten bisher bei Zurich Deutschland bis 2018 wegfallen. Weil der Mutterkonzern das Sparziel bis 2019 auf 1,5 Milliarden Dollar erhöht hat, könnten es noch mehr werden.

Der verschärfte Sparkurs des Versicherungskonzerns Zurich Insurance könnte auch bei den deutschen Töchtern Arbeitsplätze kosten. Beschlossen ist aber noch nichts: „Bis Ende 2018 wird es keine weiteren Veränderungen über den angekündigten Beschäftigungsabbau von 859 Stellen geben“, teilte Zurich Deutschland am Montag auf Anfrage mit.

Allerdings gehen die jüngsten Ankündigungen der Zurich-Gruppe über den genannten Zeitraum hinaus. Wie Konzernchef Mario Greco vergangene Woche mitteilte, will der Versicherer bis 2019 Nettoeinsparungen von 1,5 Milliarden Dollar (1,41 Milliarden Euro) erzielen. Bisher sollten die Kosten um eine Milliarde Dollar, berechnet auf der Basis von 2015, reduziert werden. Dies galt aber nur bis 2018. Von rund 55 000 Stellen sollten etwa 8000 weltweit wegfallen.

In seinen jüngsten Stellungnahmen blieb Greco vage, was die Beschäftigung angeht. In einem Interview der „Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag“ sagte er zu möglichen Jobverlusten: „Das weiß ich nicht. Die Zahl der Mitarbeiter hängt von vielen Faktoren ab, etwa davon, wie viele Tätigkeiten wir auslagern und was wir weiterhin selber machen.“

Ursache des Strukturwandels ist die Digitalisierung. „Was ein Mensch in einer Stunde abarbeitet, erledigt der Computer in fünf Sekunden. Unsere Computer haben kognitive Fähigkeiten und können mittlerweile lesen. Sie machen keine Fehler und lassen sich nicht ablenken“, erklärte Greco in der NZZ am Sonntag. Am Donnerstag hatte der Versicherungskonzern anlässlich eines Investorentages in London mitgeteilt, man wolle sämtliche IT-Systeme, Lieferantenverträge und Beschaffungsprozesse überprüfen, um das erhöhte Sparziel zu erreichen. Auch sogenannte Shared-Service-Angebote, bei denen Dienstleistungen von mehreren Unternehmensteilen intern oder extern genutzt werden, würden in Betracht gezogen. Die Restrukturierung könnte den Konzern 2017 und 2018 jährlich 500 Millionen Dollar kosten.

Dafür verspricht Zurich eine Eigenkapitalrendite von zwölf Prozent ab 2017, ausgehend vom Betriebsgewinn nach Steuern. Diese soll in den Folgejahren weiter steigen. Der Konzern schlägt einen Ausschüttungssatz von rund 75 Prozent des Reingewinns vor, mindestens aber die bisher zugesagten 17 Franken (15,85 Euro) pro Aktie.

Greco, der seinen Posten erst im Mai übernommen hatte, kündigte an, die 70 Datencenter des Konzerns auf acht zu reduzieren. Schon in diesem Jahr sollten die jährlichen Kosten von 10,3 auf zehn Milliarden Dollar reduziert werden, bis 2019 dann auf 8,8 Milliarden Dollar.

Vergangenes Jahr hatte Zurich Deutschland einen Ergebnisrückgang um 25 Prozent verzeichnet. Gegenüber dieser Zeitung hatte sich Deutschland-Chef Marcus Nagel zuletzt zuversichtlich gezeigt, das gesteckte Ergebnis in diesem Jahr zu erreichen. Die großen Einbrüche gab es 2015 im Bereich Schadensversicherungen. Dort sank der Gewinn von 120 auf zehn Millionen Euro.

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