Bundesministerium für Bildung und Forschung Zwei Bonner Forscher erhalten Förderung

BONN · Zwei Mediziner am Universitätsklinikum Bonn wollen neue Therapien gegen Hirntumoren entwickeln. Ihr Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,7 Millionen Euro über drei Jahre gefördert. Ziel ist es, Ideen aus der Universität für die wirtschaftliche Nutzung verfügbar zu machen.

 Entfernung eines Hirntumors: Oftmals verbleiben einige bösartige Krebszellen. Das Foto entstand am Uniklinikum Jena.

Entfernung eines Hirntumors: Oftmals verbleiben einige bösartige Krebszellen. Das Foto entstand am Uniklinikum Jena.

Foto: dpa

Das Glioblastom ist der häufigste bösartige Hirntumor bei Erwachsenen. Durchschnittlich überleben die Patienten nach der Erstdiagnose nur etwa 15 Monate. Obwohl diese Krebserkrankung seit vielen Jahren intensiv erforscht wird, gibt es wenig Behandlungsfortschritte.

Zwar lässt sich der Tumor oft fast vollständig entfernen, doch verbleiben stets einige bösartige Tumorzellen im Patienten, aus denen sich trotz Bestrahlung oder Chemotherapie wieder neue Wucherungen bilden können. Professor Björn Scheffler und Privatdozent Martin Glas vom Universitätsklinikum stellten sich die Frage, warum sich die bisherigen Therapieansätze als wenig wirksam erweisen und kamen zu der Hypothese: "Zellen aus dem vom Neurochirurgen routinemäßig entnommenen Gewebe sind für die Therapiefindung nicht ausreichend."

Dazu nahm das Team rund um Scheffler und Glas alle Krebszellen der Patienten genauer unter die Lupe. Die Neurochirurgen Professor Matthias Simon und Professor Hartmut Vatter des Universitätsklinikums Bonn stellten den Forschern sowohl Proben der entfernten Tumormasse als auch aus dem Operationsrand zur Verfügung. Aus Letzterem konnten Scheffler und Glas die im Patienten verbleibenden bösartigen Zellen, die sogenannten "residualen Zellen", gewinnen. Dieses Verfahren ließen sie sich in diesem Jahr patentieren.

In den vergangenen fünf Jahren haben Scheffler und Glas rund 600 Patientenproben untersucht. Bereits am Anfang fanden die Wissenschaftler ihre Hypothese durch eine erstaunliche Entdeckung bestätigt: "Die im Patienten verbleibenden Zellen aus dem Tumorrand haben ganz andere Eigenschaften als die bislang untersuchten Zellen aus dem Zentrum der Wucherung", sagt Scheffler vom Institut für Rekonstruktive Neurobiologie, Abteilung Stammzellpathologien.

"Wir erhalten direkt aus dem Labor neue Erkenntnisse über Eigenschaften des Tumors, die für die individualisierte Behandlung genutzt werden sollen", sagt Glas, aus der Neurologischen Klinik, Schwerpunkt Experimentelle und Translationale Neuroonkologie. Bisher wurden jedoch die im Patienten verbleibenden Tumorzellen nicht für die Entwicklung neuer Therapien berücksichtigt. Doch selbst wenn ein Medikament den eigentlichen Tumor zerstören kann, müsse das nicht auch für die residualen Zellen gelten.

Das Verfahren von Scheffler und Glas soll nun helfen, die tatsächlichen Eigenschaften des Patiententumors im Labor besser abzubilden. Für beide ein möglicher Schlüssel für die Entwicklung scharfer Waffen gegen Hirntumoren: Ziel sei es, das Leben der Betroffenen dadurch zu verlängern, und das mit einer guten Lebensqualität.

Nähere Infos: meb.uni-bonn.de

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