Kämpfe vermutlicher Auslöser Auf aggressiven Sohlen: Wie Menschen zu ihrem Gang kamen

Salt Lake City · Warum laufen Menschen, Gorillas oder Orang-Utans auf den Sohlen, die meisten anderen Primaten aber nicht? Die Bereitschaft zu Kämpfen könnte dafür mitverantwortlich sein, glauben Forscher.

 Nur wenige Lebewesen laufen auf Sohlen. Bei dem Menschen hat vermutlich seine Vergangenheit als Kämpfer dazu beigetragen.

Nur wenige Lebewesen laufen auf Sohlen. Bei dem Menschen hat vermutlich seine Vergangenheit als Kämpfer dazu beigetragen.

Foto: Sebastian Kahnert

Die latent aggressive Natur von Menschen und Menschenaffen könnte die Entwicklung ihres Ganges mitbestimmt haben. Das zumindest mutmaßen einige Wissenschaftler. Der typische Sohlengang sei beim Kämpfen von Vorteil, berichten sie im Fachblatt "Biology Open".

Mit den Fersen am Boden seien Bewegungen, die im Kampf wichtig sind, besser auszuführen als im Zehengang, den die meisten anderen Primaten benutzen.

Ausgangspunkt für die Untersuchung war die Frage, ob der Mensch von Natur aus aggressiv und konfrontativ ist und diese Verhaltensweisen lediglich durch etwa soziale Kontrolle eingeschränkt werden. Oder ob der Mensch nur dann angriffslustig wird, wenn ihm zum Beispiel durch Staaten oder Regierungen der Zugang zu Ressourcen verwehrt wird.

"Wenn Aggression in unserer Vergangenheit wichtig war, dann sollten wir Belege dafür in unserer Anatomie finden", sagt David Carrier von der University of Utah (Salt Lake City/US-Staat Utah), der die Untersuchung zusammen mit Christopher Cunningham von der Swansea University (Swansea/Großbritannien) durchgeführt hat.

Auf der Suche nach solchen Belegen hatten die Wissenschaftler Freiwillige auf eine sogenannte Kraftmessplatte gestellt und sie gebeten, ein schweres Pendel in Bewegung zu setzen - etwa durch seitliche Schläge, durch Ziehen oder Drücken. Dabei standen die Versuchspersonen auf einem oder beiden Beinen und entweder auf den Zehen oder auf dem ganzen Fuß. Die Wissenschaftler bestimmten so unter anderem die Kräfte, die auf den Boden und auf das Pendel wirkten.

Das Ergebnis: Egal, welche Bewegung die Freiwilligen ausführten - die auf den Boden wirkenden Kräfte waren stets größer, wenn sie den gesamten Fuß aufsetzten. Sie konnten so mehr Kraft und Energie aufbringen - ein klarer Vorteil beim Kämpfen.

Um zu veranschaulichen, wie wichtig die Kraftübertragung auf den Boden bei der Aufgabe ist, ließen die Wissenschaftler die Probanden die Aufgabe auch mit rutschigen Socken auf einer Teflon-Unterlage ausführen. Dabei drehten sie sich um sich selbst und konnten erheblich weniger Kraft generieren.

Physische Aggression sei sicher nicht die einzige Verhaltensweise, die die Entwicklung der Füße beeinflusst habe, sagt Carrier. Die Ergebnisse legten aber nahe, dass die kämpferische Leistungsfähigkeit eine wichtige Rolle gespielt habe.

Einige Forscher vermuten, dass auch das Leben in Bäumen die Evolution der Gangart mitbestimmt habe. Einige Affen hangeln sich durch Bäume, indem sie mit den Füßen über Äste laufen und sich gleichzeitig mit den Armen an anderen, weiter oben gelegenen Ästen festhalten. Diese Art der Fortbewegung werde erleichtert, wenn das Gewicht auf die Hinterbeine verlagert werde, was wiederum im Aufsetzen des gesamten Fußes resultiere - dem Sohlengang.

Außer dem Menschen und den Menschenaffen sind zum Beispiel auch Bären, Dachse oder einige Nagetiere Sohlengänger. Der Zehengang ist verbreiteter bei Arten, die viel und schnell rennen.

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