Zweitägiges Symposium zur Prostatakrebs-Forschung in Bonn

Bonn · Diagnose Prostatakrebs: Für viele Männer ein Albtraum. Dabei gibt es große Unterschiede im Krankheitsbild - und viele neue Behandlungsmethoden.

 Professor Thorsten Schlomm zeigt im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) auf ein 3D-Modell einer Prostata.

Professor Thorsten Schlomm zeigt im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) auf ein 3D-Modell einer Prostata.

Foto: dpa

Die Deutsche Krebshilfe hatte daher am Montag in Bonn ein zweitägiges internationales Symposium eröffnet, auf dem sich Experten austauschen und Netzwerke bilden können. Denn auch wenn sich in den vergangenen Jahren in der Forschung viel getan hat, stellt Prostatakrebs nach wie vor eine große wissenschaftliche Herausforderung dar.

"Ein Prostatakarzinom ist die dritthäufigste Todesursache im Krebsbereich", sagt Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, in einem Gespräch mit dem GA. "15 000 Menschen sterben pro Jahr an den Folgen der Krankheit - aber zugleich gibt es gut behandelbare Krebsarten oder solche, die gar nicht behandelt werden müssen.

Da gilt es, genau zu unterscheiden." Professor Markus Hohenfellner, Direktor der Urologischen Klinik der Universität Heidelberg, nickt bestätigend. "Das Schlagwort ist häufig Übertherapie. Da wird operiert oder bestrahlt, obwohl das nicht zwingend notwendig ist. In vielen Fällen genügt bereits eine aktive Beobachtung."

Vor allem für Patienten jenseits der 70 sei diese Methode inzwischen weit verbreitet. "Sie verlieren dadurch keine Lebensqualität", betont Hohenfellner. "Und etwa 50 Prozent derjenigen, die die aktive Beobachtung machen, brauchen keine andere Form der Therapie." Voraussetzung für eine effiziente Behandlung ist allerdings neben einer guten Diagnostik eine entsprechende Vorsorge. Doch genau da hapert es bei vielen Männern.

"Nur 25 bis 28 Prozent der Männer über 45 lassen sich regelmäßig untersuchen", sagt Hohenfellner. "Zum einen haben viele Angst, dass bei einem Befund ein unnötiger Eingriff durchgeführt wird, und zum anderen gibt es noch immer die weit verbreitete Vorstellung, dass der Tumor erst durch die Diagnose relevant wird."

Dabei ist gerade mit dem heutigen Stand der Forschung ein früh erkanntes Prostata-Karzinom häufig gut in den Griff zu bekommen. Auch eine Operation sei längst nichts Dramatisches mehr, "wenn sie vom richtigen Arzt am richtigen Patienten durchgeführt wird". Daneben gibt es neue experimentelle Verfahren, bei denen zum Beispiel Krebszellen geimpft und dadurch gezielt abgetötet werden.

"Es fehlen aber noch Langzeitstudien, um Nebenwirkungen und Erfolgschancen richtig einschätzen zu können", so Hohenfellner. Nicht zuletzt aus diesem Grund plädieren die Krebs-Experten für mehr Investitionen in die Wissenschaft. "Wir benötigen innovative und gut vernetzte Forschung, um den Prostatakrebs noch effektiver diagnostizieren und bekämpfen zu können", sagt Nettekoven, dessen Gesellschaft jährlich 35 bis 40 Millionen Euro in diesen Bereich investiert. "Dabei ist auch die öffentliche Hand gefragt." Doch auch die Betroffenen können aktiv werden: "Wir brauchen große Biodatenbanken, um Behandlungs- und Diagnosemethoden effizient validieren zu können. Jede Gewebeprobe hilft."

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