Zentrum für die Forschung

Caesar will auf vielen Gebieten neue Wege gehen

Als am 26. April 1994 eine Ausgleichsmaßnahme für den Regierungsumzug nach Berlin gesucht wurde, beschlossen die Politiker, Bonn als Wissenschaftsstadt zu fördern und weiter zu entwickeln. Das Projekt Caesar (Center of Advanced European Studies and Research) kam ins Rollen.

Mit rund 375 Millionen Euro war und ist die Caesar-Stiftung das größte Projekt in diesem Fachbereich. Nach Abschluss der Prüfungen der 17 Standortmöglichkeiten erwies sich das überaus große Grundstück an der Ludwig-Erhard-Allee 2 als geeignet. Am 30. Mai diesen Jahres war es endlich soweit. Die Einweihung des prachtvollen Neubaus der Münchener Architekten Bachmann, Marse und Brechensbauer war ein voller Erfolg.

Neugierde fördern

Das Zitat von Vitruv (80 bis 10 v. Chr.), "Bauwerke müssen so errichtet werden, dass sie standfest, zweckmäßig und schön sind" nahmen sich die Architekten des sonst von den Farben her schlicht gehaltenen Bauwerks an der Rheinaue zu Herzen. Der Bau soll die Neugierde fördern, Offenheit signalisieren und den Wissensdurst von außen nach innen ziehen.

Dies gelang den Künstlern, die grün als Zeichen der Hoffnung zum Markenzeichen nahmen. Das stromlinienförmige, durch die Glasfronten etwas kühl wirkende Bauwerk dient nun schon 160 Mitarbeitern aus zwölf Ländern seit April als Arbeitsraum. Das rund 97 Millionen Euro teure Gebäude soll schon bald von mehr als 350 Mitarbeitern genutzt werden.

Die Beziehung zwischen den Forschern und dem Gebäude wurde von den Architekten so ausgedrückt: "Das Gebäude soll zu seinen Mitarbeitern passen, ihnen entgegen kommen, also muss es intelligent sein und mitdenken." Dies wird durch Hightech-Labore deutlich gemacht.

Ein Hörsaal für 200 Personen mit Klimatechnik unter jedem Klapptisch ist ebenso neu wie die "Transponder", kleine Scheiben, mit denen die Mitarbeiter Türen öffnen, sich aber auch Bücher und Fachzeitschriften ausleihen können. In der zum Rhein gewandten Seite des Gebäudes liegen die Büros der Mathematiker. Caesar fügt sich in die Landschaft, fällt auf, ohne aufdringlich zu sein.

Nicht umsonst nennt der Kölner Künstler Lutz Fritsch sein Caesar-Kunstkonzept "Ferne Nähe". Im gläsernen Gewächshaus sprießen Maiskulturen zu Forschungszwecken.

Was macht Caesar? Zum Beispiel übernahmen die Mitarbeiter zu Forschungszwecken eine Moorleiche (etwa 20 bis 310 n. Chr.), die die vergangenen Jahrzehnte im Landesmuseum für Natur und Mensch in Oldenburg verbracht hat. So begann man mit der Rekonstruktion des Gesichtes nach einem technisch neuen Verfahren (Rapid-Prototyping).

Aus allen Daten konnte dann ein Modell beziehungsweise das Aussehen des Mannes zum Zeitpunkt seines Todes nachgebildet werden. "Die 19 Wissenschaftlergruppen, die Ende des Jahres auf 26 angestiegen sein werden, sollen die anwendungsorientierte Forschung vorantreiben und Caesar bei der Beschreitung dieses Weges helfen, ohne die Anforderungen der späteren Marktverwertung aus dem Blick zu verlieren", erläutert Karl-Heinz Hoffmann, wissenschaftlicher Direktor von Caesar.

Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn spricht sogar von einem neuen Modell einer Forschungseinrichtung, mit einem Kapital von rund 350 Millionen Euro aus einer Stiftung, wodurch dieses Zentrum finanziell unabhängig da steht. Caesar erhält weitere Mittel aus Forschungs- und Kooperationsprojekten sowie aus Patenten.

Das Forschungszentrum strebt an, neue Wege auf den Gebieten Biologie, Medizin, Informatik, Physik und Chemie zu gehen. Der Tag der offenen Tür am 1. Juni war für das Forschungsteam eine gelungene Darstellung seiner neuen Arbeit. Für die Besucher wiederum bot sich ein spannender Einblick in eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie.

Gymnasium Zum Altenforst, Troisdorf, Klasse 9c

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