Wichtige Entdeckungen junger Bonner Forscher

Auf dem Venusberg wurden in diesem Jahr gleich fünf "Bonfor-Preise" vergeben

Bonn. 2006 feierte das Bonfor-Forschungsprogramm der Medizinischen Fakultät sein zehnjähriges Bestehen. Zum Beginn der nächsten Dekade folgt ein neuer Rekord. Beim 11. Bonfor-Symposium auf dem Venusberg präsentierten 26 Nachwuchswissenschaftler die Ergebnisse ihrer Arbeit. Waren es in den vergangenen Jahren zwei oder drei Preisträger, wurden nunmehr sogar fünf mit dem "Bonfor-Forschungspreis" ausgezeichnet.

"Die Erfahrung zeigt, dass unsere Preisträger auch in ihrer weiteren Karriere Furore machen", freut sich der Bonfor-Vorsitzende, Professor Percy Knolle vom Institut für Molekulare Medizin und experimentelle Immunologie. In der großen Zahl an Preisträgern sieht er einen weiteren Baustein in der Erfolgsgeschichte des Programms. "Es geht um relevante Fragen aus dem klinischen Alltag", ergänzt er - und ist sicher, dass er auch von den Preisträgern 2007 auch in Zukunft hören und lesen wird.

Zum Beispiel von Stefan Sträßer (26). Der Doktorand hat in einer Arbeitsgruppe an der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie nachgewiesen, dass das Medikament Semapimod Entzündungen, die postoperativ in der Darmwand entstehen können, so weit verringert, dass es nicht zum Darmverschluss kommt. "Das kommt im klinischen Alltag als Folge eines operativen Traumas häufiger vor", erklärt Sträßer. "Semapimod wurde schon in anderen Studien verwendet; in diesem Zusammenhang ist es neu."

Judith Kohlmeyer (25), Doktorandin an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, hat anhand eines "Mausmodells" untersucht, wie Melanome (schwarzer Hautkrebs) das Immunsystem beeinflussen. "Neben Früherkennung und operativer Entfernung ist die Immuntherapie eine wichtige Behandlungsoption von schwarzem Hautkrebs" erläutert die Jungmedizinerin. Sie erforscht, wie Melanome das Immunsystem ausschalten und zu ihren Zwecken verändern. Diese Mechanismen möchte man in Zukunft erkennen und unschädlich machen können.

Jonel Trebicka (30), Arzt im dritten Ausbildungsjahr, hat sich für ein Jahr vom Klinikalltag freistellen lassen, um im Labor die Behandlung chronischer Lebererkrankungen zu erforschen. An Zellkulturen und Ratten hat er ein Medikament getestet, das die Entwicklung einer Zirrhose stoppen und die damit verbundenen Komplikationen mildern kann: "Das von uns eingesetzte Medikament ist vorher schon als Cholesterin senkendes Mittel erprobt und zugelassen worden. Dass es auch bei Lebererkrankungen wirken würde, schien bislang nicht möglich. Uns ist gelungen, das Gegenteil zu zeigen."

Die Erforschung einer eher seltenen Krankheit, der Sarkoidose, ist das Fachgebiet von Stefan Pabst (31), Internist im fünften Ausbildungsjahr. "Bei unserer Arbeit konnten wir sechs Gene identifizieren, die mit dem Verlauf der Krankheit assoziiert werden", berichtet er. "Unser Ziel ist es, dem Patienten voraussagen zu können, ob es sich bei ihm um eine Form der Sarkoidose handelt, die komplett ausheilt, oder eine schwerere, chronische Form. So können im Erbgut einiger Patienten Mutationen nachgewiesen werden, die genau darauf hindeuten."

Die genetischen Ursachen geistiger Behinderungen stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Antje Brockschmidt (33), Postdoktorandin im dritten Jahr am Institut für Humangenetik. "Bei 50 Prozent der Fälle sind die Ursachen nicht bekannt, was für die Eltern eines behinderten Kindes oft zu großem Leidensdruck führt - verbunden mit der Frage, ob sie etwas falsch gemacht haben."

Die Humangenetik kann solche Missverständnisse und Selbstvorwürfe ausräumen. So gelang es Brockschmidt und ihren Kollegen jetzt, bei zehn Prozent der untersuchten Patienten die genetische Ursache zu ermitteln. Außerdem identifizierten sie parallel zu zwei weiteren Gruppen an anderen Universitäten ein Gen, das für das so genannte Pitt-Hopkins-Syndrom verantwortlich ist.

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