Institut für Pathologie auf dem Venusberg Von Biomarkern und dem "Meister des Schnitts"
BONN · Rundgang durchs Institut für Pathologie auf dem Venusberg, in dem rund 70 Menschen arbeiten, unter ihnen 18 Ärzte: Neben der Patientenversorgung und der Forschung steht natürlich die Lehre und Weiterbildung im Vordergrund. In einem der Laborbüros sitzt Dr. Verena Sailer. Die 34-jährige ehemalige Onkologin hat die Facharztausbildung zur Pathologin drangehängt. Warum dieses Fachgebiet? "Weil's spannend ist und jeden Tag etwas Neues bringt", sagt sie.
Die Ärztin bekommt regelmäßig "forschungsfrei". In dieser Woche wird sie von der Routinearbeit befreit und kann sich ganz auf ihre Forschung konzentrieren. Sie schiebt einen Objektträger mit 20 bis 30 kleinen Punkten unters Mikroskop. "Dies ist ein Gewebechip, jeder dieser Punkte ist aus einem anderen Tumor", erklärt sie. Sie sucht nach Biomarkern bei Prostatakrebs und analysiert für ihre Forschung systematisch Tumorproben von 600 Männern.
Ein Stockwerk darüber geht es sehr viel geschäftiger zu: In einem der Labors ist Bettina Krischer, leitende Medizinisch-Technische Assistentin, dabei, Knochenmarksstanzen zu entkalken. "Damit wird die Probe weich und lässt sich besser schneiden, ohne das Gewebe zu zerstören."
Im Raum daneben werden die Farben angesetzt, mit denen die Tumore für die Schnitte eingefärbt werden. Im Histologischen Labor ist Christian Pesch dabei, die hauchdünnen Schnitte zu machen, für Professor Glen Kristiansen ist er ein "Meister des Schnitts. Dafür brauchen Sie nicht nur Fertigkeiten, sondern auch ein besonderes Talent, solche fantastischen Schnitte zu machen", schwärmt er. Rund 800 Blöcke werden von dem Team rund um die Biologisch-technische Assistentin (BTA) Jaqueline Ochsenpfad jeden Tag auf Glas gezogen.
Im zweiten Stock ist die Molekulardiagnostik. Hier wird die Erbsubstanz von Krankheitserregern, Tumorzellen und die Veranlagung zu einer bestimmten Krankheiten nachgewiesen. "Dies ist ein wichtiger Bereich, im dem sich momentan die entscheidenden Entwicklungen des Faches abspielen", so Kristiansen. Noch ein paar Treppen weiter ist das Team um Professor Hubert Schorle, das sich auf die Placenta- und Keimzelltumorforschung konzentriert.
Vor zwei Jahren gelang ihnen ein wissenschaftlicher Durchbruch: Sie haben Zellen, die dazu bestimmt waren, die Plazenta zu bilden, zu embryonalen Stammzellen umprogrammiert. Aus diesen Zellen wuchsen gesunde Mäuse heran. "Nach der Befruchtung und den ersten Zellteilungen findet schon sehr früh eine Differenzierung statt", sagt Schorle: Einige Zellen werden zur inneren Zellmasse, aus der sich embryonale Stammzellen gewinnen lassen. Aus ihr entsteht der Embryo mit all seinen Organen und Geweben. Kristiansen: "Dies ist natürlich Grundlagenforschung. Die aktuellen Projekte zu den Keimzelltumoren sind translationaler orientiert, dies bedeutet, dass die Forschungsergebnisse schneller in die Patientenversorgung überführt werden sollen, um etwa die Diagnostik der Patienten zu verbessern.
"Also mit CSI hat unsere Arbeit wirklich nichts zu tun", so Kristiansen lachend, der auch stolz auf seine Kollegin Professor Annette Müller ist. Sie ist eine der wenigen und international führenden Paidopathologen.