Spülen für die Wissenschaft

Spanier sind beim Abspülen Meister der Sauberkeit, Deutsche verbrauchen besonders wenig Wasser, zeigt eine Bonner Studie - Doch Spülmaschinen sind allen überlegen

Bonn. Die Menschen in Europa spülen ihr Geschirr äußerst unterschiedlich: So mancher verbraucht beim Abwasch des Geschirrs mehr als zehn Mal so viel Wasser und Energie wie der ressourcenschonende Spar-Spüler - und das, ohne wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen. Dies sind die Ergebnisse der von der Universität Bonn durchgeführten "Studie zum Vergleich des Geschirrspülens per Hand und Maschine in Europa".

Unter dem Motto "Spülen für die Wissenschaft" untersuchte das Team des Haushaltstechnikers Professor Rainer Stamminger das Spülverhalten von 75 Testpersonen aus sieben europäischen Ländern.

"Das für uns wohl überraschende Ergebnis war die große Breite der verschiedenen Spültechniken, die wir beobachten konnten", erklärt Professor Stamminger. "Ob Hausmann oder Hausfrau, ob Deutscher oder Pole, Spanier oder Türke: Jeder spült das Geschirr anders ab."

345 Liter Wasserverbrauch

Entsprechend stark schwankten deshalb auch Energie- und Wasserverbrauch: Kamen die sparsamsten Probanden mit unter 20 Litern aus, schlug eine Testperson mit sogar 345 Litern sämtliche Rekorde. Der Energieverbrauch variierte zwischen knapp einer und mehr als zwölf Kilowattstunden.

"Dabei waren die individuellen Unterschiede größer als die zwischen den verschiedenen Ländern, obwohl wir auch hier Tendenzen feststellen konnten", fasst der Haushaltstechniker zusammen. So gingen die deutschen und britischen Testspüler im Durchschnitt deutlich sparsamer mit den Ressourcen um - etwa 40 Liter Wasser - als ihre spanischen und türkischen Kollegen mit knapp 120 Liter. Dafür wuschen die Spanier auch am saubersten - die angeblich so reinlichen Deutschen landeten nur im Mittelfeld.

Die durchschnittliche Spüldauer für die 140 nach wissenschaftlichen Regeln exakt verschmutzten Geschirrteile lag übrigens bei anderthalb Stunden. Um die teilweise eingebrannten Flecken aus Hackfleisch, Spinat und Milch zu beseitigen, mussten die Probanden ordentlich schrubben.

"Falls ein Hausmann jeden Tag einen solchen Berg an Geschirr abspülen muss, dann ist er im Jahr circa 500 Stunden beschäftigt", schätzt Stamminger. "Bei einem Acht-Stunden-Tag sind das circa 65 Arbeitstage im Jahr." Da gehe man doch lieber auf die Arbeit und lasse sich von seinem Chef stressen, bemerkte der Haushaltstechniker. Im Vergleich dazu dauere das Programm im Geschirrspüler zwar bis zu 150 Minuten, für die reine Arbeitszeit zum Beladen und Entladen seien jedoch nur etwa 15 Minuten anzusetzen.

"Wir konnten zudem drei völlig unterschiedliche Spül-Typen charakterisieren", erläutert Stamminger: Den Super-Spüler, der sehr viel Wert auf ein gutes Ergebnis legt, den Spül-Sparer, der mit möglichst wenig Wasser, Energie und Reinigungsmittel auszukommen versucht, und den Sorglos-Spüler, der sich um nichts schert - weder um den Einsatz an Wasser oder Energie noch um das erzielte Spülergebnis.

"Interessanterweise können Spül-Sparer genauso gute Ergebnisse erzielen wie Personen, die nicht so ressourcenschonend arbeiten", stellte der Wissenschaftler fest.

Stamminger: "Auch zwischen Spüldauer und Reinigungserfolg konnten wir nur einen schwachen Zusammenhang feststellen." Der Durchschnittsverbrauch aller Test-Spüler lag bei 88 Litern Wasser und 2,4 Kilowattstunden Energie. "Moderne Geschirrspüler kommen dagegen mit 15 Litern und einer Kilowattstunde aus", sagt er. Aus Sicht des Umweltschutzes sei das Ergebnis der Handspüler erschreckend.

Für die Daten zu den Abwaschpraktiken interessieren sich besonders auch Spülmaschinenhersteller, die die Studie mitfinanziert haben. Für die waren die Spülpraktiken in den verschiedenen Ländern bislang weiße Flecke auf der Landkarte. "Zu dem Thema Geschirrspülen per Hand kenne ich allenfalls rudimentäre Daten. Das allein rechtfertigt an sich schon, dass ein Wissenschaftler sich mit solch grotesken Themen beschäftigt", begründet Stamminger die Studie.

Aus Sicht des Verbrauchers sei doch nur interessant, dass er sauberes Geschirr bekomme und dafür nicht zuviel arbeiten und zahlen müsse, erläutert der Haushaltstechniker. Seine These: "Geschirrspülen ist eine Tätigkeit, die nicht gelehrt, sondern allenfalls gelernt wird im Elternhaus." Viele Probanden hätten sich jedoch von der Studie anregen lassen, über das eigene Spülverhalten kritisch nachzudenken. "Wir sind überzeugt, dass einige auch ihr Verhalten geändert haben und jetzt Wasser und Energie beim Geschirrspülen sparen."

Ein paar Tipps kann er allen Handspülern schon mit auf den Weg geben: "Den Schmutz auf keinen Fall antrocknen lassen, ansonsten in jedem Fall vor dem Spülen einweichen." Außerdem habe sich die Zwei-Bäder-Methode bewährt: "Ein heißes Wasserbad mit Spülmittel für den Hauptwaschgang und ein kaltes zum Nachspülen - damit erzielten unsere Testpersonen die besten Ergebnisse."

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