Sondersendung vom Petersplatz

Als Stipendiat des Leonardo da Vinci-Programms der Europäischen Union hat der Bonner Politikstudent Jürgen Flatken zwei Monate lang bei Radio Vatikan gearbeitet

Bonn. Wer beim Studium über den Tellerrand blicken und sich die Möglichkeit eröffnen will, später auch außerhalb Deutschlands zu arbeiten, geht für einige Zeit ins Ausland. Während ein Auslandsstudium durch den Boom des Erasmus-Programms der Europäischen Union mittlerweile verbreitet ist, kennen noch viel zu wenige die Vorzüge eines Auslandspraktikums.

"Ich kann das nur empfehlen", sagt Jürgen Flatken. Er studiert an der Universität Bonn Politik, Spanisch und Germanistik im achten Semester und bereitet sich nebenbei durch Praktika bei Privatsendern auf eine journalistische Tätigkeit vor. Im vergangenen Jahr hat er als Praktikant bei Radio Vatikan in Rom gearbeitet.

Auf die Idee hatte ihn ein befreundeter Priester gebracht. "Ich hab dann in Rom angerufen und mich mit dem deutschsprachigen Programm verbinden lassen", erzählt er. Dort werden täglich zwei Sendungen produziert - die Nachrichten am Nachmittag und ein Magazin mit täglich wechselndem Schwerpunkt am Abend -, außerdem "young radio", die Internetseite für Jugendliche.

Flatken: "Es gibt dort nur sechs Praktikanten pro Jahr, und ich musste drei Jahre warten, bis ich an der Reihe war." Doch dann erwischte er einen guten Termin: Juli und August 2001. Da verpasste er nicht zu viel vom Sommersemester und erlebte ein besonderes Event: die Internationale Rom-Wallfahrt der Ministranten mit 25 000 Teilnehmern.

Neben dem normalen Geschäft - Flatken musste Agenturberichte umschreiben und Telefoninterviews führen - bot die Ministrantenwallfahrt Gelegenheit, zum richtigen Reporter zu werden und unter Zeitdruck eine Sonderjugendsendung mit Bericht und Interviews zu machen.

Außerdem kam der Bonner Student mit seinem Presseausweis in den Sicherheitsbereich des Kirchenstaates und durfte bei einer Generalaudienz auch Papst Johannes Paul II. begrüßen. Das Foto von diesem unvergesslichen Ereignis hängt heute in seinem Wohnheimzimmer. Und die Bilanz des Praktikums fällt positiv aus: "Ich habe viel für meinen künftigen Beruf gelernt, aber auch genügend Zeit gehabt, mir Rom anzusehen."

Finanziert hat Flatken sein Praktikum mit Hilfe des Berufsbildungs-Programms "Leonardo da Vinci" der Europäischen Union. Die Förderung beträgt laut Petra Duwe, die an der Uni Bonn für das Leonardo-Programm zuständig ist, 300 bis 400 Euro pro Monat plus einen Teil der Fahrtkosten. Bei Flatken reichte dies, um die Miete für sein in Rom zentral gelegenes Zimmer zahlen zu können.

Nur vier bis sechs Praktikantenplätze vermittelt Duwe pro Jahr. Als Grund für dieses schwache Interesse vermutet sie, dass das Programm nur wenig bekannt ist und zudem Eigeninitiative erfordert: Ihren Praktikumsplatz müssen sich die Studierenden selbst suchen. Dabei gibt es allerdings Hilfen: Die Industrie- und Handelskammer sowie der Deutsche Akademische Austauschdienst ( www.daad.de) vermitteln Adressen, und es gibt eine Praktikumsbörse im Internet. Was vom Auslandspraktikum bleibt, ist neben der Erinnerung auch ein Pluspunkt für spätere Bewerbungen.

So kann Jürgen Flatken, wenn er sich demnächst um ein Volontariat bemüht, ein wunderbares Zertifikat von Radio Vatikan vorlegen.

Auslandspraktika

Der günstigste Zeitpunkt dafür ist das Hauptstudium, denn viele Arbeitgeber erwarten, dass man einige Semester an einer Hochschule studiert und möglichst bereits studienbezogene Arbeitserfahrungen hat. Gute Sprachkenntnisse sind unerlässlich. Erste Anlaufstelle für Bonner Studierende ist das Akademische Auslandsamt der Universität, Poppelsdorfer Allee 53, Telefon (02 28) 73 76 26.

Dort gibt es auch Hinweise zu weiteren Praktika-Programmen. Bei den meisten muss man die Reisekosten selbst tragen. Die Praktikanten bekommen vom Arbeitgeber eine Vergütung, die in der Regel ausreicht, um Lebenshaltung und Miete zu bezahlen.

Meist sind die Organisationen auch bei der Suche nach einer Unterkunft behilflich. Einen guten Überblick bietet die Broschüre "Praktika und Sprachkurse im Ausland": Sie ist kostenlos erhältlich beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), Nassestraße 11.

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