Selbst 32 000 Euro Gebühren schrecken nicht ab

Im Wettstreit um die Besten setzen die Hochschulen verstärkt auf einzelne Topangebote - Von Moskau an den Rhein nach Bad Honnef

Bonn. Von Moskau an den Rhein - diesen Sprung wagte Irina Usova, um an der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef Hotelmanagement zu studieren. "Das Fach und die FH habe ich nach intensiven Internetrecherchen gewählt", erklärt die Studentin im fünften Semester.

Die Ausbildung erfolgt komplett auf Englisch; inzwischen spricht Irina allerdings auch schon recht gut Deutsch. Auch die achttausend Euro Studiengebühren im Jahr - bis zum Abschluss insgesamt 32 000 Euro - konnten sie nicht schrecken. "Ein internationales Studium ist einfach eine lohnende Zukunftsinvestition."

Im Augenblick macht Irina ihr fünfmonatiges Pflichtpraktikum im Hotel Kempinski Moskau, der ersten Adresse in der Hauptstadt. Der gute Ruf der FH war die Eintrittskarte in die Nobelherberge. Ein paar Stunden nahm sich Irina dieser Tage frei, um auf der Bildungsmesse "Career and Education", in Sichtweite des Kremls, als lebender Beweis für die Qualität des Studienstandorts Bad Honnef aufzutreten.

Insgesamt hatten sich über zwanzig Hochschulen der "Promotion Tour" des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) angeschlossen.

"Da den Studieninteressenten heute die ganze Welt offen steht, kommt es entscheidend auf die persönliche Kontaktpflege an", erläutert Tatjana Jung, die offizielle Bad Honnefer Vertreterin. Die Konkurrenz war da groß - mit Infoständen von niederländischen bis zu koreanischen Bildungsanbietern.

Seit rund fünf Jahren mischt der DAAD im internationalen Hochschulmarketing mit, um im globalen Wettstreit die besten Talente für den Ausbildungs- und Forschungsstandort Deutschland zu gewinnen. Die Globalisierung der Wirtschaft zieht notwendigerweise die Internationalisierung der Hochschulausbildung nach sich.

Inzwischen ist fast jeder zehnte Student hierzulande von draußen angeworben - in der Mathematik, den Natur- und Ingenieurwissenschaften schon jeder fünfte. Bislang ist allerdings nicht einmal jeder zehnte Doktorand an deutschen Universitäten Ausländer, in den USA dagegen jeder vierte, in Großbritannien jeder dritte. Im Wettstreit um die Weltbesten setzen die Hochschulen inzwischen weniger auf ihr gesamtes Spektrum, sondern mehr auf spezielle Topangebote.

Ein Musterbeispiel ist die "International Graduate School Dynamic Intelligent Systems" der Universität Paderborn. Es geht dabei um das Auto von morgen, etwa ums elektronische Bordnetzwerk und nicht-blendende Scheinwerfer. Die Uni zahlt jedem der 50 Doktoranden drei Jahre lang ein Monatsstipendium von 1 600 Euro bar, das ist der Spitzenwert in der deutschen Förderskala. "Wenn wir weniger gäben, könnten wir nicht die weltbesten Talente der Computertechnik an uns binden. Die wären sonst gleich in der Industrie oder an amerikanischen Hochschulen", erklärt Eckard Steffen, der Geschäftsführer der Graduiertenschule.

Inzwischen haben auch Unternehmen den Nachwuchspool entdeckt und übernehmen die Stipendien - zwar unverbindlich, aber doch in der Hoffnung auf einen späteren tüchtigen Mitarbeiter. Der Informatiker André de Freitas beispielsweise (er stammt aus Brasilien) ist "Siemens-Fellow". Steffen erläutert: "Auch ein Headhunter kostet viel Geld und präsentiert dann einen unternehmensfremden Hoffnungsträger, aber über uns können die Firmen drei Jahre lang ein Vertrauensverhältnis aufbauen."

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