Universitätsklinik Bonn Professor Georg Nickenig setzt erstmals eine Miniherzklappe ein

BONN · Sie ist eine kleine Sensation. Genau genommen eine 4,8 Millimeter kleine Sensation: Professor Georg Nickenig hat an der Universitätsklinik Bonn zum ersten Mal weltweit eine Herzklappe eingesetzt, die so winzig ist, dass damit auch Patienten operiert werden können, für die alle anderen Behandlungsmethoden ein zu großes Risiko bergen.

 Mit einem Katheter schiebt Georg Nickenig (2. von links) bei einer früheren OP eine Herzklappe an die richtige Position.

Mit einem Katheter schiebt Georg Nickenig (2. von links) bei einer früheren OP eine Herzklappe an die richtige Position.

Foto: Unikilinik

Und weil das etwas so Besonderes ist, haben ihm dabei 12.000 Kollegen zugeschaut. Herzklappenerkrankungen sind häufig mit hohen Sterberaten verbunden. Meistens haben die Patienten mit einem schwerwiegenden Herzfehler noch zahlreiche andere Erkrankungen, sind häufig älter und gebrechlich. Dies macht die Behandlung sehr kompliziert. Konventionelle Maßnahmen wie eine Operation am offenen Herzen sind dann nur sehr schwer möglich.

Seit einiger Zeit können Experten wie Nickenig die Herzklappen mit einem Katheder über eine Ader von der Leiste bis zum Herzen einsetzen, aber für die beiden Patientinnen aus der Region, die jetzt auf seinem Operationstisch lagen, war auch diese Methoden zu gefährlich. Die Seniorinnen - eine ist Mitte 70, die andere Anfang 80 - haben wie so viele ältere Patienten zu enge und verkalkte Blutgefäße.

Die Klappe, die bisher benutzt wurde ist mit ihren 6,6 bis neun Millimetern, die sie misst, einfach zu groß. Fast drei Jahre lang hat deshalb ein Unternehmen mit der Unterstützung von Nickenig an der Mini-Klappe gearbeitet. "Ihr Vorteil ist nicht nur ihre Größe, sondern auch, dass sie während der Operation mehrfach positioniert werden kann, bis sie an der richtigen Stelle sitzt", sagt Nickenig begeistert. Das war vorher nicht möglich. "Da musste alles direkt beim ersten Versuch stimmen." Davon werden nicht nur Risikopatienten profitieren.

Nun wird über die ersten wenigen Einsätze der Klappe eine Studie angefertigt, anschließend wird sie an einer deutlich größeren Gruppe von Patienten getestet. "Wenn alles gutgeht, könnte sie vielleicht in einem Jahr auf den Markt kommen", sagt Nickenig. Sein erster Eindruck jedenfalls ist überragend. Den beiden Patientinnen geht es sehr gut, sie konnten gestern bereits ihr Bett verlassen. Ohne die Behandlung wären sie vermutlich in naher Zukunft gestorben, "jetzt haben sie noch viel lebenswerte Zeit vor sich".

Beide Operationen wurden live nach San Francisco zu einem Ärztekongress übermittelt. Die Kollegen hatten die Möglichkeit, Fragen an Nickenig zu stellen, während er die Katheter einsetzte. Sie seien begeistert gewesen, sagt Nickenig. Deutschland, fügt er hinzu, gelte weltweit als Vorreiter in der Behandlung von Herzkrankheiten. "Weil wir die Technik und eine ausgezeichnete Ausbildung haben."

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