In 815 Kilometern Höhe Neuer europäischer Satellit Sentinel-3B beobachtet die Erde

Plessezk · Wie blau sind die Meere, wie grün ist das Land? Ein neuer Satellit schließt daraus auf den Zustand der Erde. Doch der Start ist auch das Ende eines ungewöhnlichen russisch-europäischen Friedensprojektes.

 Der europäische Erdbeobachtungs-Satellit Sentinel-3B wird im russischen Plessezk auf die Trägerrakete gehoben.

Der europäische Erdbeobachtungs-Satellit Sentinel-3B wird im russischen Plessezk auf die Trägerrakete gehoben.

Foto: Stephane Corvaja/ESA

Europa hat seine Erdbeobachtung aus dem All mit dem neuen Satelliten Sentinel-3B vervollständigt. Eine Rockot-Trägerrakete mit dem 1,15 Tonnen schweren Satelliten hob am Mittwoch um 19.57 Uhr MESZ vom nordrussischen Militärgelände Plessezk ab.

Das zeigte eine Live-Übertragung der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Anderthalb Stunden später meldete die ESA, dass der künstliche Himmelskörper aus seiner Umlaufbahn in 815 Kilometern Höhe Signale sende.

Mit dem Start ging zugleich eine Raumfahrtära zu Ende: Die Rockot, eine für zivile Nutzung umgebaute Atomrakete des sowjetischen Typs SS-19 Stiletto, flog zum letzten Mal. Das europäisch-russische Konversionsprojekt wird nach 18 Jahren und 27 Starts eingestellt.

Das Unternehmen Eurockot war 1995 gegründet worden, um die ausrangierten Raketen zu nutzen und dem damals verarmten russischen Militär eine Einnahmequelle zu eröffnen. Von westlicher Seite war Daimler Benz Aerospace beteiligt, die später im Airbus-Konzern aufging. Nach mehreren Tests zeigte die Rockot im Jahr 2000, dass sie Satelliten sicher in den Weltraum tragen kann.

Die 29 Meter hohe, um eine dritte Stufe erweiterte Rakete erwies sich als zuverlässig. Nur ein Start 2005 mit dem ESA-Klimasatelliten Cryosat schlug fehl. Die Rakete stürzte ins Polarmeer, weil bei der Programmierung der Steuerung zwei Jahre zuvor ein Fehler eingebaut worden war. Er blieb durch alle Tests unentdeckt. 2011 konnte im All kein Kontakt zu einem russischen Militärsatelliten hergestellt werden.

Der neue Sentinel-Satellit ergänzt den vor zwei Jahren gestarteten Sentinel-3A und gehört zum europäischen Erdbeobachtungs-Programm Copernicus. Das Satellitenpaar misst unter anderem Veränderungen der Erdoberfläche und der Ozeane. Beispielsweise erfassen sie die Farbe des Meeres, was Rückschlüsse auf die Sättigung mit Sauerstoff, auf Biomasse im Wasser oder auf Algenblüte zulässt. Über Land wird aus dem All erfasst, wie dicht oder ausgedünnt die Vegetation in bestimmten Regionen ist.

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