100 Geburtstag von Bonner Ordinarius Wilhelm Perpeet Mit Platon durch die Geschichte des Denkens

BONN · Der Lateiner spricht von Breviloquenz, der Volksmund bringt es auf den Punkt: "In der Kürze liegt die Würze." Ein Motto, das man einem Philosophieprofessor nicht unbedingt zuschreiben würde.

 Bonner Philosoph: Wilhelm Perpeet (undatierte Aufnahme).

Bonner Philosoph: Wilhelm Perpeet (undatierte Aufnahme).

Foto: Bleibtreu

Aber Wilhelm Perpeet, der am 18. Februar 100 Jahre alt geworden wäre und dessen akademische Laufbahn untrennbar mit dem Philosophischen Seminar A (heute: Institut für Philosophie) der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn verbunden ist, war auch in dieser Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung.

So jedenfalls erinnert sich Professor Gerhard Pfafferott an seinen Universitätslehrer: "Geschätzt haben wir Schüler an ihm, dass er eigentlich nie zufrieden war. Forschen, nachfragen, auf den Prüfstein stellen - darin bestand seine Methode. Er hatte eine ausgesprochene Aversion gegen Systemzwang und Dogmatik, war unglaublich belesen und führte eine luzide Sprache: hell und klar, ohne Bandwurmsätze."

Qualitäten, die nicht nur Pfafferott, sondern lange zuvor auch dem Philosophiedozenten und späteren Ordinarius für Kunstgeschichte Heinrich Lützeler aufgefallen waren, bei dem Perpeet 1940 im Alter von nur 24 Jahren über "Kierkegaard und die Frage nach einer Ästhetik der Gegenwart" promovierte. Der Sohn eines Hochofenschmelzers aus Mülheim an der Ruhr hatte nach dem Abitur 1934 in Bonn Philosophie, Germanistik, Geschichte und Psychologie studiert und besaß - wie Lützeler in der von ihm herausgegebenen Festschrift "Kulturwissenschaften" zum 65. Geburtstag seines ehemaligen Doktoranden schrieb - die Gabe, klar und deutlich Themen zu artikulieren. Zu Perpeets Spezialgebieten gehörte neben der Ästhetik (Antike, Mittelalter, Renaissance und Gegenwart widmete er kunstphilosophische Analysen) und Kulturphilosophie vor allem die griechische Philosophie. Seine erste Vorlesung als Privatdozent (1954) und seine letzte Vorlesung als Ordinarius (1983) widmete er Platon.

Er führte zentrale Themen des abendländischen Denkens wie Natur, Geist, Seele, Vernunft und Wissenschaft auf diesen griechischen Ursprung zurück und fühlte sich der von Wilhelm Dilthey und dem Bonner Erich Rothacker geprägten Deutschen Historischen Schule verbunden. Aus Rothackers Nachlass editierte er wichtige Werke. Seine inspirierende Fähigkeit, so Pfafferott, bestand darin, Kunst und Kultur in die philosophische Reflexion mit einzubeziehen. Dazu kam sein Sinn für praktische Notwendigkeit:

So packte Perpeet beim Wiederaufbau des beim Bombenangriff auf Bonn am 18. Oktober 1944 zerstörten Hauptgebäudes mit an und fuhr mit einem Handkarren Bücher in die Bibliothek des Philosophischen Seminars. 1970 entschied er als Direktor, dass der Bücherbestand an zentraler Stelle bleiben solle, was sich durch Einziehen einer Zwischendecke realisieren ließ. Der Bonner Universität blieb Perpeet auch trotz eines Rufes nach Kiel (1969) bis zu seiner Emeritierung 1983 treu. Mit "Kulturphilosophie", "Vom Schönen und von der Kunst" (beide 1997) und "Von der Eigenart der griechischen Philosophie" (1998) legte er im Ruhestand noch Standardwerke vor. Am 24. August 2002 starb Perpeet im Alter von 87 Jahren.

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