Mehr Praxis für die Lehrer an der Uni Bonn

Ab dem Wintersemester 2011/2012 werden an der Universität Bonn nach einer Pause wieder Lehrer für Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs ausgebildet. Erst im Jahr 2008 war das Lehramtsstudium in Bonn aufgrund eines Ministerialerlasses eingestellt worden.

Bonn. Ab dem Wintersemester 2011/2012 werden an der Universität Bonn nach einer Pause wieder Lehrer für Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs ausgebildet. Erst im Jahr 2008 war das Lehramtsstudium in Bonn aufgrund eines Ministerialerlasses eingestellt worden.

"Wir wollen den Kontakt zu den Schulen intensivieren, um die Universität noch stärker in der Region zu verankern", sagt Marcus Breyer, persönlicher Referent des Prorektors für Lehre. "Die Schüler von heute sind die Erstsemester von morgen und die Wissenschaftler von übermorgen." Damit erhöht sich auch die Zahl der Studienplätze, bevor durch die doppelten Abiturjahrgänge und den Wegfall der Wehrpflicht mehr junge Menschen an die Hochschulen strömen.

Infos Weitere Informationen unter www3.uni-bonn.de/Studium/Studienange bot/LehrerausbildungIn einem Jahr sollen die ersten 350 Lehramtsstudenten beginnen. Die Zahl wird sich im Vollbetrieb auf rund 1 750 erhöhen. "Es wird wahrscheinlich keine freie Einschreibung, sondern Zulassungsverfahren geben", sagt der Referent. Das Lehrerausbildungsgesetz in Nordrhein-Westfalen sieht vor, dass nach sechs Semestern und 180 Leistungspunkten der erste Teil des Lehramtsstudiums mit dem Bachelor abschließt.

"Es wird aber in der Praxis sehr schwer werden, mit diesem Zwei-Fach-Bachelor einen adäquaten Beruf zu finden", sagt Breyer. Die Universität Bonn wird deshalb denjenigen Bachelor-Absolventen, die das Lehramtsstudium nicht weiterverfolgen möchten, eine Alternative bieten: Wer binnen weiterer zwei Semester 60 Leistungspunkte in einem seiner beiden Fächer erwirbt, soll sich für einen entsprechenden fachwissenschaftlichen Masterstudiengang bewerben können.

"So kann dann nach den ersten Schritten im Lehramtsstudium immer noch ein Master-Abschluss etwa als Chemiker oder Biologe erreicht werden", berichtet der Referent. Ansonsten kann dann binnen zwei Jahren und mit 120 Leistungspunkten der "Master of Education" erworben werden. Der Titel ist Voraussetzung für das Referendariat, das von früher 24 Monaten auf 18 Monate reduziert wird. Die Lehrer werden durch die auf sechseinhalb Jahre verkürzte Ausbildung deutlich jünger sein, wenn sie an den Schulen mit ihrer Arbeit beginnen.

Die Didaktik, vor allem aber die Praxisorientierung wird im Vergleich zu früher gestärkt. "So sind bis zum Bachelor zwei vierwöchige Praktika vorgesehen", sagt Breyer. "Integraler Bestandteil des Master-Studiums ist dann ein ganzes Praxissemester." Herzstück ist das Zentrum für Lehrerbildung, das an der Poppelsdorfer Allee 15 untergebracht werden soll. Das Zentrum wird von den beteiligten Fakultäten getragen und koordiniert als eigenständige Einrichtung die Lehramtsstudiengänge sowie die Praxisphasen. Zusätzlich sechs Fachdidaktik-Professuren und eine in den Bildungswissenschaften sind geplant.

Hinzu kommt noch die Verwaltung. Darüber hinaus werde das Land Lehrer für die Ausbildung abordnen, so Breyer. Das Land fördere die Lehrerausbildung in Bonn mit zunächst 370 000 Euro jährlich. Im Vollbetrieb würden - ohne Kosten für die Räume - mehr als 1,8 Millionen Euro pro Jahr gebraucht. Im Sommer sollen die Lehramtsstudiengänge akkreditiert werden. "Interessierte können sich voraussichtlich im Juni und Juli an der Universität Bonn bewerben", sagt Breyer.

Welche Fächer im Lehramt an der Uni Bonn studiert werden können, erfahren Sie im untenstehenden Kasten:

StudienfächerFür das Lehramt Gymnasien und Gesamtschulen werden an der Universität Bonn die Fächer Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Evangelische Religionslehre, Französisch, Geographie, Geschichte, Griechisch, Informatik, Italienisch, Katholische Religionslehre, Latein, Mathematik, Philosophie, Physik, Rechtskunde, Sozialwissenschaft und Spanisch angeboten. Die Fächer Chinesisch und Türkisch kommen später hinzu. Für Sport und Musik soll mit der Sporthochschule beziehungsweise der Musikhochschule in Köln kooperiert werden. An der Ausbildung für das Berufskolleg beteiligt sich die Landwirtschaftliche Fakultät mit den Studiengängen Agrar- und Ernährungswissenschaften - eine Besonderheit hierzu ist, dass die angebotenen Kombinationen bei minimalem Mehraufwand zugleich den Abschluss für das Lehramt und für die jeweilige Fachwissenschaft erlauben. (sj)

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