Meeresspargel aus der Wüste

Joint Venture soll Millionenprofite machen - 120 Vertreter von Hochschulen tagten in Bonn zum Thema Existenzgründungen

Bonn. Carl Hodges ist Physiker, Umweltforscher - und Visionär. Der Wissenschaftler von der University of Arizona hat in Eritrea am Roten Meer eine kommerziell betriebene Seewasserfarm aufgebaut.

30 Millionen Dollar und 16 Jahre Zeit haben Hodges und Forschungskollegen, internationale Geldgeber und die eritreische Regierung in das 2 000 Hektar große Areal investiert: Hier werden seit drei Jahren Garnelen und Tilapia-Fische gezüchtet, vor allem aber ein von Hodges'' Team entwickeltes Gemüse: "Meeresspargel". Um zu gedeihen, braucht er nur Wüstensand, Meerwasser und die nährstoffreichen Exkremente von Garnelen und Fischen.

In feinen Fischlokalen gilt das salzige Gemüse als Delikatesse. Man kann aus ihm Backmehl machen, und aus den Samen lässt sich Öl für die feine Küche oder Gesichtscreme produzieren. Damit nicht genug: Das Blattgrün gilt als gutes Viehfutter, und aus den kleinen Zweigen werden Briketts zum Kochen und Heizen. Das Meerwasser, das den Spargel bewässert, fließt in künstlich angelegte Feuchtgebiete mit Hunderttausenden von Mangroven - inzwischen Heimat von 150 Vogelarten.

Das Joint Venture zwischen Hodges'' Unternehmen und dem Staat Eritrea soll Millionenprofite machen, zunächst mit der Garnelenzucht. Aber der Mangrovenwald wird auch zum Anziehungspunkt für Ökotouristen aus Europa und den USA werden, prophezeit Hodges, der ein Nobelrestaurant und ein Luxushotel plant.

Carl Hodges war der Paradiesvogel bei einer internationalen Konferenz im Gustav-Stresemann-Institut: Die Beratungsstelle "EuroConsult" im Internationalen Zentrum der Uni hatte zur Tagung über Unternehmensgründungen aus Hochschulen geladen. 120 Teilnehmer waren angereist; von europäischen Hochschulen, aber auch aus Israel, Nigeria, Argentinien und Australien.

Von Projekten wie dem Alleskönner-Spargel können die meisten nur träumen - doch kündeten alle Vorträge von gelungenen Initiativen, mehr Unternehmergeist in die Hochschulen zu bringen. Thema waren dabei vor allem der Austausch über erfolgversprechende Konzepte und Programme und mögliche Kooperationspartner zur besseren Vermarktung der Forschungsergebnisse.

Drei Erfolgsfaktoren beschrieb Professor Guido Langouche von der Universität Löwen in Belgien: wissenschaftliche Exzellenz, ein Klima für Innovationen und Unternehmensgründungen an der Hochschule und Netzwerke mit Unternehmern und Investoren in der Region.

Peter van der Sijde von der Universität Twente (Niederlande) hob die Wichtigkeit der internationalen Dimension bei der Unternehmensgründung hervor, warnte aber vor Eins-zu-eins-Übertragungen von Konzepten: "Der Erfolg hängt von den regionalen Bedingungen ab. Was an einem Ort funktioniert, kann anderswo scheitern."

Lob hatte van der Sijde für das EU-Projekt USINE zur Förderung von Unternehmensgründungen aus Hochschulen parat, dessen Abschluss der Anlass für die Konferenz war: "U(niversity) S(tartUp of) In(ternational) E(ntrepreneurs)" helfe Wissenschaftlern bei typischen "Gründer-Problemen". Das Konzept, ursprünglich an der Uni Bielefeld entwickelt, wurde an der Ecole Polytechnique in Paris und der Universidad de Valencia erprobt; weitere Partner aus Israel, Schottland und Polen unterstützten die drei Hochschulen mit ihrem Know-how.

Mehr unter: www.usine.uni-bonn.de/use-it

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