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Marktplatz für "virtuellen Grundbesitz": Drei Bonner Studenten vermakeln Internet-Adressen

Bonn. "Es ist so wie im richtigen Leben. Nur der zahlt, der etwas kaufen möchte", sagt Raphael Vollmar. Und umreißt damit auch gleich den Service der Internetfirma " dontsleep.de", die der 23-jährige Bonner Student zusammen mit zwei gleichaltrigen Freunden gegründet hat. Über diese Firma kann eine besondere Art von "Immobilie" ge- oder verkauft werden: Internetadressen mit klingenden oder interessanten Namen, so genannte Domains.

Die Geschäftsidee scheint ein Volltreffer zu werden. "Die Tendenz ist steigend. Es werden immer mehr Kunden", sagt Vollmar. Inzwischen nehmen rund 50 Interessenten pro Monat den Dienst von dont-sleep.de, einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts, in Anspruch. Und so funktioniert es: Jeder, der eine Adresse feil bieten möchte, kann sich auf seine Webseite das Banner der jungen Internetfirma laden und damit potenziellen Kunden, die im Netz nach einer attraktiven Adresse suchen, signalisieren, dass er sich von seiner Domain trennen will.

Ein Klick auf das Banner führt dann zurück zu den Webseiten von "dont-sleep.de", wo der Kauf dann perfekt gemacht wird. Die Bonner Studenten haben im Internet durchaus Konkurrenz, etwa "domainauktion.de" oder den von drei Freiburger Studenten kürzlich gegründeten Sammeldienst "www.sedo.de".

Diese virtuellen Marktplätze stellen lange Listen mit verkäuflichen Domainadressen ins Netz, der Interessent gibt sein Gebot online ab und erhält auch online den Zuschlag. Im Unterschied dazu arbeitet dontsleep.de persönlicher. "Wir sind der einzige echte Makler im Netz, weil wir uns auch außerhalb des Internets mit dem Kunden auseinandersetzen", erläutert Vollmar.

Kommt ein Gebot herein, wird es bei dontsleep.de ausgedruckt und per Post an den derzeitigen Inhaber der Domain geschickt. Wie bei einer "normalen" Immobilie wird bei Besitzerwechsel ein Notar eingeschaltet. "Wir helfen, das Geschäft über die Bühne zu bringen, die Internetadresse professionell und marktgerecht zu verkaufen oder zu vermieten, und das zu einem fairen Preis", sagt Vollmar.

Bei jeder erfolgreichen Vermittlung eines virtuellen Grundbesitzes kassieren die jungen Domain-Makler fünf Prozent des Verkaufspreises, mindestens aber 50 Mark. Den Anbieter kostet die Inanspruchnahme von dontsleep.de nichts.

Die drei Firmengründer haben gemeinsam am Josephinum in Bonn ihr Abi gemacht. Vollmar hat dann eine Bankausbildung bei der Sparkasse Bonn absolviert und studiert seit dem Herbst in Maastricht "International Management". Er ist in der Firma für die geschäftliche Umsetzung zuständig. Tobias Vels, der den rechtlichen Bereich im Unternehmen betreut, studiert an der Uni Bonn Jura und steht kurz vor dem ersten Staatsexamen; und Christoph Blank, der gerade seine Diplomarbeit bei Siemens in Bonn schreibt und in Kürze IT-Volkswirt der Berufsakademie Mannheim sein wird, ist für Hard- und Softwarefragen verantwortlich.

Die Adressenmakelei war aber offenbar nur ein Anfang. Denn die Bonner Studenten sind nun dabei, ihre Idee für eine zweite Firma umzusetzen und haben dazu ein Joint Venture mit "nightspirit.de" geschlossen.

Gemeinsam wollen sie das Projekt "pizzasuche.de" verwirklichen - ein Bringservice übers Internet. Nicht nur für Pizzas, sondern für Lieferdienste jeglicher Art - ob asiatisch, italienisch, griechisch oder türkisch. Nach Vollmars Ansicht erspart das Hungrigen die lästige Suche nach den Werbezetteln der Essenslieferer. "Die stecken zwar ständig im Briefkasten, aber wenn man sie wirklich braucht, sind sie nicht auffindbar."

Einen ähnlichen Internetservice gibt es nach den Informationen der Studenten zwar schon, aber das schreckt das Bonner Trio nicht ab. Dieser Anbieter hat nämlich quer durch Deutschland nur ein oder zwei Pizzerien, Türken oder Griechen pro Stadt im Angebot. Die Bonner und ihr Partner streben dagegen einen deutschlandweiten Vollservice an. "Alles, was liefert und bringt, ist drin", betont Vollmar. Also zum Beispiel die mehr als 100 Pizzabestelldienste in Bonn und rund 280 in Köln.

So soll es funktionieren: Wer in Bonn Hunger auf seine Lieblingspizza verspürt, braucht dann nur noch die eigene Postleitzahl bei "pizzasuche.de" einzugeben und kann sie auf der Bestellliste anklicken. Wenn es die frischeste Pizza sein soll, kann er den ihm nächst gelegenen Pizzabestellservice anklicken. Soweit steht das Konzept der drei Bonner zur Pizzasuche. Nun brauchen sie nur noch einen Sponsor, der hilft, pizzasuche.de endgültig im Internet zu etablieren.

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